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Thomas Huber will noch 15 Jahre lang klettern

Stefan Nestler19. November 2008

Basejumping, Expeditionen in die Antarktis und in den Himalaya. Thomas Huber, der ältere der beiden bergsteigenden "Huberbuam", sprüht auch nach zwei Jahrzehnten Kletterkarriere noch vor Ideen und Träumen.

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Thomas Huber in der Kletterroute"The Nose" am El Capitan im Yosemite-Nationalpark. Quelle: Kinowelt GmbH
"Momente, für die lebt man einfach"Bild: Kinowelt GmbH

Gerade hat Thomas Huber seinen 42. Geburtstag gefeiert. Nicht zu Hause in Berchtesgaden, sondern in der Antarktis. Dort will er mit seinem Bruder Alexander und dem Schweizer Stephan Siegrist bei Temperaturen bis minus 30 Grad einen 1000 Meter hohen Granitturm frei durchklettern, also ausschließlich mit Hilfe der Hände und Füße. Seile und Haken werden nur zur Sicherung, nicht zur Fortbewegung benutzt. "Wir sind halt immer auf der Suche nach Dingen, die vor uns noch keiner getan hat", sagt der ältere der beiden "Huberbuam".

Nur wer nein sagen kann, wird ein alter Bergsteiger

Portrait Extrembergsteiger Thomas Huber Quelle: Stefan Nestler/DW
Zwischen Klettern und Basejumping: Thomas HuberBild: DW/Nestler

Seit zwanzig Jahren sorgen sie regelmäßig für Schlagzeilen in der Bergsteiger-Szene. Doch auch an den beiden Extremsportlern hat der Zahn der Zeit genagt. "Ich glaube schon, dass wir zum alten Eisen gehören", sagt Thomas und schiebt schnell hinterher: "Aber wir sind noch sehr leistungsstark, wir haben noch viel vor." Das Sportklettern, einst die Domäne der Hubers, werde inzwischen von Adam Ondra beherrscht, einem erst 15 Jahre alten Tschechen. "Der ist unglaublich. Da weiß man ganz genau, man hat keine Chance mehr."

Die "Huberbuam" haben sich neue Herausforderungen gesucht. So verknüpfte Thomas Huber zuletzt an den Drei Zinnen in Südtirol Klettern und Basejumping: Er durchstieg die erste Felswand, sprang vom Gipfel mit dem Fallschirm ab, um sofort die nächste Wand in Angriff zu nehmen. Nach 21 Stunden stand er auf dem dritten Gipfel. "Das sind Momente, für die lebt man einfach. Das ist eine unglaubliche Freiheit, die man dann spürt. Das kann man kaum beschreiben." Auf den Sprung vom letzten Gipfel verzichtete Thomas, weil er sich nicht mehr frisch genug fühlte. "Man muss beim Extrembergsteigen wissen, wann man nein sagt. Mein großes Ziel ist es, ein alter Bergsteiger zu werden."

Kinohelden müssen freundlich sein

Die Huberbrüder in der Wand des El Capitan, im Vordergrund Alexander, im Hintergrund Thomas Huber. Quelle: Kinowelt GmbH
Alexander (li.) und Thomas in der Wand des El CapitanBild: Kinowelt GmbH

Thomas Hubers Regulativ ist seine Familie: Ehefrau Marion, die beiden Söhne Elias und Amadeus und die Tochter Philomea. "Vielleicht bin ich etwas vorsichtiger geworden, aber nicht schlechter." Davon konnte sich die Öffentlichkeit im vergangenen Jahr mit eigenen Augen überzeugen. Der preisgekrönte Kinofilm "Am Limit" dokumentierte den Versuch der "Huberbuam", einen Geschwindigkeitsrekord an der überhängenden Granitfelswand des El Capitan im Yosemite-Valley in den USA zu brechen. Seitdem werden die Brüder auf der Straße häufiger angesprochen als früher. Thomas findet das manchmal etwas lästig, aber "man muss immer freundlich sein zu den Leuten. Sonst kommst du irgendwann als Arschloch daher und das will ich nicht."

"Das Leben ist so lang, wie es lang sein soll"

Thomas und Alexander Huber klatschen sich nach erfolgreicher Klettertour ab. Szene aus Kinofilm "Am Limit". Quelle: Kinowelt GmbH
Zwei starke Brüder - die "Huberbuam"Bild: Kinowelt GmbH

Ein Abenteuer-Junkie sei er nicht, sagt Thomas Huber, aber "vielleicht ein kleiner Abhängiger. Wenn ich nichts zu tun habe, werde ich unausstehlich." Der Körper müsse beansprucht werden, ausgepowert. "Danach geht es einem richtig gut." Nach dem Ausflug in die Antarktis will sich der 42-Jährige auch wieder Zeit für Expeditionen im Himalaya und Karakorum nehmen. "Wenn man Einfallsreichtum hat, und das haben Alexander und ich, dann können wir noch 15 Jahre klettern." Dabei funkeln Thomas Hubers Augen. Hat er nicht Angst, dass sein Leben zu kurz sein könnte, um alle Träume zu verwirklichen? "Das Leben ist so lang, wie es lang sein soll. Mit jedem Berg wachsen wir mehr. Mit der Familie wachse ich. Ich stehe total locker da, ich habe keinen Druck."