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Blogs

Daniel Müller10. Februar 2009

Rund 4000 Journalisten berichten von der Berlinale. Aber auch Weblogs halten das Ges(ch)ehene fest. Die Qualitätsspanne ist groß, was Form und Inhalt angeht. Hier eine kleine Auswahl.

https://p.dw.com/p/Gqw2
Hände auf einer Laptop-Tastatur
Hackende HändeBild: AP

Tristesse Deluxe

Screenshot des Internet-Blogs "Tristesse Deluxe"
Der stylische Blog

Der freiberufliche Kulturmanager Tillmann Allmer betreibt das Blog "Tristesse Deluxe". Auf den ersten Blick wirkt es stylish, zurückgenommen und selbstironisch. Ganz oben unter dem Titel der Seite steht: "mir fällt gerade überhaupt keine tagline ein". Taglines sind Untertitel, die die Botschaft der Seite in einem Satz fokussieren. Wenn Allmer dann noch einen Link zu dem kleinen wie feinen Dokumentarfilm "Ostkreuz" auf Youtube einbindet, ist das fantastisch. "Ostkreuz" ist ein Film über einen Berliner S-Bahnhof vor seiner Sanierung. Solche Beispiele machen deutlich wieviel wertvolle Filme es gibt, die oft keine Chance haben, eine größere Öffentlichkeit zu bekommen. Der zweite Blick enthüllt aber die Schwächen von "Tristesse Deluxe". Wenn Allmer in seiner Kritik zu dem Berlinale-Beitrag "Marin Blue" aus der Selektion "Forum" inflationär oft Schnoddrigkeiten wie "atmosphärischem Gewurschtel", "Schauspiel-Gezippel" und "gequirlter Quark" gebraucht, dann wirkt das Ganze nicht mehr ironisch-distanziert, sondern eher belanglos.

Festivalblog

Screenshot des Internet-Blogs "festivallblog.com"
Sinnlich aber fehlerhaft

"festivalblog.com" spielt visuell mit der Herkunft des Kinos: dem Jahrmarkt. Die großen Lettern des Blog-Titels blinken förmlich wie auf einer Kirmes, die einzelnen Sektionen der Berlinale sind hier in dicken Farbbuttons anzuklicken. Für "festivalblog" arbeiten zwölf freie Autoren aus verschiedenen Richtungen wie Kunstgeschichte, Literaturwissenschaft und Journalismus. Es gibt amüsante und fundierte Artikel wie die Kritik über "When you´re strange". Das ist der neue Dokumentarfilm von Tom DiCillo über die Band "The Doors". Genauer betrachtet ist "Festivalblog" bisweilen aber eher unbefriedigend. Der Text über "The Shock Doctrine" von Michael Winterbottom wartet mit Rechtschreibefehlern auf ("Guantonam ist abert…"), die das Lesen wirklich unattraktiv machen. Das passiert allen Journalisten und auch den Großen von "Zeit" und "Spiegel". In diesen Häusern werden die Artikel aber von mehreren Personen auf Fehler überprüft. Zugegeben - in Tagebüchern (und als solche gelten Weblogs landläufig) geht es nicht primär um sachliche Richtigkeit, sondern vielmehr um das Festhalten von Gefühlen. Nur das Gefühl bei "festivalblog.com" ist: Gute Unterhaltung, aber ist das gut genug?

Junge Journalisten für die Berlinale

Screenshot des Internet-Blogs "Junge Journalisten.Berlinale"
Blog für die Kleinen

Die Berlinale bloggt auch selber: Mit "Junge Journalisten.Berlinale", einem Nebenprodukt der Berlinale-Sektion "Generation". Das ist die Reihe für Kinder- und Jugendfilme. Besonders an diesem Blog: Etwa 35 Kinder und Jugendliche zwischen 11 und 18 Jahren schreiben für "Junge Journalisten.Berlinale" - ob Reportagen, Kritiken oder Interviews. Die jungen Mitarbeiter haben sich bei der Redaktion unter der Leitung der Journalistin Julia Kaiser gemeldet und eine Akkreditierung bekommen. Ihre Arbeit ist unbezahlt; dafür haben sie die Chance, den Beruf des Journalisten genauer kennen zu lernen. Die erste Wirkung der Seite ist optisch: Sie wirkt etwas dünn, wenngleich sehr übersichtlich. Der Inhalt ist dem Alter der Schreibenden angemessen und oft sehr charmant: Wenn Tita Hagen (13) in ihrer Reportage schreibt "Moritz Bleibtreu,…, ist auch zu sehen und wird von allen Seiten umdrängt. Schließlich habe auch ich die tolle Gelegenheit, ihn etwas zu fragen", dann motiviert das direkt weiter in dem Blog zu stöbern. Die Zielgruppe ist klar definiert.

Blog as Blog can

Ob und wie relevant Weblogs überhaupt sind, darüber mag man streiten. Das Unmittelbare, Direkte macht auf jeden Fall ihren Charme aus. Aber darin ist eben auch ihre Schwäche begründet. Aus dem schnellen "Reinhacken" der Journalisten wird bei Bloggern bisweilen etwas Unseriöses, das irritieren kann.