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In Athen kann endlich eine Moschee gebaut werden

1. Februar 2007

Jahrelang wurde Griechenland international kritisiert, weil es in Athen keine Moschee gibt. Der gesetzliche Rahmen und die Finanzierung stehen nun, die Gegner haben eingelenkt. Der Weg für einen Moscheebau ist frei.

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Neue Gebetsstätte für MuslimeBild: AP

Zwischen der Türkei und Griechenland hatte das Thema Moscheebau in Athen immer wieder zu Missmut geführt, so dass sich Außenministerin Dora Bakoyianni zuletzt mit Nachdruck für den Bau einer Moschee einsetzte. Im Dezember letzten Jahres ist nun ein Gesetz in Kraft getreten, das Bau und Betrieb eines muslimischen Gotteshauses regelt. Für die Kosten, rund 15 Millionen Euro, kommt der griechische Staat auf. Bislang war das Projekt immer wieder an Einwohnerprotesten, vor allem aber am Widerstand der mächtigen griechisch-orthodoxen Kirche gescheitert. Die wollte einerseits das geplante angeschlossene islamische Kulturzentrum nicht dulden, außerdem verwahrte sie sich gegen die Ortswahl in der Nähe des Flughafens. Es gehe nicht an, dass man im Anflug auf Athen zuerst eine Moschee mit Minarett sehe. Inzwischen haben sich die Gemüter beruhigt, der Weg für eine Moschee in Athen scheint frei zu sein.

Hoffnung auf Ende der Provisorien

Bis zur Fertigstellung dieser Moschee verrichten die Muslime ihre Gebete weiter in provisorisch eingerichteten Gebetsräumen, die sich manchmal sogar in Kellern befinden. Rund 60 solcher improvisierten Moscheen soll es in Athen geben. Doch weil sie den Bedürfnissen der Gläubigen nicht genügen, mietet die Muslimische Vereinigung Griechenlands zu großen religiösen Festen schon mal das Athener Olympiastadion an.

Der Ruf nach einer Moschee in Athen ist fast 70 Jahre alt. Immer wieder wurden Anfragen beim Parlament eingereicht, Beschlüsse erlassen - und wieder vergessen. Seitdem aber mehr und mehr Einwanderer aus dem arabischen Raum, aus Albanien und dem Mittleren Osten nach Griechenland kommen, wurde das Thema immer wichtiger. Zwischen 150- und 200.000 Muslime leben heute in Athen.

Zankapfel von Politik und Kirche

Die Gegend, in der die Athener Moschee entstehen soll, befindet sich drei bis vier Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, im Stadtteil Elaionas; bislang eine Industriebrache, geprägt von Auto- und Eisenwerkstätten. Seitdem nun feststeht, dass die Moschee hier gebaut werden soll, hat auch die griechisch-orthodoxe Kirche ihren offiziellen Widerstand eingestellt. Zudem hat die wiederholte internationale Kritik, Griechenland behindere die Muslime in ihrer Religionsausübung, offenbar ihre Wirkung getan. Ein Glück auch für die griechische Regierung, die sich in einer Zwickmühle befand, so Ioannis Konidaris, Professor für Kirchenrecht an der Athener juristischen Fakultät: "Die Regierung hatte durchaus den Willen, eine Moschee zu errichten. Aber die Parlamentsabgeordneten denken natürlich auch an ihre Wahlkreise. Und wenn es organisierten Widerstand gibt - und vor allem: wenn der Widerstand von der Kirche kommt, die ohne Zweifel viele Wähler beeinflusst, dann braucht man sich nicht zu wundern, wenn die Politik einen Rückzieher macht."

Nun scheint das Projekt auf einem guten Weg. Und vor allem: ohne den Widerstand öffentlicher Institutionen sehen auch die Athener die neuen Entwicklungen in ihrer Stadt gelassen: "Ich hätte überhaupt kein Problem mit einer Moschee, ich glaube auch, dass es den meisten hier so geht, außer die Massenmedien hetzen sie auf. Die Leute tun und denken doch, was ihnen die Medien sagen!" oder "Mich würde eine Moschee gar nicht stören. Für uns gibt es doch auch orthodoxe Kirchen im Ausland. Und ich weiß, wovon ich rede, denn ich habe lange in Australien gelebt", meinen Passanten.

Alkyone Karamanolis
DW-RADIO/Griechisch, 31.1.2007, Fokus Ost-Südost