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Nordkoreas Staatschef Kim Jong Il ist tot.

19. Dezember 2011

Nordkoreas Staatschef Kim Jong Il ist tot. Der 69-Jährige starb während einer Zugfahrt an Herzversagen. Das kommunistische Regime rief seinen Sohn Kim Jong Un bereits offiziell als Nachfolger aus.

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Nordkoreas Staatsoberhaupt Kim Jong Il (Foto: dapd)
Kim Jong Il im Oktober 2010Bild: dapd

Das Staatsoberhaupt Nordkoreas, Kim Jong Il, ist tot. Wie das staatliche nordkoreanische Fernsehen am Montag (19.12.2011) berichtete, verstarb Kim bereits am Samstagmorgen während einer Zugfahrt an Herzversagen. Zu seinem Nachfolger an der Spitze des kommunistischen Staates sei sein Sohn Kim Jong Un ernannt, meldete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA. Kim Jong Un sei ein "großartiger Nachfolger" seines Vaters, ihm müssten die Nordkoreaner treu ergeben sein.

Jong Un, der noch keine 30 Jahre alt sein soll, war bereits seit Monaten von seinem Vater zum Nachfolger aufgebaut worden. Er hatte wichtige Posten übernommen und an vielen offiziellen Terminen teilgenommen. Im September vergangenen Jahres wurde Jong Un in die erweiterte Führungsriege der Arbeiterpartei aufgenommen. 

Dynastie an der Spitze Nordkoreas

Kim Jong Ils Sohn - Kim Jong Un (Foto: AP)
Kims Nachfolger: Kim Jong UnBild: AP

Im Jahr 2008 hatte Kim einen Schlaganfall erlitten, in dessen Folge seine linke Körperhälfte beeinträchtigt war. Außerdem soll er Nierenprobleme, Diabetes und Bluthochdruck gehabt haben. Genaues wusste kaum jemand: Kims Gesundheitszustand wurde wie ein Staatsgeheimnis behandelt.

1994 hatte Kim die Macht in dem abgeschotteten Staat von seinem Vater Kim Il Sung übernommen. Schätzungen zufolge sollen zwischen 1996 und 1999 rund eine Millionen Nordkoreaner verhungert sein. Dennoch fand der Machthaber stets ausreichend Ressourcen, um das Atomprogramm seines Landes voranzutreiben und die Welt 2006 sogar mit Berichten über den ersten Atomwaffentest des Landes zu erschrecken. Notwendige wirtschaftliche Reformen lehnte Kim hingegen stets ab, um die Kontrolle über das Land nicht zu verlieren. Mit Propaganda, Personenkult und gefürchteten Arbeitslagern festigte er seine Macht.

Südkorea in Alarmbereitschaft

Fernsehbilder vom Beschuss der südkoreanischen Insel Yeonpyeong im November 2010 (Foto: AP)
Fernsehbilder vom Beschuss der südkoreanischen Insel Yeonpyeong November 2010Bild: AP

Die Nachricht über Kims Tod versetzte das Nachbarland Südkorea in Aufregung - die Streitkräfte stehen bereit. Man habe verstärkte Aktivitäten der Nordkoreaner entlang der Grenze registriert, teilte der Generalstab in Seoul mit. Beide Staaten befinden sich völkerrechtlich noch immer im Kriegszustand. Extrem angespannt ist das Verhältnis zwischen Pjöngjang und Seoul seit dem Untergang eines südkoreanischen Kriegsschiffes im März 2010. Im November 2010 wurde außerdem die zu Südkorea gehörende Insel Yeonpyeong beschossen, was die Spannungen noch einmal verschärft hat.

In Japan wurde der Sicherheitsrat einberufen. Ministerpräsident Yoshihiko Noda wies das Verteidigungsministerium und andere Regierungsstellen an, sich auf alle Eventualitäten vorzubereiten. Japan stehe mit seiner Schutzmacht USA sowie China und Südkorea bereits in engem Kontakt, wie die Nachrichtenagentur Kyodo meldete. 

Berlin ruft Pjöngjang zu Reformen auf 

Der Tod Kim Jong Ils belastete auch die asiatischen Börsen. Die stärksten Kursverluste gab es in Südkorea, wo der Leitindex in der Spitze um bis zu fünf Prozent absackte. In Tokio und Hongkong ging es um etwa ein Prozent bergab. Durch die Tod Kims steige die politische Unsicherheit in der Region, erklärten Händler zur Begründung. 

Die Bundesregierung rief Nordkoreas Führung zu friedlichen Reformen auf. So müsse Pjöngjang das Atomprogramm aufgeben, die katastrophale humanitäre Lage der Bevölkerung angehen und auch zu einer Öffnung von Politik und Wirtschaft bereit sein, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin - und fuhr dann fort: "Es gibt die klare Erwartung an Nordkorea, dass sich die Dinge ändern müssen."

Autoren: Stephan Stickelmann / Nicole Scherschun (dpa, afp, rtr)
Redaktion: Annamaria Sigrist