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Mann hinterm Projektor

Marius Zekri6. Februar 2009

Während sich die Stars und Sternchen auf der Berlinale Filme ansehen und Kontakte knüpfen, müssen sie arbeiten: Die Filmvorführer. Während eines so großen Festivals eine besondere Herausforderung.

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Filmvorführer Jörg Maske (Februar 2009, Quelle: DW)
Stimmt alles? Filmvorführer Jörg Maske bei der ArbeitBild: DW

Ein Projektor rattert in einem fast fensterlosen Raum vor sich hin. Es ist der Vorführraum eines Berliner Kinos, der Arbeitsplatz von Jörg Maske. Der Raum ist klein und auch nicht sonderlich gemütlich. Zwei Projektoren, ein Stahlregal, und ein paar Ohrenschützer gegen den Projektorlärm – mehr nicht. Jörg Maske ist dennoch zufrieden: Filmvorführer ist für den 41-jährigen ein Traumjob.

Filmvorführer Jörg Maske (Februar 2009, Quelle: DW)
Mit seinen rund 20 Jahren Berufserfahrung zählt Jörg Maske zu den alten Hasen im GeschäftBild: DW

Bereits als Kind sammelte er begeistert Schmalfilme und so war es für ihn nur logisch, später sein Hobby auch zum Beruf zu machen. Ende der 80er Jahre begann er in Berlin. "Früher", so schwärmt Maske, "war Filmvorführer noch ein Ausbildungsberuf – als das Licht noch mit Kohlestäben erzeugt wurde und der Film noch anfangen konnte zu brennen". Heute werde man nur noch angelernt, sagt er.

20 Jahre im Vorführraum

Mit seinen rund 20 Jahren Berufserfahrung zählt Jörg Maske zu den alten Hasen im Geschäft. Mit Beginn der Berlinale warten auf ihn besondere Herausforderungen, denn die Anforderungen an Filmvorführer sind hoch bei diesem Festival, das zu den drei wichtigsten weltweit zählt. "Jede Berlinale-Vorführung ist ein Unikat und ein Ereignis. Dazu kommt noch, dass wir die Filme nur einzelnaktig, also Rolle für Rolle, zeigen dürfen", erzählt Maske. Für ihn heißt Berlinale – alle 17 bis 18 Minuten muss er die Filmrolle wechseln und auf einen anderen Projektor überblenden. Das ist Feinarbeit, die viel Erfahrung und Gefühl verlangt – und die von Maske und seinen Kollegen jede Menge Konzentration fordert. Zumal die Filmvorführer während der Berlinale die ganze Zeit in ihrem Projektorraum bleiben sollen.

Und so wird Jörg Maske vom Festival selbst nur wenig mitbekommen – die Berlinale ist für ihn im Wesentlichen das, was er durch das schmale Sichtfenster im Vorführraum auf der Leinwand sieht. Doch die Arbeit bringt auch deutlich mehr Stress als "normale" Kinoabende. Schließlich darf nichts schief gehen, wenn lauter Stars, Produzenten und Journalisten im Saal sitzen.

70-mm-Kino im "International"

Filmvorführer Jörg Maske (Februar 2009, Quelle: DW)
Die Berlinale ist für Maske eine besondere HerausforderungBild: DW

Mit der Ruhe eines Routiniers steht er in seinem Vorführraum. Seine Maschinen kennt er aus dem Eff-Eff, mit geübten Griffen legt er Filmkopien in die Projektoren ein – vorbei an einem komplizierten Labyrinth von Umlenkrollen und Transporträdern. Während des Festivals ist Maske Vorführer im Berliner Kino "International", wo ein Teil der Retrospektive läuft. Gezeigt werden Breitwandfilme im 70-mm Format – doppelt so breit wie eine normale Filmkopie und ein Relikt aus alten Kinotagen. Und Jörg Maske ist einer der wenigen Menschen, der diese Filme vorführen darf.

Schon seit Wochen bereiten er und seine Kollegen sich auf diese zehn Berlinale-Tage vor. Im Kino "International" wurde der Vorführraum dafür umgebaut, es wurden neue Projektoren montiert, tagelang haben sie den Umgang mit der neuen Technik geprobt. Wenn die ersten Filmrollen von Monumentalfilmklassikern wie "Ben Hur", "Cleopatra" oder Stanley Kubricks "2001" in Maskes Vorführraum liegen, wird der Druck bestimmt noch ein kleines bisschen größer. Diese Breitwand-Klassiker aus den Archiven stehen für Maske auch für ein besonderes - und mittlerweile reicht seltenes – Kinoerlebnis.

"Das Bild steht wie 'ne eins"

"Das ist halt richtig großes Kino", schwärmt Maske. "Es gibt richtig große Panoramaaufnahmen, nicht diese schnellen Schwenks und Schnitte, wie sie heute in Filmen üblich sind. Außerdem steht das Bild wie 'ne eins". Anders als viele Kollegen hat Maske selbst auch noch 70 mm-Filme vorgeführt, bevor dieses Kinoformat Anfang der 90er Jahre ausstarb.

Darum freut er sich nicht nur darauf, diese Filme zu zeigen, er freut sich auch darauf sie zu sehen – wenn auch nur durch das kleine Fenster, mit dem er aus dem Vorführraum auf die Leinwand im Kinosaal unter ihm blicken kann.