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'Auerbachs Keller'

Eine der ältesten Kneipen in Deutschland ist "Auerbachs Keller" in Leipzig. Dank Goethes "Faust" ist die Gaststätte auch eine der berühmtesten der Welt. Wer ins Gemäuer hinabsteigt, begibt sich auf historische Spuren.

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Blick in den von Gästen besuchten Fasskeller der weltbekannten Traditionsgaststätte Auerbachs Keller in Leipzig, Quelle: dpa
Berühmt dank Goethe: Auerbachs KellerBild: dpa
Ein Blütenbaum schmückt die Mädler-Passagen in der Innenstadt von Leipzig, Quelle: AP
Die Mädler-Passagen in der Innenstadt von LeipzigBild: AP

Teuflisch gut schmeckt er, der Tropfen - hier, in diesem historischen Gemäuer mitten in Leipzig: "Mephistos Feuer" ist eine Spezialität in "Auerbachs Keller". Seit bald 500 Jahren gibt es die Gaststätte nun schon. Jeder, der sich der bekannten Mädler-Passage im Leipziger Stadtzentrum nähert, wird von den von Matthieu Molitor (1873-1929) geschaffenen Bronzefiguren begrüßt. Die Figuren stammen aus Goethes "Faust" und weisen den Weg in das Gewölbe, das - dem großen deutschen Dichter sei Dank - zu den beliebtesten Einrichtungen der sächsischen Großstadt gehört und laut einer amerikanischen Studie zu den fünf bekanntesten der Welt.

Haus geht in Weltliteratur ein

1497 zieht es den jungen Heinrich Stromer aus Auerbach in der Oberpfalz in die Stadt an der Pleiße, die just im gleichen Jahr das kaiserliche Messe-Privileg für drei bestehende Märkte verliehen bekommt. Der Studiosus der Medizin fühlt sich anscheinend wohl im Sachsenlande, erst recht, als er - bereits als anerkannter Arzt - die Tochter des Ratsherren Hans Hummelhain ehelicht. Vom Schwiegervater erbt er jenes Haus, das später in die Weltliteratur und die Annalen der Stadt eingehen wird. 1525 richtet er im Keller eine Weinschenke ein. Die zweitälteste Kneipe der Stadt und eine der ältesten in Deutschland wird in den folgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten bevorzugtes Ziel von Studenten und Gelehrten.

Ritt die Treppe hinauf

Blick in Auerbachs Keller, Quelle: DW-TV
Auerbachs KellerBild: dw-tv

Auch Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) gehörte während seiner Leipziger Studienzeit (1765-1768) zu der Horde junger Spinner und Aufschneider, die sich lärmend in dem Lokal amüsierten. Täglich zwei, drei Flaschen Wein soll der Dichter hier geleert haben, behaupten Anekdoten. Den historischen Dr. Faustus, Professor für Magie zu Wittenberge, hatte laut Legende im Jahr 1525 der Zufall in den Weinkeller geführt.

Laut Goethe war es allerdings Mephisto, der den trübsinnigen Faust mit Vergnügungen jeglicher Art auf andere Gedanken bringen wollte. Der Wein floss reichlich, bald musste Nachschub her. Doch als der Wirt um Hilfe bat, ein schweres Weinfass aus dem Keller die Treppe hochzuwuchten, prahlte Faust, das könne er ganz allein. Der ungläubige Wirt versprach ihm prompt das ganze Fass, falls dies gelänge. Natürlich gelang es - dank teuflischer Unterstützung: Faust setzte sich auf den hölzernen Bottich und ritt ihn die Treppe hinauf.

Faust ist in Leipzig überall

Diese und andere Szenen aus der alten Faust-Sage und aus dem Goetheschen "Faust" finden sich auch heute noch überall in dem Gemäuer: Historische Gemälde an Wänden und Decken sowie Skulpturen von Künstlern verschiedener Epochen stellen Ereignisse aus "Faust" dar, vor allem natürlich den Aufenthalt des Gelehrten und des Teufels in "Auerbachs Keller". Abbildungen der Szenerie sind aber nicht nur im Keller, sondern in ganz Leipzig zu sehen - als Bilder, in Büchern, als Drucke auf Servietten, Trinkbechern und zahlreichen Souvenirs. Selbst einen Kuchen, die "Mephisto-Torte", ziert eine Szene aus "Faust".

Gekrönte Häupter als Gäste

Blick in Auerbachs Keller, Quelle: DW-TV
Auerbachs KellerBild: dw-tv

Im vergangenen Jahr gab es in "Auerbachs Keller" einen Wechsel an der Spitze: Das Ehepaar Christine und Bernhard Rothenberger, das zuvor über viele Jahre das Parkhotel Schloss Hohenfeld in Münster-Roxel geführt hatte, übernahm zu Ostern 2006 das renommierte Haus in Leipzig vom bisherigen Pächter Ulrich Reinhardt, dessen Vertrag nach zehn Jahren ausgelaufen war. Das Paar hatte prominente Mitbewerber: Unter anderem zeigte der Münchner Feinkost-König Michael Käfer Interesse am Keller.

Mit den Rothenbergers kam auch eine Reihe neuer Mitarbeiter hinzu. Vor der Übernahme hatte "Auerbachs Keller" 86 Angestellte, heute sind es 99. Die Gästezahlen können sich ebenfalls sehen lassen. Im ersten "Rothenberger Jahr" besuchten 315.000 Menschen aus dem In- und Ausland die historische Einrichtung, darunter auch gekrönte Häupter: Königin Silvia und König Carl XVI. Gustav von Schweden - dessen Vorfahre Jean-Baptiste Bernadotte als schwedischer König Carl XIV. Johann einst siegreich in der Völkerschlacht bei Leipzig gegen Napoleon I. ins Feld gezogen war. (dpa)