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20 Jahre Viadrina

15. Juli 2011

Die Europa-Universität Viadrina schaut auf bewegte zwei Jahrzehnte zurück. Sie sollte eine Brücke nach Osteuropa sein und eine europäische Universität, die junge Menschen aus allen Teilen der Welt zusammenführt.

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Hauptgebäude der Viadrina-Universität in Frankfurt/Oder (Foto: DW / Hardy Graupner)
Das Viadrina-Hauptgebäude im Zentrum von Frankfurt/OderBild: DW

Was hat man der Europa-Universität Viadrina vor zwei Dekaden nicht alles ins Stammbuch geschrieben! Das Hauptziel kurz nach der deutschen Wiedervereinigung war schon aufgrund der geografischen Lage vorgegeben. Die Universität liegt in Frankfurt an der Oder, ganz im Osten Deutschlands an der polnischen Grenze. Man wollte mithelfen, das über Jahrhunderte strapazierte deutsch-polnische Verhältnis zu normalisieren. Die Osteuropaforschung insgesamt sollte auf eine neue Stufe gestellt werden. Und der gesamteuropäischen Integration sollten neue Impulse gegeben werden. "Das ist ein sehr hoher Anspruch für die kleinste Universität im Land", sagt die Vizepräsidentin der Viadrina, Janine Nuyken. "Man kann nicht alles erreichen, aber zum deutsch-polnischen Zusammenwachsen haben wir viel beigesteuert."

Brücke zum Nachbarn

Brücke der Freundschaft über die Oder in Frankfurt/Oder (Foto: DW / Hardy Graupner)
Ohne Kontrollen passierbar – die Brücke über die OderBild: DW

Fußend auf ihren drei Hauptsäulen - der juristischen, der kulturwissenschaftlichen sowie der volkswirtschaftlichen Fakultät - hat sich die Viadrina auch international einen guten Ruf erworben. Kontakte sowie gemeinsame Projekte mit über 200 ausländischen Universitäten legen ein beredtes Zeugnis über die Außenwirkung der Bildungseinrichtung im äußersten Osten Deutschlands ab. An keiner anderen Universität des Landes geht es so international zu. Von den weit über 5000 Studenten sind rund ein Drittel aus dem Ausland, aus nicht weniger als 80 verschiedenen Nationen. Und die Studierenden wissen das familiäre Klima an der Viadrina zu schätzen.

Die Führungsriege ist um eine Balance zwischen Forschung und Lehre bemüht. In der letzten Runde der sogenannten Exzellenzinitiative ist die Viadrina noch dabei, das erfüllt die Verantwortlichen mit Stolz. Schließlich geht es um nicht geringe staatliche Fördermittel für herausragende Forschungsprojekte.

Auch die regionale Wirtschaft weiß um die Bedeutung der Viadrina. Investoren-Scout Christopher Nüßlein hat da ein ganz praktisches Beispiel der Verzahnung bereit. Bei Gesprächen mit ausländischen Investoren sei es wichtig, dass man so viele Muttersprachler an der Viadrina habe. "Sie berichten in den Sprachen unserer Gäste über den Standort - und das wirkt immer sehr positiv und professionell auf die Investoren."

Am Bedarf vorbei?

Technologiepark der regionalen Industrie in Frankfurt/Oder (Foto: DW / Hardy Graupner)
Wirtschaft und Viadrina sollen enger zusammenrückenBild: DW

Aber auch kritische Töne klingen an, wenn es um die Kooperation zwischen Wirtschaft und Universität geht. Der Oberbürgerbürgermeister der Stadt, Martin Wilke, berichtet von etlichen Technologiefirmen, die sich in und um Frankfurt/Oder angesiedelt haben. Doch technologiebezogene Forschung war für die Viadrina leider nie vorgesehen.

"Nun muss man schauen, wie man das wieder in Einklang bringt", sagt Wilke. "Die wirtschaftliche Entwicklung hier gerade im Bereich der neuen Technologien sollte mehr mit adäquater Forschung und Bildung begleitet werden."

Was sich jedoch nicht ändern wird, ist das Werben der Viadrina vor allem um polnische Studenten. Erfolge sind da nicht mehr so leicht zu bewerkstelligen, da die jungen Polinnen und Polen mittlerweile europaweit und darüber hinaus eine Universität ihrer Wahl ins Visier nehmen können.

Erschwerte Konkurrenz

Modernes Lehrgebäude der Viadrina in Frankfurt / Oder (Foto: DW / Hardy Graupner)
Kurze Verschnaufpause vor der nächsten VorlesungBild: DW

"Die Selbstverständlichkeit, die einmal die Viadrina zum Anlaufpunkt für an Polen interessierte Deutsche und an Deutschland interessierte Polen gemacht hat, ist bei weitem nicht mehr gegeben", erläutert Professor Werner Benecke. "Heute konkurriert die Viadrina mit den großen Universitäten Europas, und sie muss sich dafür etwas einfallen lassen, um sich auf dem neuen Markt auch neu zu positionieren."

Somit bleiben auch die nächsten 20 Jahre für die Viadrina spannend - eine Einrichtung, die genau genommen schon über 500 Jahre alt ist. Der deutsche Kurfürst Joachim I. gründete die Alma Mater Viadrina zu Frankfurt (Oder) schon 1506, wo sie bis 1811 geöffnet blieb. Unter den bekanntesten Studenten der damaligen Zeit waren die Gebrüder Humboldt, der Komponist Carl Philipp Emanuel Bach sowie der Lyriker Heinrich von Kleist.

Autor: Hardy Graupner

Redaktion: Gaby Reucher