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Wie alt sind alte Menschen in Deutschland?

5. Juli 2011

Es gibt weniger junge und dafür mehr ältere Menschen in Deutschland. Die Rede ist vom so genannten demografischen Wandel. Das führt zu einer veränderten Wahrnehmung vom Altern schlechthin.

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Senioren auf einem Schiff (Foto: dpa)
Bild: dpa

In Deutschland gilt mittlerweile als alt, wer um die 80 ist. Das hat eine neue Studie des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Evangelischen Kirche in Deutschland ergeben. Damit hat sich die Meinung über das Alter generell verändert und die Grenze, ab wann jemand als alt gilt, weiter nach hinten verschoben.

Dieter Hackler (Foto: Privat)
Dieter HacklerBild: Dieter Hackler

Vor rund 30 Jahren gehörte man mit Anfang 60 schon zum "alten Eisen". Doch heute leben die Menschen länger - und sie sind auch länger aktiv. "Alt und gebrechlich" ist eine gängige Formulierung – doch sie passt immer seltener.

Zumindest nicht auf die meisten der heutigen 60- bis 80-Jährigen. Denn die seien gesund, aktiv und gut ausgebildet, betont Ministerialdirektor Dieter Hackler, der seit fünf Jahren die Abteilung "Ältere Menschen" im Bundesfamilienministerium leitet. Das vorherrschende traditionelle Altersbild entspreche nicht den heutigen "jungen" Alten, sondern sei geprägt von Krankheit und Pflegebedürftigkeit.

Veraltete Vorstellungen vom Alter

Senioren auf Fahrradtour (Foto: dpa)
Senioren auf FahrradtourBild: picture-alliance/ dpa

Hackler spricht sich für ein differenziertes Altenbild aus, das der Lebenswirklichkeit der Senioren gerecht wird. Insbesondere auch deswegen, weil die Leistungsfähigkeit bei jedem Einzelnen ganz unterschiedlich ist.

Außerdem hänge sie mit dem sozialen Umfeld zusammen, betont Professor Gerhard Wegner. Er ist der Direktor des Sozialwissenschaftliches Instituts der Evangelischen Kirche ein Deutschland. "Leute, die in guten Lebensverhältnissen aufwachsen, haben eine bis zu zehn Jahre höhere Lebenserwartung als Menschen, die in Armut groß werden", sagt Wegner.

Wenn schon die soziale Herkunft die Lebenserwartung maßgeblich mitbestimmt, dann müsse zumindest die medizinische Versorgung gleich sein, fordert Ministerialdirektor Hackler. Ältere müssten wie Jüngere im vollen Umfang behandelt werden. Sie seien keine Menschen zweiter oder dritter Klasse.

Teilhabe ist gefragt

Senioren im Hörsaal (Foto: dpa)
Senioren im HörsaalBild: picture alliance/dpa

Die jungen Alten beschäftigen sich nicht nur mit ihrem nächsten Urlaub, sie wollen am sozialen Leben teilnehmen. Viele möchten sich ehrenamtlich engagieren, wollen gehört und gebraucht werden. Sie wollen einfach mit dabei sein und den Anschluss an die Gesellschaft nicht verlieren. Darüber, wie man das fördern kann, macht sich auch Dieter Hackler aus dem Bundesfamilienministerium Gedanken.

Wichtig sei der Anschluss an die digitale Welt, also ans Internet. Außerdem müssten Parteien, Gewerkschaften und Kirchen die Älteren einbinden und sie mitwirken lassen. Insbesondere die Kommunen müssten mehr Möglichkeiten für bürgerschaftliches Engagement anbieten, damit auch für Senioren etwas dabei ist.

Grundsätzlich müssten Altersgrenzen auf den Prüfstand. Und warum sollten nicht alle solange arbeiten können, wie sie wollten, meint Professor Gerhard Wegner vom Sozialwissenschaftlichen Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland.

Autorin: Petra Nicklis
Redaktion: Hartmut Lüning