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Hackergruppe Lulz Security löst sich auf

26. Juni 2011

Die Hackergruppe Lulz Security hat nach einer Reihe spektakulärer Angriffe auf Webseiten von Unternehmen und dem US-Geheimdienst CIA das Ende ihrer Tätigkeiten bekannt gegeben.

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Von Lulz Security gehackte Webseite (Foto: AP)
Verschwindet die Hackergruppe jetzt im Nirwana?Bild: AP

"Wir sind Lulz Security, und dies ist unsere letzte Botschaft", teilte die Gruppe am Samstag (25.06.2011) über den Kurznachrichtendienst Twitter mit. "Unsere für 50 Tage geplante Kreuzfahrt ist beendet, und wir müssen nun fortsegeln", erklärten die Hacker, die sich die stilisierte Darstellung eines Schiffs als Logo gewählt hatten. Die Gruppe habe ihre Mission erfüllt, aus purem Vergnügen Unternehmen und Regierungseinrichtungen zu stören. "Wir hoffen, Inspiration, Angst, Verweigerung, Glück, Zustimmung, Ablehnung, Spott, Verwirrung, Nachdenklichkeit, Eifersucht, Hass, selbst Liebe zu hinterlassen. Zumindest hoffen wir, irgendwo eine mikroskopische Wirkung auf irgendjemand gehabt zu haben", schrieb die Gruppe von "sechs Mitgliedern".

Die Täter: Hacken, weil man es kann

In den vergangenen 50 Tagen hätten sie Unternehmen, Regierungen und die Bevölkerung "gestört und bloßgestellt, einfach weil wir es konnten", hieß es weiter. Die Gruppe hoffe, dass die Bewegung zu einer Revolution führe, die ohne sie weitergehe. Lulz Security - auch LulzSec genannt - hat stets betont, dass sie handele, um sich zu amüsieren - und keine kriminellen Ziele verfolge.

Die Opfer: CIA, US-Senat, Sony, Nintendo

Die Hackergruppe hatte in den vergangenen Wochen zahlreiche Onlineangriffe gestartet. Unter den Opfern waren der US-Senat, die Unternehmen Sony und Nintendo sowie eine britische Polizeieinheit zur Bekämpfung der Organisierten Kriminalität. Auch die Internetseite des US-Geheimdienstes CIA legten die Hacker für gut zwei Stunden lahm. Zuletzt hatten sie aus Protest gegen das scharfe Einwanderungsrecht in Arizona interne Daten der Sicherheitsbehörde des US-Bundesstaates im Internet veröffentlicht. Und als allerletzte Aktion veröffentlichte LulzSec am Samstag interne Dokumente des Internetkonzerns AOL und der US-amerikanischen Telefongesellschaft AT&T.

Angst vor Enttarnung?

Die Auflösung von Lulz Security kommt überraschend. Sie könnte ein Zeichen dafür sein, dass die Gruppe angesichts der Ermittlungen etlicher Polizeibehörden die Enttarnung fürchtet. In die Jagd auf LulzSec haben sich zuletzt auch rivalisierende Hacker eingeschaltet, die Informationen verbreiteten, die zur Enttarnung der Gruppe führen könnten. Diese suchte, was für Hacker ungewöhnlich ist, die Öffentlichkeit. Zumeist geschah das über ein Twitter-Konto.

Hacken für Wikileaks?

Beobachter vermuteten, dass es sich bei LulzSec um eine Abspaltung der Hackergruppe Anonymous handelt, einer größeren, nur lose organisierten Gruppe. Deren Ziel war es gewesen, andere Hacker für Angriffe auf Ziele zu mobilisieren, die als unmoralisch und Gegner von WikiLeaks gelten. LulzSec griff hingegen jeden an, über den man wegen seiner schlechten Sicherheitsvorkehrungen "lachen" konnte. "Lulz" steht im Internetjargon für "Lachen", insbesondere aus Schadenfreude.

London: Mutmaßlicher Hacker bleibt in Haft

Am vergangenen Montag war in London ein 19-jähriger Brite unter dem Verdacht festgenommen worden, zu Lulz Security zu gehören. Obwohl die Gruppe dies abstritt, wurde er am Donnerstag in Untersuchungshaft genommen. Nachdem dem Gericht am Samstag eine Diagnose vorgelegt worden war, wonach der junge Mann unter dem Asperger-Syndrom, einer Form des Autismus, leidet, ordnete der Richter Nicholas Evans zunächst seine Freilassung auf Kaution an. Nach einem Einspruch der Staatsanwaltschaft wurde diese Entscheidung jedoch wieder zurückgenommen. Am Montag soll erneut über eine Freilassung auf Kaution entschieden werden.

In diesem Monat hatte bereits die spanische Polizei drei Männer unter dem Verdacht festgenommen, die Hacker-Gruppe Anonymous unterstützt zu haben. LulzSec hatte jüngst noch mit verschärften Datendiebstählen und Angriffen auf Regierungen, Banken und andere große Einrichtungen gedroht sowie ein Bündnis mit Anonymous angekündigt, um eine größere Durchschlagskraft zu erzielen.

Autorin: Julia Elvers-Guyot (afp, dapd, rtr, dpa)
Redaktion: Gerhard M Friese