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International promovieren

17. Oktober 2011

Unter ausländischen Promovierenden werden deutsche Hochschulen immer beliebter. Denn im Wettbewerb um die klügsten Köpfe wurden in Deutschland Graduiertenschulen gegründet. Die haben sogar einen Vorzug gegenüber den USA.

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Doktorkuss am Gänseliesel-Brunnen in Göttingen (Foto: Göttingen Tourismus)
Bild: Göttingen Tourismus e.V.

Welche Rolle spielen "transgouvernementale Netzwerke" bei der Abwehr von Bioterrorismus? Diese Fragestellung will Octavio Segovia in seiner Promotionsarbeit beantworten. Es geht darum, wie Regierungen sich untereinander verständigen, um den Terrorismus, der mit Biowaffen geführt wird, zu bekämpfen. Octavio Segovia kommt aus Mexiko und promoviert seit 2010 an der "Berlin Graduate School for Transnational Studies". Für ein Graduiertenstudium in Deutschland hat er sich bewusst entschieden: "Die Menschen hier sind kritischer als in anderen Ländern. Das war für mich wichtig, denn ich wollte nicht vorgegebene Modelle einfach nur reproduzieren", sagt Segovia. Deutsch hat er in seiner Heimat gelernt – auch das hat seine Entscheidung, zum Promotionsstudium nach Deutschland zu kommen, beeinflusst.

Graduiertenschulen machen Deutschland wettbewerbsfähig

Thomas Risse, Gründer der Berlin Graduate School for Transnational Studies, Professor für Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin (Foto: Thomas Risse)
Thomas Risse, Gründer der Berliner Graduate SchoolBild: Thomas Risse

So wie Octavio Segovia entscheiden sich immer mehr Promovierende aus dem Ausland für deutsche Universitäten. Ihre Zahl hat sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. 2010 haben fast 4000 ausländische Studierende in Deutschland promoviert. "In der Vergangenheit war Deutschland für Promovierende nicht so attraktiv, aber das hat sich durch die Einrichtung der Graduiertenschulen geändert", sagt Thomas Risse, Gründer der Berlin Graduate School for Transnational Studies.

Die Graduiertenschulen sind strukturierte Promotionsprogramme. Etwa 700 gibt es schon in Deutschland. Die Doktoranden besuchen im ersten Jahr Kurse und haben dann für ihr Forschungsprojekt ein ganzes Betreuungsteam mit bis zu drei Professoren. Außerdem wird der Austausch unter den Promovierenden durch gemeinsame Veranstaltungen gefördert. Hinzu kommt, dass die meisten Graduiertenschulen Stipendien vergeben. "Der Vorteil gegenüber den USA ist, dass man hier kürzer studiert", sagt Risse. Ein Graduiertenstudium dauere dort zwischen sieben und neun Jahren. "In den meisten Graduiertenschulen in Deutschland versucht man, die Promovierende innerhalb von drei bis vier Jahren zum Abschluss zu bringen", sagt Risse.

Mehr Werbung im Ausland notwendig

Octavio Segovia, DAAD-Stipendiat, Doktorand an der Berlin Graduate School for Transnational Studies (Foto: Octavio Segovia)
Doktorand Octavio SegoviaBild: Octavio Segovia

Octavio Segovia hat während eines Studienaufenthaltes in Asien zufällig von einem deutschen Professor über die Berlin Graduate School erfahren. "Obwohl es ein DAAD-Büro in meiner Stadt in Mexiko gibt, ist niemand an die Uni gekommen, um die Promotionsprogramme zu bewerben", sagt der Doktorand. Viele Studierende in Mexiko wüssten auch gar nicht, dass man in Deutschland auf Englisch studieren könnte. Um den Bekanntheitsgrad der deutschen Graduiertenschulen im Ausland zu steigern, hat der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) im vergangenen Jahr zwei Förderprogramme für Hochschulen ausgeschrieben: "Der DAAD möchte dazu beitragen, die Doktorandenausbildung in Deutschland internationaler zu gestalten", sagt Birgit Klüsener, Leiterin der DAAD-Gruppe für Internationalisierung der Forschung. Die ausländischen Promovierenden sollen einen Zugang zu strukturierten Promotionsangeboten in Deutschland bekommen. "Die Fördergelder kommen dabei in erster Linie den deutschen Hochschulen zugute, die international ausgerichtete Promotionsprogramme einrichten wollen", sagt Klüsener. Es stehen im Jahr pro Projekt 100.000 Euro zur Verfügung. Dieses Geld wird unter anderem für die Vermarktung des Promotionsprogramms im Ausland und für die Betreuung von ausländischen Doktoranden investiert. Auch die Berlin Graduate School for Transnational Studies profitiert von den Förderprogrammen des DAAD. Durch Werbung im Ausland wolle die Schule den Anteil der ausländischen Promovierenden erhöhen, sagt Thomas Risse.

Die Besten sollen nach Deutschland kommen

In diesem Jahr wurden insgesamt zehn Studenten zur Promotion an die Berlin Graduate School for Transnational Studies zugelassen. Drei davon kommen aus dem Ausland. Das Ziel sei aber, vor allem die ausländischen Promovierenden zu locken, die sonst nach Stanford, Oxford oder Berkeley gehen würden, sagt Risse. "Wir glauben nicht, dass wir in Deutschland gerade in den Sozialwissenschaften für amerikanische Doktoranden eine Alternative sind, aber ich möchte die hervorragenden Türken, Russen, Kirgisen, Usbeken, Kenianer, Mexikaner nach Deutschland holen. Da müssen wir hin."


Autor: Rayna Breuer
Redaktion: Gaby Reucher