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Nachhilfe für Professoren

Nicole Scherschun7. November 2008

Sie stand immer im Schatten der Forschung – doch jetzt sollen rund 1,1 Milliarden Euro in die Lehre an deutschen Hochschulen fließen. Das Geld ist für didaktische Weiterbildungen des Lehrpersonals gedacht.

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Hochschuldozent spricht im Hörsaal zu Studierenden (Quelle: DPA)
Nun gibt es auch Zuschüsse für die Lehre an deutschen HochschulenBild: picture-alliance/dpa

Sie sitzen bereits auf den Treppen während sich andere noch durch die Türen quetschen, um doch noch ein bisschen von der Vorlesung im Audimax zu verstehen. Mehr als 700 Studierende haben Platz im Audimax, doch manchmal ist das nicht genug. Ähnliches gibt es auch in anderen Hörsälen und Veranstaltungen. Viele Studierende sorgen zudem für Lärm, kaum jemand kann sich auf die Vorlesung konzentrieren, der Stoff wird langweilig vorgetragen, manchmal einfach nur vom Blatt abgelesen. All das soll sich ändern – teilte der Wissenschaftsrat bereits Mitte des Jahres mit. Wie bereits für die Forschung sollen nun auch für die Verbesserung der Lehre an den deutschen Hochschulen bis zu 1,1 Milliarden Euro bereit gestellt werden. Mehr Lehrpersonal soll eingestellt und auch besser ausgebildet werden.

Das Fachwissen besser vermitteln

An diesem Morgen spricht Sigrid Dany nicht vor Lehrenden der Uni Dortmund, sondern vor Studierenden. Das Seminar ist eine Ausnahme, denn normalerweise bringt die zierliche Frau mit den schwarzen, schulterlangen Locken jungen Wissenschaftlern Lehrmethoden bei und berät sie. Seit 13 Jahren arbeitet Sigrid Dany am Hochschuldidaktischen Zentrum (HDZ) der Uni Dortmund. "Es geht darum, wie die Lehre konzipiert sein muss, damit sie bei den Studierenden ankommt", sagt die studierte Pädagogin.

Das HDZ der TU Dortmund ist das größte in Deutschland. Wer als Lehrender zum hierher kommt, lernt wie man Seminare und Vorlesungen plant, moderiert und die Studierenden motiviert. Auch wie man Sprechstunden anbietet, prüft und die eigenen Veranstaltungen evaluiert. Sabine Wilmes ist Dozentin in der Germanistik und hat alle Weiterbildungen am HDZ besucht. Sie beklagt, wie schlecht Dozenten auf ihre Aufgaben vorbereitet werden: "Wenn man Germanistik studiert hat, hat man zwar das Fachwissen, aber man wurde nicht darauf vorbereitet, was hinter dem Rednerpult passiert und worauf man achten muss."

Ein mit Studenten überfüllter Hörsaal (Quelle: DPA)
Ein mit Studenten gefüllter Hörsaal an der Karlsruher UniversitätBild: picture alliance/dpa

Dozierende zur Prüfung

Die meisten Veranstaltungen an der Uni Dortmund – wie auch an anderen deutschen Hochschulen – werden von Nachwuchswissenschaftlern wie Sabine Wilmes angeboten. Professoren allein könnten die vielen Seminare und Vorlesungen niemals abdecken. Aber egal ob Professor oder Dozent: Gut zu lehren ist schwierig.

Um die Bedingungen zu verbessern, soll mehr Lehrpersonal eingestellt und die Lehre jedes einzelnen geprüft und bewertet werden. "Das finde ich gut. Denn es musste schon einmal eine Vorlesung durch eine Zusatzvorlesung ergänzt werden", erzählt eine Studentin, "weil der vortragende Professor so schlecht war, dass sich sehr viele Studenten beschwert haben." Ein anderer Student fügt hinzu: "Wir brauchen nicht nur exzellente Studierende, wir brauchen auch exzellente Lehrende."

Öffentliches Feedback

Solches Feedback erhalten die Professoren mittlerweile auch öffentlich über Internetplattformen wie meinprof.de. Der Dortmunder Professor Erman Tekkaya hat dort gut abgeschnitten, auch wenn seine Vorlesungen als zu komplex kritisiert wurden. Eine Weiterbildung am HDZ hat er zwar noch nie besucht, aber Hilfe vom HDZ hat er trotzdem bekommen: "Wir haben für die Vorlesung mit Unterstützung des HDZ ein Konzept erarbeitet. Das wurde dann in meiner Vorlesung anhand des Kontakts zu den Studierenden geprüft", erklärt Tekkaya. "Es kam heraus, dass ich zu viel mit dem Laserpointer herumspiele."

Vor allem neue Dozenten, die gerade anfangen zu lehren, nutzen die Angebote des HDZ, während Professoren eher über Einzelberatungen versuchen, ihre Lehre zu verbessern. Dafür müssten außerdem auch die Strukturen verändert werden: mehr Lehrpersonal, das viele kleine Seminare und Vorlesungen anbieten kann, in gut ausgestatteten Räumen. Darüber hinaus muss auch das Ansehen der Lehre steigen. Noch steht sie im Schatten der Forschung, die bereits mit 1,9 Milliarden Euro gefördert wird. Über eine ähnliche Exzellenzinitiative für die Lehre diskutieren Experten jedoch erst seit Mitte dieses Jahres. Immerhin 1,1 Milliarden Euro sollen nun auch dorthin fließen.