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Tote vor Start der Beobachtermission

26. Dezember 2011

In Syrien ist die Armee auch unmittelbar vor der Ankunft der Beobachter der Arabischen Liga gewaltsam gegen die Opposition vorgegangen. Aus Homs wurden wieder viele Tote und Verletzte gemeldet.

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Militärfahrzeuge in der Oppositionshochburg Homs (Foto: Ugarit News Group/ via AP)
Militärfahrzeuge in der Oppositionshochburg HomsBild: dapd

Die Truppen des Regimes von Präsident Baschar al Assad hätten den dritten Tag in Folge in Homs Stadtteile unter Beschuss genommen, in denen vor allem Anhänger der Opposition lebten, erklärte am Montag (26.12.2011) die "Syrische Beobachterstelle für Menschenrechte" mit Sitz in London. Mindestens 20 Menschen seien getötet und mehr als hundert verletzt worden. Die Lage in Homs sei "beängstigend".

Opposition fürchtet Invasion

Bereits am Sonntag hatte die Beobachtungsstelle erklärt, beim gewaltsamen Vorgehen der Sicherheitskräfte seien in Homs mindestens 124 Menschen verletzt worden. Eine unbestimmte Anzahl von Bewohnern sei getötet worden. Die drittgrößte Stadt Syriens, rund 160 Kilometer nördlich der Hauptstadt Damaskus gelegen, ist eine Hochburg der Revolte gegen Assad. Der oppositionelle Syrische Nationalrat, das wichtigste Oppositionsbündnis des Landes, erklärte am Sonntag, die Stadt werde von rund 4000 Soldaten belagert, es drohe eine "Invasion" der Armee.

Die Deutsche Presseagentur berichtete unter Berufung auf einen anonymen syrischen Oppositionellen, ein Beobachter der Arabischen Liga sei in Homs verletzt worden, wahrscheinlich bei Angriffen der Regierungstruppen. Es sei gelungen, vier Teilnehmer der Mission aus Damaskus in die Stadt zu schmuggeln, ohne dass die Regierung in Damaskus dies bemerkt habe, zitierte dpa den Oppositionsaktivisten. Eine unabhängige Bestätigung dieser Angaben ist nicht möglich, da das syrische Regime keine freie Berichterstattung zulässt.

Beobachter nehmen Arbeit auf

Beratung der Arabischen Liga über Syrien im November (Foto: dpa)
Beratung der Arabischen Liga über Syrien im NovemberBild: picture-alliance/dpa

Seit Donnerstag hält sich in Syrien ein Voraustrupp der Beobachtermission der Arabischen Liga auf, die am Dienstag offiziell ihre Arbeit aufnehmen will. Am Montagabend flog eine Delegation von 60 Beauftragten - 50 Beobachter und zehn Vertreter aus dem Sekretariat der Arabischen Liga - von der ägyptischen Hauptstadt Kairo aus nach Damaskus. Insgesamt soll die Beobachtermission 150 bis 200 Mitarbeiter umfassen. Der Leiter des Teams, der sudanesische General Mohammed Ahmed Mustapha el Dabi, traf nach Angaben aus syrischen Regierungskreisen bereits am Sonntag in dem Land ein.

Der oppositionelle Nationalrat verlangte, die Beobachter müssen unverzüglich nach Homs reisen. Dieser Forderung schlossen sich die "Beobachterstelle für Menschenrechte" und die französische Regierung an. Ein Sprecher des Außenministeriums in Paris sagte, die syrische Führung müsse den Beobachtern sofort nach ihrer Ankunft den Zugang nach Homs gewähren. Dort sei "die Gewalt besonders blutig".

Plan zur Beendigung der Gewalt

Präsident Assad winkt Anhängern zu (Foto: AP)
Präsident AssadBild: AP

Nach langem Zögern hatte Syrien Anfang November einem Plan der Arabischen Liga zur Belegung des Konflikts zwischen Regime und Opposition zugestimmt. Er sieht neben der Beobachtermission ein Ende der Gewalt gegen Zivilisten, einen Rückzug der Armee aus den Städten und die Freilassung aller politischen Gefangenen vor.

Seit März demonstrieren in Syrien immer wieder Tausende Menschen gegen die autoritäre Herrschaft von Präsident Assad. Bei der Niederschlagung der Proteste wurden nach UN-Angaben mehr als 5000 Menschen getötet.

Autor: Michael Wehling (dpa, afp, rtr, dapd)
Redaktion: Ursula Kissel