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Internet für die 3. Welt

Yannick Jochum23. Oktober 2008

Das Internet soll mittels spezieller Satelliten in strukturschwache und unzugängliche Regionen der Welt gelangen. Teure Glasfaserkabel werden dadurch überflüssig. Die Betreiber erschließen damit einen riesigen Markt.

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Frauen surfen im Internetcafe in Tripolis (Quelle: AP)
Bislang noch eine Seltenheit: Ein Internetcafe in NordafrikaBild: AP

Das Vorhaben der größten Bank der Welt, HSBC, und des Internetriesen Google, trägt den etwas kryptischen Namen O3b. "O3b steht für 'other 3 billion', also die anderen drei Milliarden Menschen auf der Welt, die noch keinen Zugang zum Internet haben", sagt der Initiator des Projekts, Greg Wyler. "Diese Menschen wollen wir via Satellit ans Internet anschließen." Um Afrika, Lateinamerika, den Nahen Osten und Südasien abzudecken, seien zunächst acht Satelliten notwendig. Bei wachsender Nachfrage würden bis zu acht weitere in Umlauf gebracht.

Kosten für Kabel haben den Netzausbau verhindert

Ein Internet-Cafe in Mombasa, Kenia (Quelle: DPA)
Ein Internet-Cafe in Mombasa in KeniaBild: picture-alliance / dpa

Wyler hat in der Vergangenheit bereits eines der modernsten Mobilfunknetze der Welt in Ruanda aufgebaut. Er kennt sich mit der drahtlosen Vernetzung von Entwicklungsländern aus: "Bisher sind die Versuche, die Südhalbkugel flächendeckend mit Internet zu versorgen, immer an den hohen Kosten gescheitert. Denn es ist sehr aufwändig, Glasfaserkabel in weitläufigen Wüsten und hohen Gebirgen zu verlegen."

Um die entsprechenden Kontinente zu verkabeln, wären bisher Investitionen in Millionenhöhe notwendig gewesen. Die kabellose Infrastruktur zahlt nun O3b. Die Kapazitäten der Satelliten werden dann an Internet-Service-Provider und Unternehmen verkauft. Davon profitieren auch die kleineren Unternehmen in den Regionen. "Als Internet-Service-Provider oder kleines Unternehmen muss man vielleicht ein paar Tausend Dollar investieren, um Internet-Anschluss zu bekommen. Ein großes Unternehmen muss etwa 100.000 oder 200.000 Dollar zahlen. Das ist etwa ein Fünftel dessen, was ein Glasfaseranschluss kostet," erklärt Wyler.

Neue Satelliten fliegen tiefer

Es gibt bereits einige Fernseh-Satelliten, die in der Lage sind, Internetverbindungen herzustellen. Diese befinden sich in einer Höhe von 36.000 Kilometern. Aufgrund der weiten Entfernung zur Erde ist das Signal jedoch etwas verzögert. Die O3b-Satelliten sollen deutlich niedriger, in etwa 8000 Kilometern Höhe fliegen. Dadurch ist die Verbindung schneller. Der Nachteil dieser Satelliten ist jedoch, dass sie von einem festen Punkt auf der Erde nur für eine kurze Zeit erreichbar sind. Verschwindet der Satellit hinter dem Horizont, muss der Nächste angewählt werden. Die Empfangsstationen auf der Erde müssen also mit drehbaren Antennen ausgestattet sein.

Entwicklungsforscher befürworten Vernetzung

Ein Liberianer telefoniert mit dem Handy (Quelle: DPA)
Eine ganze Technologiestufe - das Kabelnetz - wird ausgelassenBild: dpa

Das Engagement von Unternehmen in der dritten Welt hält Hartmut Ihne vom Zentrum für Entwicklungsforschung für richtungsweisend: "Grundsätzlich halte ich den Einbezug von Wirtschaftsunternehmen in die Entwicklungszusammenarbeit für einen sehr positiven und notwendigen Schritt. Denn die wirtschaftliche Entwicklung ist eine Voraussetzung für die soziale, kulturelle, rechtliche und demokratische Entwicklung."

Dennoch sieht Ihne auch Gefahren im Engagement von Unternehmen in Entwicklungsländern. Ein Global Player wie Google zeige durch O3b zwar Verantwortung, man müsse aber aufpassen, dass sich dieser Prozess nicht in die Kontrolle von Menschen und deren Zugangsmöglichkeiten zum Internet entwickele". Auch die Zusammenarbeit mit Regierungen, wie die Kooperation von Google mit der Chinesischen Regierung, hält Ihne für eine Gefahr.

Für die Zukunft wünscht sich der Entwicklungsforscher dennoch ein stärkeres Engagement von Unternehmen in der Dritten Welt. Nachholbedarf sieht er vor allem von Seiten der Entwicklungshilfeorganisationen. Die müssten noch mehr auf die Unternehmen zugehen und aufzeigen, in welchen Bereichen eine Zusammenarbeit möglich wäre.