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Magisches Australien

Stephanie Josst22. Dezember 2008

'Australia' heißt das neueste Werk von Regisseur Baz Luhrmann aus "Down Under". Mit Hollywood-Bestbesetzung schwelgt der Film in Erinnerungen an die Selbstfindung einer Nation - Liebe, Abenteuer und Krieg inklusive.

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Nicole Kidmann und Hugh Jackman (Quelle: AP/20th Century Fox, James Fisher)
Nicole Kidman Arm in Arm mit Filmpartner Hugh JackmanBild: AP

Im neuesten Werk "Australia" von Regisseur Baz Luhrmann haben nicht nur Nicole Kidman und Hugh Jackman als gegensätzliches Traumpaar Premiere, erstmals ist auch der Kontinent "Down Under" Gegenstand einer filmischen Großaufnahme. Und mit seinem 160-Minuten-Epos hat sich Luhrmann eine Menge vorgenommen: "Australia" soll alles sein – Liebes-, Kriegs- und Abenteuergeschichte sowie die Suche nach der Identität einer Nation.

Feine Lady wird zum Cowgirl

Nicole Kidman (Quelle: APJames Fisher, 20th Century Fox)
Nicole Kidman auf der FluchtBild: AP

Das am Donnerstag (25.12.2008) in den deutschen Kinos anlaufende Spektakel schlägt einen weiten Bogen von England zur Zeit des Zweiten Weltkrieges, von wo aus die aristokratische Lady Sarah Ashley 1939 die weite Reise um den Erdball an den äußersten Rand des britischen Empires antritt. Grund für den Besuch des fünften Kontinents ist ihr vermeintlich untreuer Ehemann, der im Northern Territory eine Rinderfarm betreibt.

Dort angekommen kann sie jedoch nur noch seinen Tod feststellen – ein Aborigine soll den Gatten ermordet haben, wie der intrigante Vorarbeiter Fletcher behauptet. Daraufhin wirft Sarah ihn kurzerhand raus und ist sich nicht zu schade mit Hilfe einer Notmannschaft 1500 Rinder quer durchs Outback zu treiben. Mit dabei ist auch Cowboy Drover, mit dem die Dame aus feinem Hause später noch mehr verbinden wird, als ihr zunächst lieb ist.

Rassismus wird romantisch verklärt

Als roter Faden zieht sich der Rassismus der "Weißen" gegen die australischen Ureinwohner durch den Kinofilm. Aufhänger ist Erzähler und Sympathieträger Nullah, Kind einer Aborigine und eines weißen Siedlers, der nach einem dramatischen Kampf wie viele Kinder damals in einer staatlichen Erziehungsanstalt landet – eine diskriminierende Praxis, die in Australien erst im Jahr 1973 endgültig abgeschafft wurde.

Doch der Verweis auf die "gestohlene Generation" bietet keinen Stoff für ein klassisches Sozialdrama. Vielmehr demonstriert der Regisseur eher eine romantisch gefärbte, verklärte Sicht auf das Aborigine-Weltbild.

Jackman sieht sich als Romantiker

Nicole Kidman und Hugh Jackman (Quelle: EPA/Daniel Deme)
Das Film-Traumpaar gemeinsam bei der Premiere von "Australia" in LondonBild: picture-alliance / dpa

"Es ist die Rolle meines Lebens", schwärmte der australische Schauspieler Hugh Jackman im Gespräch mit der Zeitschrift "Für Sie". Nicht nur, weil er selbst Australier sei, sondern auch, weil ihm nostalgische und romantische Abenteuerfilme wie dieser selten begegnet sind. Für Jackman ist "Australia" ein Film in der Tradition von "Vom Winde verweht" oder "Jenseits von Afrika".

Die Dreharbeiten in der Wildnis habe er genossen. "Abends haben wir immer ein Lagerfeuer angezündet und im Fluss geangelt – für mich war das Glück pur", sagt der Schauspieler, der sich selbst als Romantiker bezeichnet. Zwar streue er seiner Frau nicht täglich Blütenblätter aufs Bett, freue sich aber, wenn sich romantische Gelegenheiten ergeben.

Klischees reihen sich aneinander

Dennoch haben die vielen nostalgisch angehauchten Naturschauspielbilder des Films auch eine kleine ironische Wirkung. Und auch die neuen "Aussies", die Siedler aus der ehemaligen Zuchthäusler-Kolonie der Briten, sind ebenso klischeehaft dargestellt wie die Aborigines. Zuviel Alkohol, Prügel und Machogehabe – der kleine Nullah entstand aus einer Vergewaltigung – zeichnen kein besonders positives Bild der weißen Siedler.

Hugh Jackman, Baz Luhrmann sowie dessen Ehefrau Cathrine Martin (Quelle: AP/Michael Sohn)
Deutschland-Premiere in Berlin am 12. DezemberBild: AP

Ob der Film tatsächlich hält, was er verspricht, wird jeder Zuschauer für sich selbst entscheiden müssen. Doch allein die Top-Besetzung mit Hollywoodgrößen wie Kidman und Jackman machen das Epos sehenswert. Auf den Spuren großer Hollywoodklassiker entwickeln der beharrte Jackman als Drover und die zarte Kidman als Lady Sarah eine intensive Beziehung, deren Glaubhaftigkeit jedoch stark angezweifelt werden kann.