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Kroatien: Ehemaliges KZ Jasenovac zeigt neue Dauerausstellung

30. November 2006

Jedes Jahr gedenkt Kroatien der Opfer des KZ Jasenovac. Jetzt wurde dort nach mehrjähriger Arbeit und mit internationaler Hilfe eine neue Dauerausstellung eröffnet.

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Besucher gedenken den OpfernBild: dpa Zentralbild

Das KZ Jasenovac war Mitte 1941 nach der Besetzung und Zerschlagung des Königreiches Jugoslawien durch deutsche und italienische NS-Truppen von den kroatischen Ustascha-Faschisten errichtet worden. In Jasenovac kamen vor allem Serben und Juden, aber auch Kroaten und Roma ums Leben.

Individualisierung der Leiden der Opfer

Etwa 70.000 Namen von Opfern des Lagers sowie 400 Exponate, die das Leiden und die Hoffnungen der Lager-Insassen, aber auch das Verbrechen und den Hass der faschistischen Politik illustrieren, bilden die Kernstücke der neuen Dauerausstellung im Museums- und Bildungs-Zentrum der Gedenkstätte Jasenovac. "Das Konzept der neuen Ausstellung ist die Individualisierung der Leiden der Opfer", sagte die Leiterin des Zentrums, Nataša Jovičić. “Anstatt die in Jasenovac begangenen Verbrechen nur aus der Perspektive des Verbrechens selbst zu betrachten, was sich nur in einer Anhäufung von Knochen und Blut zeigt, haben wir beschlossen, uns auf die Suche nach einzelnen menschlichen Tragödien zu machen, den Opfern ihre Persönlichkeit wiederzugeben und sie in den Kontext zu stellen, aus welchem heraus und aufgrund dessen sie zum Objekt der Jasenovacer Verbrechen wurden", betonte Frau Jovičić.

Ablehnung des Hasses

Das Bildungs-Zentrum in Jasenovac soll ein Ort sein, an dem über die Kriegsverbrechen des NDH (Unabhängiger Staat Kroatien) wie auch Demokratie, Toleranz und Menschenrechte unterrichtet wird. Während der feierlichen Eröffnung betonte der kroatische Ministerpräsident Ivo Sanader, man müsse jede Art von Hass zurückweisen. Jeder werde durch Andersartiges bereichert. Die Lehre von Jasenovac fordere eine Verneigung vor den Opfern einer historisch verfehlten Politik und einer wahnwitzigen Zeit, so Sanader weiter: "Hier hat diese Zeit ihr schrecklichstes Gesicht gezeigt. Im Namen des modernen kroatischen Staates, im Namen der Werte, auf die wir unsere Gegenwart und unsere Zukunft bauen, möchte ich als Vorsitzender der Regierung der Republik Kroatien allen Opfern dieses tragischen Ortes meine tief empfundene Achtung erweisen", sagte Sanader.

Mesics Aufruf an die Jugend

Das Museum von Jasenovac dürfe die Verbrechen nicht nur einfach darstellen, sondern müsse auch umfassend und ehrfurchtsvoll darüber informieren, erklärte der Verwaltungs-Vorsitzende von Jasenovac, Kroatiens Präsident Stipe Mesić. Mesic sagte: "Wenn es einen Ort gibt, an dem es auch nicht den geringsten Raum für Relativierung oder Verkleinerung der im Namen Kroatiens begangenen Verbrechen gibt - Genozid und Holocaust - dann ist das hier in Jasenovac", so der Präsident. Gerade wegen der Versuche einer Umschreibung der Geschichte seit den frühen 90er Jahren bis heute sei es die Aufgabe der gesamten Gesellschaft, der jungen Generation zu erklären, dass das Kroatentum niemals dasselbe gewesen sei wie der Faschismus in Form der Ustascha. Mesić fuhr fort: "Junge Leute, die Lieder über die faschistischen Mörder oder auch den Befehlshaber von Jasenovac und seine Schlächter singen, muss man retten vor dem blinden Hass, den Anhängern des Rassismus, der Intoleranz und der Fremdenfeindlichkeit. Man muss sie davor retten, Vorbildern nachzueifern, die die Zeit nicht nur überholt hat, sondern deren Unhaltbarkeit auch unmissverständlich bewiesen wurde."

Mit einem Rundgang der überlebenden Lager-Insassen durch den neuen Komplex und der Einladung an sie, zusätzliche Inhalte und Themen, die sie für lohnend halten, zu bearbeiten, ging die feierliche Eröffnung der Gedenkstätte Jasenovac zu Ende.

Gordana Simonovic, Zagreb
DW-RADIO/Kroatisch, 27.11.2006, Fokus Ost-Südost