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Stipendien zu vergeben!

Sandra Pfister 4. November 2008

Dank einer kräftigen Finanzspritze vom Bund können die Begabtenförderungswerke in Deutschland so viele Stipendien vergeben wie lange nicht mehr. Das nützt allerdings wenig, solange die Bewerber fehlen.

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Studenten sitzen an einem langen Tisch und arbeiten mit ihren Laptops.
Besonders begabte Studenten können sich bei Stiftungen für ein Stipendium bewerbenBild: dpa+

Simone Schmidt aus Bonn hat es vor vier Jahren geschafft, in das größte und renommierteste Begabtenförderungswerk Deutschlands aufgenommen zu werden. "Das Klischee von Seitenscheitel und Streberbrille war überhaupt nicht da, das waren alles ziemlich nette, interessante Menschen", berichtet die 23-jährige Politikstudentin von ihrer Erfahrung bei dem aufwändigen Bewerbungsverfahren. Eine Woche lang musste sie ihren Teamgeist beweisen, kluge Referate halten und Diskussionen leiten.

Eine Studentin schreibt konzentriert eine Klausur
Bewerber für Stipendien müssen sich oft schwierigen Auswahlverfahren stellenBild: AP

Simone hat ihr Abitur als Jahrgangsbeste gemacht. Daraufhin schlug ihr Rektor sie für die Hochbegabtenförderung vor – das ist der übliche Weg bei dem einzigen deutschen Begabtenförderungswerk, das nicht religiös oder politisch geprägt ist. "Andere Begabtenförderungswerke beneiden uns um das Vorschlagssystem, weil sie sehr suchen müssen unter den Selbstbewerbungen", erklärt Gerhard Teufel, Generalsekretär der Studienstiftung des Deutschen Volkes.

Handlungsbedarf bei den Stiftungen

Tatsächlich hat beispielsweise die konservativ orientierte Konrad-Adenauer-Stiftung unlängst Hunderte von Schulen angeschrieben: Sie suche noch unentdeckte Talente für ihre Studienförderung. Ebenso erhielten tausende Schulen Post von der Friedrich-Ebert-Stiftung, die den Sozialdemokraten nahe steht, sogar in Zeitungsanzeigen wurden die Hochbegabten aufgefordert: Bewerbt Euch bei der Friedrich-Ebert-Stiftung!

Studenten sitzen im Auditorium der Universität Freiburg und verfolgen eine Vorlesung.
Es gibt insgesamt 11 Begabtenförderungswerke in DeutschlandBild: picture-alliance/dpa

"Wir sind nach wie vor immer noch auf der Suche, es finden eine Vielzahl an öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen statt", sagt Martin Graefe, der bei der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn die Stipendiaten aus Bayern und Hessen betreut. Noch nie standen die Chancen so gut wie heute, ein Stipendium von einem der Begabtenförderungswerke zu erhalten - auch für ausländische Studenten.

Die meisten Hochbegabten-Stipendien sind auch EU-Bürgern zugänglich, einige Förderwerke wie die Friedrich-Ebert-Stiftung oder die FDP- nahe Friedrich-Naumann-Stiftung wenden sich auch an ausländische Studierende aus Nicht-EU-Staaten – vorausgesetzt, sie studieren in Deutschland. Ein Drittel mehr Stipendien insgesamt haben die Stiftungen derzeit zu vergeben. Das verdanken sie der Bundesbildungsministerin, die dafür sorgen will, dass statt 0,7 Prozent ein Prozent aller Studierenden ein Stipendium erhält.

Vermehrte Aufnahme auch von Studienanfängern

Um den neuen Geldsegen unter die Leute zu bringen, gehen jetzt auch die parteinahen Begabtenförderungswerke dazu über, Studienanfänger aufzunehmen. So vergibt beispielsweise die Friedrich-Naumann-Stiftung Stipendien an Abiturienten; die Ebert-Stiftung macht das bereits seit zwei Jahren. Die Studienstiftung des Deutschen Volkes lässt ab 2009 nun auch zu, dass Bewerber sich selbst bewerben, anstatt von der Schule empfohlen zu werden. Auch sie fördert Abiturienten.

Kein Qualitätsabfall

Eine Studentin ist in der Bibliothek auf der Suche nach einem Buch.
Neben Fleiß wird gesellschaftliches Engagment von Stipendienempfängern erwartetBild: AP

Bedeutet das, dass jetzt auch nicht ganz so brillante Leute eine Chance haben? Gerhard Teufel winkt ab: "Das war immer unsere Wahrnehmung, dass es jede Menge Leute gibt, die sehr begabt sind, die tolle Studienleistungen erzielen können. Es war immer sehr schmerzhaft, dass wir bei früheren Seminaren nur sehr wenige von den Abiturienten aufnehmen konnten."

Weil nun vermehrt auch junge Bewerber zum Zug kommen, nehmen Stiftungen immer häufiger die Bewerber nur auf Probe auf. Simone Schmidt braucht also keine Angst zu haben, dass die neue Geldschwemme den Ruf ihrer Stiftung ruinieren könnte: "Nein, auf dem Auswahlseminar habe ich sehr viele gute Studenten kennen gelernt, die hätten alle die Berechtigung gehabt, in der Studienstiftung zu studieren. Wenn die Aufstockung dazu führt, dass mehr Leute aufgenommen werden können, dann kann ich aus meiner Erfahrung nur sagen: Sehr gut."