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Freilassung der Journalistin Majd gefordert

5. Juli 2011

Die Rufe werden lauter: Nach Journalistenverbänden verlangt nun auch Bundestagspräsident Lammert die Freilassung der iranischen Fotojournalistin Maryam Majd. Sie wollte über die Frauenfußball-WM in Deutschland berichten.

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Die iranische Fotojournalistin Maryam Majd (Foto: DW)
Hier noch in Freiheit: die iranische Fotojournalistin Maryam MajdBild: DW
Norbert Lammert (Foto: dpa)
Lammert sendet eine deutliche Botschaft nach TeheranBild: picture-alliance/dpa

In einem Brief an den Präsidenten des iranischen Parlaments, Ali Larijani, bezeichnete Norbert Lammert die Verhaftung von Maryam Majd kurz vor ihrer Reise nach Deutschland zur Berichterstattung über die Frauenfußball-Weltmeisterschaft als "ebenso überraschend wie unverständlich".

Die Verhaftung der 25-jährigen Fotojournalistin und Frauenrechtlerin werde in Deutschland "nicht nur als Angriff auf die Freiheit der Medien verstanden, sondern ebenso als eklatanter Verstoß gegen international geschützte Freiheits- und Menschenrechte, die auch von der iranischen Verfassung verbürgt werden", schrieb der CDU-Politiker am Montag (04.07.2011). Er bat Larijani um Unterstützung "bei der Aufklärung des Sachverhaltes".


Maryam Majd im Februar 2009 mit Victory-Zeichen im Teheraner Fußballstadion (Foto: picture-alliance/abaca)
Was Frauen im Iran eigentlich verboten ist, hat Maryam Majd geschafft: ins Stadion zu gelangenBild: picture-alliance/abaca


Zuvor hatten bereits das Auswärtige Amt, das WM-Organisationskomitee sowie mehrere Journalistenvereinigungen die Freilassung der Fotografin gefordert. Majd war demnach am 16. Juni, dem Tag vor ihrer Abreise nach Deutschland, im Haus ihres Vaters in Teheran festgenommen worden. Sie war für die Frauenfußball-WM akkreditiert, um über das Turnier zu berichten.

Steffi Jones trommelt für Majd

Steffi Jones vor WM-Logo (Foto: picture-alliance/augenblick/GES)
Auch Steffi Jones setzt sich für Majd einBild: picture alliance/augenklick/GES

Ende Juni hatte sich die Chefin des WM-Organisationskomitees (OK), Steffi Jones, dafür stark gemacht, dass die Journalistin frei kommt und zur WM ausreisen darf. Als Grund für die Festnahme gilt, dass Majd in ihrer Heimat über Frauensport berichtet und sich für Frauenrechte engagiert hatte. "Sowohl als OK-Chefin als auch ganz persönlich stehe ich immer und überall entschieden ein gegen jede Form von Diskriminierung und Unterdrückung", sagte Steffi Jones.

Scharfe Kritik kam vom Menschenrechtsbeauftragten der Bundesregierung, Markus Löning. Der FDP-Politiker sagte, es könne kein Zufall sein, dass Majd, die sich öffentlich für die aktive Teilnahme von Frauen an Sportveranstaltungen eingesetzt habe, am Vorabend ihrer Ausreise nach Deutschland verhaftet worden sei.

"Pressefreiheit ist ein hohes Gut"

Der Verband Deutscher Sportjournalisten (VDS) verurteilte das Handeln der iranischen Behörden ebenfalls. "Wir sind empört und protestieren in aller Schärfe gegen die Inhaftierung und fordern die Behörden in Teheran auf, die Journalistin sofort frei- und ausreisen zu lassen. Die Pressefreiheit ist ein hohes Gut, für das wir uns mit allen Kräften entschieden einsetzen", erklärten die Präsidiumsmitglieder Erich Laaser und Hans-Joachim Zwingmann.

In einer gemeinsamen Erklärung hatten bereits die Organisationen Reporter ohne Grenzen, Deutsche Journalisten-Union und der Deutsche Journalisten-Verband die Freilassung Majds verlangt. Über die Gründe der Festnahme hätten die Behörden keine Angaben gemacht. Majd werde in dem berüchtigten Teheraner Gefängnis Evin festgehalten.

Ein Bildband war geplant

Majd habe auf Einladung der ehemaligen deutschen Nationalspielerin Petra Landers nach Deutschland fliegen wollen, um einen Bildband über die Weltmeisterschaft zu erstellen. Alle erforderlichen Dokumente für die Reise habe die Reporterin vorgelegt. Auch vom Weltverband FIFA sei sie für die Spiele der WM akkreditiert gewesen. Mit ihren Berichten über Frauensport und ihrem Engagement für Frauenrechte habe die Journalistin in ihrer Heimat Bekanntheit erlangt. Mit Maryam Majd seien in der Islamischen Republik derzeit mindestens 25 Journalisten inhaftiert, hieß es. Damit sei der Iran nach der Volksrepublik China und Eritrea "das größte Gefängnis für Medienmitarbeiter weltweit".

Autor: Reinhard Kleber (dpa, sid, bundestag.de)
Redaktion: Julia Elvers-Guyot