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Raketen aus dem Libanon treffen Israel

8. Januar 2009

Nach einer vorübergehenden Feuerpause gehen die Kämpfe im Gazastreifen weiter. Auch aus dem Libanon wurden nun Geschosse in den Norden Israels abgefeuert. In Kairo beginnen Gespräche über eine Waffenruhe.

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Israelische Soldaten am 6. Januar im Gazastreifen(Quelle: dpa)
Israelische Soldaten am 6. Januar im GazastreifenBild: picture-alliance/ dpa

Erstmals seit Beginn der israelischen Militäraktion im Gazastreifen sind am Donnerstag (8.1.2009) Raketen aus dem Libanon auf den Norden Israels abgefeuert worden. Mindestens drei Geschosse seien in der Gegend von Naharija eingeschlagen, teilte die Polizei mit. Rettungskräfte sprachen von mindestens einem Verletzten. Naharija liegt etwa acht Kilometer südlich der Grenze zum Libanon.

Israelische Streitkräfte hatten nach eigenen Angaben mit Raketenangriffen der libanesischen Hisbollah-Miliz gerechnet. Auch im Süden Israels schlugen am Morgen sechs Raketen ein. Diese wurden vom Gazastreifen aus abgefeuert.

Israelische Panzer und Helikopter Richtung Chan Junis

Die israelische Armee verstärkte in der Nacht zum Donnerstag ihre Offensive im Süden des Gazastreifens. Nach Augenzeugenberichten drangen aus Israel Dutzende Panzer in das Palästinensergebiet ein. Die Panzer rollten begleitet von Helikoptern über den Grenzübergang Kissufim in Richtung der Stadt Chan Junis, einer Hochburg der radikalen Palästinenserorganisation Hamas.

Angriffe wurden angekündigt

Ein Palästinenser liest ein israelisches Flugblatt(Quelle: AP)
Palästinenser liest ein israelisches FlugblattBild: AP

Zugleich bombardierten Kampfflugzeuge die Stadt Rafah an der Grenze zu Ägypten, um von den Palästinensern gegrabene Tunnel zu zerstören. Diese werden unter anderem genutzt, um Waffen in das abgesperrte Gebiet zu schmuggeln. Zuvor hatte Israel die Angriffe angekündigt. Die Luftwaffe warf in der Gegend von Rafah Flugblätter ab, in denen die Palästinenser aufgefordert wurden, ihre Häuser unverzüglich zu verlassen. Mehr als 5000 Menschen flüchteten sich daraufhin in zwei UN-Schulen.

Nach Berichten des US-Senders CNN und des arabischen Senders Al-Dschasira verstärkten die israelischen Truppen auch ihre Angriffe im Norden des Gazastreifens. Korrespondenten berichteten von der nahe gelegenen israelischen Grenze, es seien schwere Explosionen und der Lärm von Flugzeugen und Kampfhubschraubern aus dem Gebiet zu hören gewesen. Al-Dschasira meldete, dass erneut auch das Regierungsgebäude in Gaza angegriffen worden seien.

Israel knüpft Waffenruhe an Bedingungen

Palästinenser in zerstörtem Gebäude (Quelle: AP)
Die Bewohner des Gazastreifens fühlen sich kaum noch irgendwo sicherBild: AP

In Kairo beginnen am Donnerstag Gespräche über einen von Ägypten und Frankreich vorgelegten Plan für ein umfassendes Waffenstillstandsabkommen. Dazu reist eine Delegation um Amos Gilad, einen engen Vertrauten von Israels Verteidigungsminister Ehud Barak, in die ägyptische Hauptstadt.

Der von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy und seinem ägyptischen Kollegen Hosni Mubarak entworfene Plan sieht zunächst eine befristete Waffenruhe vor, der Gespräche über eine Lösung des Konflikts folgen sollen. Außerdem soll die Versorgung der Bevölkerung im Gazastreifen ermöglicht werden.

Vor Beginn der Unterredungen pochte Barak noch einmal auf die Erfüllung israelischer Sicherheitsforderungen. Der Militäreinsatz gegen die Hamas im Gazastreifen ziele darauf ab, für die Menschen im Süden Israels eine "sicherere Wirklichkeit zu schaffen", sagte er laut einem Bericht der israelischen Tageszeitung "Haaretz" bei einem Treffen mit EU-Chefdiplomat Javier Solana am Mittwoch. Sollte ein mögliches Waffenruheabkommen dieses Ziel nicht erfüllen, "werden die israelischen Streitkräfte ihren Einsatz im Gazastreifen fortsetzen und möglicherweise noch ausdehnen".

Die Hamas erklärte, sie werde keine Initiative unterstützen, die nicht einen Rückzug der israelischen Truppen aus Gaza und eine Öffnung aller Grenzübergänge vorsehe. Auch der Vorschlag einer internationalen Friedenstruppe für den Gazastreifen sei inakzeptabel, sagte ein Hamas-Sprecher im Libanon.

Weltsicherheitsrat weiter uneins über Resolution

Der Weltsicherheitsrat ringt weiter um eine gemeinsame Position zum Gaza-Konflikt. "Es gibt heute keine Einstimmigkeit", sagte der amtierende Präsident des Gremiums, der französische UN-Botschafter Jean-Maurice Ripert. Die arabischen Staaten wollen eine verbindliche Resolution, die eine sofortige Waffenruhe und den Rückzug der israelischen Truppen verlangt.

Dagegen befürworten die USA, Großbritannien und Frankreich eine abgeschwächte Erklärung, die zum Ausdruck bringt, dass ein dauerhafter Waffenstillstand Garantien für eine Öffnung der Grenzübergänge und das Ende des Waffenschmuggels durch die Hamas erfordert.

Erstmals dreistündige Feuerpause

Am Mittwochnachmittag hatte es erstmals seit Beginn der Militäroffensive vor 13 Tagen eine Feuerpause von drei Stunden gegeben. Sie sollte den 1,5 Millionen Bewohnern des Gazastreifens Gelegenheit geben, sich mit Lebensmitteln und Medikamenten zu versorgen.

Bei den Kämpen wurden bisher insgesamt etwa 700 Menschen getötet. Davon waren nach Angaben der palästinensischen Behörden und der UN etwa 300 einfache Bewohner des Gazastreifens, unter ihnen mindestens 130 Kinder unter 16 Jahren. (gri)