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Geschäft mit der Hoffnung - Ghana und das Öl

Stefanie Duckstein11. Februar 2009

Im Juli 2007 verkündete Ghanas Ölgesellschaft einen enormen Erdölfund. Während die Regierung von einer Entdeckung von Weltklasse spricht, warnen Kritiker vor der größten Herausforderung seit Ghanas Unabhängigkeit.

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Öltanker in der Verladestation in Tema der wichtigsten Hafenstadt Ghana's
Hoffen auf das große Geschäft: GNPC, die staatliche Ölgesellschaft GhanasBild: Stefanie Duckstein

Kwame Ntow Amoah ist ein Mann der Zahlen. Sein Büro liegt im 6. Stock des Petroleum-Hauses, 55 Kilometer östlich von Ghanas Hauptstadt Accra entfernt, in Tema, der Stadt mit dem wichtigsten Frachthafen des Landes. Amoah sticht mit dem Finger auf eine Landkarte, fährt grünen und roten Linien hinterher. „Wir schätzen die Gesamtgröße des Ölfeldes auf etwa 800 Millionen Barrel.“ Kwame Ntow Amoah ist technischer Leiter in Ghanas staatlicher Öl Gesellschaft, der Ghana National Petroleum Corporation und seit 18 Jahren im Ölgeschäft. Da kenne er sich nunmehr bestens aus, besser als so mancher Investor, meint Amoah. In seinem Rücken gibt das Fenster den Blick frei auf den Frachthafen von Tema und den Atlantischen Ozean. Schaut Amoah aufs Meer, glaubt man ihn lächeln zu sehen. Denn da draußen, weit im Westen und über 50 Meilen Off Shore, liegt die Verheißung. Da draußen schlummert bares Geld. „Rechnen wir mit einem Ölpreis von mindestens US-Dollar 85 pro Fass, dann erwarten wir einen Gewinn von 14 Milliarden Dollar“.

Öl von Weltklasseniveau

Strassenszene in Nima Accra
Der Nima-Markt in AccraBild: Stefanie Duckstein

Was die Euphorie und die erwarteten Ölmengen angeht ist Amoah ganz auf einer Linie mit den Ölfirmen. Vor Ghanas Küste schieben seit Jahren amerikanische, britische oder russische Firmen ihre Ölpumpen in den schlickigen Meeresboden – in der Hoffnung auf das ganz große Geschäft. An der Entdeckung aus dem vergangenen Jahr ist auch das britisch-irische Consortium Tullow Oil beteiligt. Das Jubilee Field sei der größte Ölfund seiner Firma seit über 20 Jahren, sagt Jan Smulders, und hebt die Augenbrauen. “Sowohl für Ghana als auch für die Ölfirmen ist das Ganze absolut großartig. Über 500 Millionen Barrel qualitativ hochwertiges Öl – das ist wirklich Weltklasseniveau.“

„Reich werden wir sein“

Ghana Öl Erwartungsvoll: Kojuo Osunje, Fischer in Takoradi Foto: Stefanie Duckstein / DW
Erträuemen sich eine strahlende Zukunft: Kojuo Osounje und seine EnkelBild: Stefanie Duckstein

Vier Autostunden von Accra entfernt wächst die Kleinstadt Takoradi langsam zur logistischen Drehscheibe des Öl-Geschäfts an. Von Takoradi aus starten die Hubschrauber im Tiefflug zur Ölplattform. Takoradis Hafen wird der Umschlagplatz für Personal, Proviant und Gerät. In einer kleinen Bucht am Fuße von New Takoradi schlagen die Wellen hart an den Rand der Fischerboote. Das Meer ist noch immer so rau, dass Kojuo Osounje nicht raus kann mit seinem Kanu. Er hockt am Ufer mit den anderen Fischern und sie erträumen sich, wie es wohl sein wird, ihr Land, Ghana, mit Öl. “Mit diesem Öl wird unser Land reich. Ich bin ja schon alt, aber meine Enkel zum Beispiel, sie werden ein besseres Leben führen mit allen Annehmlichkeiten“ meint Osounje.

Zeichen des Unheils

Während bei vielen die Erwatungen hohe Wellen schlagen formiert sich in Accra lautstarke Kritik – unter Menschenrechtlern, unter Journalisten. Kwesi Pratt, Herausgeber der Wochenzeitung The Insight, streckt die Arme weit von sich. Schaue man nach Westen, nach Nigeria oder nach Süden, nach Angola oder Äquatorial-Guinea, in keinem der Länder habe die Bevölkerung von dem Reichtum profitiert. Und auch was Ghana angeht ist Pratt eher skeptisch. “Die erste Reaktion des Sonderberaters unseres Präsidenten auf den Ölfund war: nun bekommen wir die Gelegenheit, Millionäre zu erschaffen! Sie denken nicht daran, die Brücke zwischen Arm und Reich zu schließen. Sie denken auch nicht an einen besseren Zugang zu Bildung und Gesundheitsvorsorge. Schon von Beginn an kann man die Zeichen des Unheil der Zukunft erkennen.“

Ghana Öl Sie werden profitieren: Schüler auf dem Platz der Unabhängigkeit in Accra Foto: Stefanie Duckstein / DW
Wohlstand? Eine Sache von Generationen.Bild: Stefanie Duckstein

Auch die Korruption in seinem Land sei alarmierend, ruft Pratt in den Raum. Transparency International platziert Ghana auf dem Korruptionsindex für das Jahr 2008 auf Rang 67 von 180 gelisteten Ländern. Die Rolle der Nationalen Öl Gesellschaft, GNPC, ist in den Augen Kwassi Pratts höchst zweifelhaft. Denn die GNPC steckt in einer heiklen Doppelfunktion: einerseits reguliert sie im Auftrag der Regierung den Ölsektor, auf der anderen Seite ist sie Ölproduzent. „Wir müssen eben hellwach sein", entgegnet Francis Appiah solchen Bedenken. Appiah ist Vorsitzender des African Peer Review Mechanism-Sekretariats für Ghana, einer Institution, welche die Regierungsführung afrikanischer Staaten beurteilt.“Wir in Ghana sind fest entschlossen die Fehler der anderen nicht zu wiederholen. Ich glaube, wir haben eine neue Geisteshaltung gewonnen, die es uns erlaubt, Ghana zu entwickeln. In ein oder zwei Generationen werden Sie den Wandel sehen können.“