1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Der Kleidungs-Knigge

Sonja Lindenberg14. Dezember 2005

Business-Outfits sehen längst nicht überall gleich aus. Was in Deutschland angesagt ist, kann in Japan, Dubai oder im Iran gar nicht gut ankommen. Das Muster der Krawatte kann hier schon mal das Geschäft vermiesen.

https://p.dw.com/p/7bxa
Andere Länder, andere Sitten - das gilt auch für die Business-GarderobeBild: BilderBox

Was man im Geschäftsleben trägt, ist auch von der Kultur abhängig. Unterschiede werden hier oft übersehen - denn sie liegen im Detail. Und wer diese Kleinigkeiten in der Kleidungs-Etikette übersieht, kann im Ausland schnell negativ auffallen, seine Geschäftspartner beleidigen oder einen guten Business-Deal riskieren.

Die Krawatte - nicht überall ein Muss

Zum Anzug gehört eine Krawatte: Das ist eine dieser ungeschriebenen Regeln im Businnes-Dresscodes: In Japan beispielsweise ist sie ein unverzichtbares Detail: "Eine Krawatte ist das Symbol für einen Kaufmann. Wer keine trägt, ist in den Augen vieler Asiaten auch kein Kaufmann und wird nicht ernstgenommen", sagt Kuang-Hua Lin, Geschäftsführer einer Managementberatung für den asiatisch-pazifischen Raum.

Ganz anders hingegen sieht man dies aber in einigen muslimischen Ländern wie zum Beispiel im Iran. Hier ist die Krawatte ein absolutes Tabu, sagt Berater Amin Janzir, der deutschen Unternehmen die Regeln der arabischen Business-Welt beibringt. "Die Krawatte wird hier als ein christliches Symbol angesehen, welches auf die Kreuzritter zurückgeführt wird." In den Golfstaaten hingegen ist man ein wenig lockerer und westlicher eingestellt. Eine Krawatte könne man beruhigt tragen, solange ihr Muster nicht religiöse Assoziationen hervorrufe.

Mahmoud Ahmadinejad
Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad trägt immer ein Sakko, aber nie eine Krawatte - die gilt nämlich als christliches Symbol.Bild: AP

Trotz Hitze - lange Hemden und Strumpfhose

Besonders auf ihre Business-Garderobe müssen Frauen in arabischen und asiatischen Ländern achten. "Kleiden sie sich zu feminin, zweifelt man an ihrer Kompetenz", weiß Asien-Experte Kuang-Hua Lin. Die Röcke müssten mindestens knielang sein und nicht zu eng anliegen. Bei kurzen Blusen und Tops rät der Asien-Experte westlichen Frauen sogar, ihre Oberarme zu rasieren. "Asiastische Frauen haben fast kein Körperhaar. Beharrte Oberarme bei Frauen überraschen viele Asiaten dann und wirken auf einige abstoßend", sagt Lin.

In der arabischen Welt ist die Kleiderordnung teilweise sogar gesetzlich festgeschrieben. In Saudi-Arabien beispielsweise dürfen sich Frauen laut Gesetz nur mit Kopftuch und einem bodenlangen schwarzen Umhang sehen lassen - das gilt auch für Ausländerinnen. In anderen Staaten gehören hoch geschlossene Blusen mit langen Ärmeln unbedingt ins Gepäck - egal wie heiß es draußen sein kann.

Schöne Bürowelt
In Amerika ist dieser Rock im Büro viel zu kurzBild: ZB - Fotoreport

Konservativ zeigt sich aber auch der Business-Dresscode in den USA. Generell müssen Röcke auch hier mindestens das Knie bedecken und glatt rasierte Beine und Nylons sind bei jeder Temperatur Pflicht. Etwas offener zeigt sich der Business-Dresscode in Osteuropa, meint Unternehmensberater Jan Kuhnert. "Hier darf Frau auch schon mal ein bisschen Bein zeigen", sagt er.

Im Süden ist man modebewusster

Ähnlich ist es auch in Italien und Frankreich. "Hier können sich die Frauen viel weiblicher geben und auch die Kleider sind viel figurbetonter", sagt Elke Uhl-Vetter. Sie ist Autorin des Buches "Business-Etikette in Europa" und weiß auch, wo man Farbe bekennen kann: "In Italien oder Spanien sind auch braune Anzüge erlaubt. In Großbritannien trägt das keiner." Vorsicht ist in England auch bei Mustern angebracht, denn eine bestimmte Farbkombination ist oft ein Symbol für eine bestimmte Internats- oder Clubmitgliedschaft.

Viel lockerer ist der Business-Dresscode in den skandinavischen Ländern, weiß Uhl-Vetter. "Hier kann es auch schon mal passieren, dass eine Führungsperson im Strickpulli zum Termin erscheint."

Socken und Schuhe nicht vergessen

Ein oft übersehenes Detail sind Schuhe und Socken. Asien-Berater Lin weiß, dass diese von westlichen Gesprächspartnern immer wieder vernachlässigt werden: "Die vergessen einfach, dass man in Asien die Schuhe ganz oft auszieht", sagt er. Ein Gastgeber registriere dabei ganz genau, ob Schuhe und Socken gut gepflegt seien. Umso peinlicher sind ausgelatschte und ungeputzte Treter oder Löcher in den Socken. Der Japan-Reisende sollte immer ein paar Socken zum Wechseln dabei haben.

Auf die Schuhe achten, sollten Geschäftsreisende auch in der arabischen Welt, rät Amin Janzir. Hier sei es nämlich absolut tabu, einem Araber die Schuhsohle zu zeigen. "Das machen Europäer aber häufig völlig ahnungslos, wenn sie die Beine übereinander schlagen." In anderen Regionen ist sogar die Farbe der Schuhe ein wichtiges Detail: In englischsprachigen Ländern sind braune Schuhe zu einem dunkelblauem Anzug ein Faux-pas - auch wenn sie modisch passen. Uhl-Vetter: "Business-Kleidung ist eben unabhängig vom Mode-Diktat."