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Todesurteile im chinesischen Milchskandal

22. Januar 2009

Im Skandal um verseuchtes Milchpulver hat ein Gericht in China drei Männer zum Tode verurteilt und hohe Haftstrafen verhängt. Wer die Krankenhaus-Kosten der Opfer übernimmt, ist unklar.

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Chinesische Polizeibeamten riegelten das Gericht ab.
Abgeschirmt - die Urteile wurden unter Ausschluss der Öffentlichkeit verkündetBild: AP

Nach dem Verzehr von mit Melamin verunreinigter Milch waren 2008 mindestens sechs Kinder in China gestorben und rund 300.000 erkrankt. Den am Donnerstag (22.1.2009) zum Tode Verurteilten wurde zur Last gelegt, aus Profitgier Babymilch mit Wasser und Industriechemikalien gestreckt und verkauften zu haben.

Die Todesstrafen ergingen wegen "Gefährdung der öffentlichen Sicherheit" und wegen "Herstellung und Verkauf giftiger Nahrungsmittel". Eine der verhängten Todesstrafen wurde für zwei Jahre auf Bewährung ausgesetzt und kann dann zu lebenslanger Gefängnisstrafe umgewandelt werden.

Molkerei-Chefin Tian Wenhu bekommt lebenslange Haftstrafe

Zhang Zhenling verbeugt sich auf einer Pressekonferenz. Er ist der neue Chef von Sanlu - er entschuldigte sich für das Handeln der Molkerei
Zhang Zhenling ist der neue Chef von Sanlu - er entschuldigte sich für das Handeln der MolkereiBild: AP
Die ehemalige Chefin des verwickelten Molkereikonzerns Sanlu, Tian Wenhu, und zwei weitere Angeklagte seien zu lebenslanger Haft verurteilt worden, meldete die amtliche Nachrichtenagentur Neues China. Tian Wenhu war die prominenteste Angeklagte im Zusammenhang mit dem Lebensmittelskandal. Sie hatte sich schuldig bekannt.

Außer bei Sanlu waren Melamin belastete Milchprodukte bei rund zwei Dutzend chinesischen Milchherstellern gefunden worden, da die Panscherei offenbar weit verbreitete Praxis in der Milchindustrie war. Die Konzentrationen bei Sanlu waren aber vergleichweise hoch.

Mit der Beimengung von Melamin sollte künstlich ein höherer Eiweißgehalt und eine bessere Qualität der Milch vorgetäuscht werden. In der Industrie wird Melamin als Bindemittel eingesetzt.

Familien verlangen höhere Entschädigung

Der Onkel eines erkrankten Kindes in der Kinderstation eins Krankenhauses. Er deutet auf eine Packung Babynahrung. Eltern vertrauten den Herstellern chinesischer Babyprodukte - nun fordern sie Entschädigung.
Eltern vertrauten den Herstellern chinesischer Babyprodukte - nun fordern sie Entschädigung für ihr Leiden und die hohen Krankenhaus-KostenBild: AP
Insgesamt wurden bisher zwölf Urteile gesprochen, der Prozess ist der Auftakt zu einer ganzen Serie von Gerichtsverfahren. Die Urteile wurden unter Ausschluss der Öffentlichkeit verkündet. Vor dem Gerichtsgebäude harrten am Donnerstag mehrere Familien von Opfern aus, die die Bestrafung der Schuldigen verlangten.

Die Eltern drängen auch auf eine Regelung zur Begleichung der hohen Krankenhauskosten. Molkereien wie Sanlu hatten den Familien der Opfer Entschädigungen angeboten. Diese erscheinen den meisten Eltern wegen der hohen Behandlungskosten viel zu niedrig.

200 Väter und Mütter forderten in der Woche zuvor vom Obersten Gericht in Peking eine Entscheidung, wer die Behandlung der Nierenleiden ihrer Kinder bezahlt. Ob das Gericht den Fall annimmt, ist noch offen. Einige hundert Babys und Kinder liegen heute noch im Krankenhaus. (sas)

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