1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Lebensmittelpreise Grund für die Hungerkrise

16. August 2011

Seit Mitte des Jahres schießen die Preise für Nahrungsmittel weltweit wieder in die Höhe. Besonders dramatisch ist die Entwicklung am Horn von Afrika. Weltbankchef Zoellick sieht eine Verbindung mit der Hungersnot.

https://p.dw.com/p/12H0v
Marktplatz in Äthiopien (Foto: dpa)
Ein Marktplatz in Äthiopien - Lebensmittel kann sich kaum noch jemand leistenBild: picture alliance/dpa

"Nirgendwo sonst bilden hohe Nahrungsmittelpreise, Armut und Instabilität eine so tragische Kombination wie am Horn von Afrika". Der Präsident der Weltbank, Robert Zoellick, fand am Montag (15.08.2011) in Washington klare Worte. "Die andauernd hohen Lebensmittelpreise und die geringen Vorräte zeigen, dass wir immer noch in der Gefahrenzone sind", erklärte er die aktuelle Notlage für Millionen Menschen. Seit Mitte des Jahres sind die Preise für Nahrungsmittel in rekordverdächtige Höhen gestiegen. Das belegt die aktuelle Studie über die Preisentwicklung. Und Leidtragende seien, so Zoellicke, die ohnehin schon hungernden und armen Menschen in den Krisengebieten.

Hoher Ölpreis steigert Produktionskosten

Farmrin in einem Maisfeld in Tansania (Foto: Anne Wangalachi/CIMMYT)
Ein Maisfeld in Tansania - der Preis von Mais legte um 84 Prozent zuBild: CC/Anne Wangalachi/CIMMYT

Konkret belegt der Bericht, dass die Lebensmittelpreise weltweit im Juli 2011 deutlich höher sind, als im Vorjahresmonat. So kosteten die Nahrungsmittel im vergangenen Monat durchschnittlich 33 Prozent mehr als im Juli 2010. Demnach kosten Nahrungsmittel derzeit fast so viel wie zu Rekordzeiten im Jahr 2008. Die Preise für Mais (plus 84 Prozent), Zucker (plus 62 Prozent), Weizen (plus 55 Prozent) und Soja-Öl (plus 47 Prozent) hätten entscheidend dazu beigetragen. Hinzu kam ein um 45 Prozent gestiegener Ölpreis. Dies habe die Produktionskosten gesteigert. In den vergangenen zwölf Monaten hatte es zum Teil starke Preisschwankungen gegeben. So gab es Preissenkungen im ersten Halbjahr 2011, um dann im Juli wieder deutlich anzusteigen, heißt es in dem Bericht.

Besonders dramatisch war die Preisentwicklung in Somalia. Dort haben sich seit Oktober 2010 Getreidesorten, die lokal für den täglichen Gebrauch produziert werden, extrem verteuert. Beispielsweise kostete Hirse 240 Prozent mehr als im Oktober vergangenen Jahres und weißer Mais 154 Prozent mehr. Aber auch die Preise für Importgüter wie Reis, Zucker, Speiseöl und Treibstoff seien deutlich höher als vor einem Jahr.

Kind in einem Flüchtlingslager mit einer Reisportion auf dem Teller (Foto: dapd)
Die steigenden Preise tragen zur Hungersnot bei - Kinder hungernBild: AP

Der Bericht hob weiter hervor, dass 3,7 Millionen Menschen in Somalia von der Hungerkrise betroffen sind und davon rund 3,2 Millionen dringend Hilfe brauchen. Am meisten litten dabei Kleinbauern, die weder über Vorräte noch Geld verfügten und sich daher auch keine Lebensmittel kaufen könnten. Die Weltbank hat über 300 Millionen Euro für die Menschen in der Region zur Verfügung gestellt.

Deutschland stockt Hilfe für Ostafrika auf

Aufgrund des Ausmaßes der Hungerkatastrophe in Ostafrika haben viele Staaten ihre Hilfszusagen in den vergangenen Tagen erhöht. So will auch die Bundesregierung bis zu 118 Millionen Euro zusätzliche Gelder zur Verfühung stellen. Dies hatte Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) am Montag nach seinem Treffen mit dem kenianischen Staatschef Mwai Kibaki in Nairobi verkündet. Deutschland hat bisher 33,5 Millionen Euro an Unterstützung bereitgestellt.

Am letzten Tag seiner Kenia-Reise besuchte Niebel am Dienstag das Flüchtlingslager Dadaab im Osten des Landes – das größte Flüchtlingslager der Welt. Im Anschluss zeigte sich der Entwicklungsminister erschüttert: "Das Ausmaß menschlichen Elends und die Perspektivlosigkeit der betroffenen Menschen zu sehen, ist nur schwer erträglich. Es war richtig, schnelle zusätzliche Hilfe zur Verfügung zu stellen." In Dadaab leben mehr als 400.000 Menschen, die meisten sind Somalier. Niebel war am Samstag nach Kenia gereist, um sich ein Bild von der Hungersnot zu machen.

Nach den jüngsten Erhebungen starben in den vergangenen drei Monaten allein in Somalia 29.000 Kinder im Alter unter fünf Jahre. Rund 600.000 Kinder in dieser Region seien durch die Hungersnot akut lebensbedrohlich gefährdet. Nach Angaben der Vereinten Nationen leiden rund zwölf Millionen Menschen infolge der Dürrekatastrophe in Ostafrika an Hunger.

Autorin: Naima El Moussaoui (mit epd, afp, dpa)

Redaktion: Marion Linnenbrink