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Mordverdacht gegen rechte Terroristin

14. Januar 2012

Welche Rolle spielte Beate Zschäpe bei den Morden der rechtsextremistischen Terrorgruppe NSU? Nach Erkenntnissen der Ermittler wohl eine größere als bislang vermutet. Eine Haftverschonung käme deshalb nicht in Frage.

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Ein vom Bundeskriminalamt veröffentlichtes Fahndungsbild von Beate Zschäpe (Foto: BKA/dapd)
Bild: dapd

Nach jüngsten Erkenntnissen der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe hat sich der Verdacht gegen Beate Zschäpe erhärtet: "Aufgrund der weiteren Ermittlungen sind wir überzeugt, dass sie die terroristische Vereinigung NSU mitbegründet und sich auch bis zum Ende an ihr beteiligt hat", erklärte der Sprecher der Bundesanwaltschaft, Marcus Köhler.

Versuchter Mord?

Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe (Foto: dpa)
Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe ermitteltBild: picture-alliance/dpa

Weitere Details der Beteiligung von Beate Zschäpe an den rechtsextremistisch motivierten Morden ergeben sich aus einer Stellungnahme der Bundesanwaltschaft. Das ARD-Fernsehmagazin "Panorama" und die "Süddeutsche Zeitung" zitieren aus dem vertraulichen Papier, mit dem die Karlsruher Behörde auf den Antrag der Anwälte von Zschäpe auf Aufhebung des Haftbefehls reagiert. Darüber muss in Kürze der Bundesgerichtshof (BGH) entscheiden.

Demzufolge prüfen die Ermittler, ob man gegen die 36-jährige auch Anklage wegen versuchten Mordes erheben könnte. Schließlich habe Beate Zschäpe die Zwickauer Wohnung in Brand gesetzt, obwohl sich möglicherweise noch eine Nachbarin in dem Haus befand.

Von Beginn an beteiligt

Fahndungsbilder von Beate Zschäpe (l-r), Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos. (Foto: dpa)
Das Terrortrio aus ThüringenBild: picture-alliance/dpa

Außerdem geht die Bundesanwaltschaft davon aus, dass die Frau die Pläne ihrer beiden mutmaßlichen Komplizen, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos, gekannt hatte. Sie sei von Anfang an dabei gewesen, über vieles informiert worden und habe dabei eine extrem rechte Gesinnung an den Tag gelegt, heißt es in der "Süddeutschen Zeitung". Die Ermittler schilderten unter anderem, dass Beate Zschäpe anwesend war, als der Mitbeschuldigte Holger G. eine Waffe lieferte. Außerdem habe sie in telefonischem Kontakt zu ihren mutmaßlichen Mittätern gestanden, als diese in München einen Mord verübten.

Die Anwälte von Beate Zschäpe sehen ihre Beteiligung an den Morden dagegen nicht als ausreichend bewiesen an und setzen sich für ihre Freilassung ein. Das bislang einzige weibliche Mitglied der mutmaßlichen Terrorgruppe sitzt derzeit in Untersuchungshaft in der Justizvollzugsanstalt Köln. Zu den jüngsten Erkenntnissen haben sich die Strafverteidiger bislang nicht geäußert.

Untersuchungsausschuss geplant

Am Freitag hatten sich alle fünf Fraktionen im Bundestag darauf geeinigt, noch im Januar einen Untersuchungsausschuss sowie eine Bund-Länder-Kommission einzurichten. Die Gremien sollen die Ermittlungspannen rund um die rechtsextremistische Terrorgruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) untersuchen. Die Terrorgruppe konnte unbehelligt von den Ermittlungsbehörden über Jahre hinweg zehn Menschen ermorden und mehrere Anschläge durchführen.

Autorin: Daphne Grathwohl (dpa, dapd, SZ)
Redaktion: Rolf Breuch