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Mit traditionellen Methoden Megafeuer vermeiden

31. Mai 2011

Weltweit gibt es immer mehr Großfeuer. Menschen sterben, Dörfer verschwinden und Brände von atomar verseuchten Wäldern oder bei Atomanlagen, wie in Russland, sind eine internationale Gefahr. Die FAO fordert ein Umdenken.

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Aug. 4, 2010, Dolginino, ca. 180 km südöstlich von Mokau ( Foto: AP)
2010: Waldbrand in RusslandBild: AP

Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, FAO beobachtet die Entwicklung mit Sorge. Die Zahl der Großfeuer nimmt seit Jahren zu - ob in Brasilien, Indonesien, Australien, Russland, Griechenland, Botswana oder den USA.

Gesellschaft für Megafeuer verantwortlich

Die Ursachen für die Großfeuer sind unterschiedlich: Zum einen gibt es etliche Brandrodungen wie in Brasilien, denn so soll landwirtschaftliche Fläche gewonnen werden. Die verwüstete Fläche, die dabei zurückbleibt, ist extrem anfällig für neue Feuer. Zum anderen ist es der Klimawandel mit anhaltenden Trockenperioden, der inzwischen auch Wälder in Nordsibirien und Kanada, der eine weitere Ursache für viele ist.

Weniger Feuer durch Prävention

Hektisches arbeiten: Hier wird im August 2010 noch schnell eine Schneise in der nähe des russischen Nuklearforschungszentrums Sarov gezogen. Sarov, some 480 km östlich von Moskau (Foto: AP)
Eine Schneise wird vor dem russischen Nuklearforschungszentrums Sarov hektisch gezogenBild: AP

Darüber hinaus liegt ein Grund in der mangelnden Prävention. Katastrophale Brände, wie sie in großen, zusammenhängenden Waldgebieten in den USA, Australien, Portugal, Spanien oder Griechenland immer wieder zu beobachten sind, wären vermeidbar. Eduardo Rojas, Leiter der FAO- Forstabteilung sieht hier vor allem ein strukturelles Problem: „Überall wo es Vegetation gibt, kann ein Waldbrand entstehen. Das heißt, dass wir mit dem Risiko leben und uns auf dieses Risiko einstellen müssen. Zweitens müssen wir dort, wo das Problem strukturell auftritt, also immer wieder - eine vernünftige Landplanung haben. Das bedeutet, dass wir die Risikofaktoren minimieren sollten."

Hier sieht Eduardo Rojas die Aufgabe der Verantwortlichen vor allem darin, Kraftwerke, Verkehrswege und Siedlungen besser vor angrenzenden Wäldern zu trennen. Und bei ausgedehnten Waldflächen muss es seiner Meinung nach entsprechende Schneisen geben, damit die Waldbrände sich nicht so ausdehnen können.

Traditionelle Methoden wieder kultivieren

Eduardo Rojas, stellvertretender Generalsekretaer für Landwirtschaft und Ernährung der Vereinten Nationen (FAO) in Rom und Vorsitzender der gemeinsamen Waldparternschaft. (Foto: FAO),
Eduardo Rojas, stellvertretender Generalsekretaer für Landwirtschaft und Ernährung der Vereinten Nationen (FAO) in Rom.Bild: FAO

Darüber hinaus kann bei der Prävention aber auch kontrolliertes, professionelles Abbrennen von Wäldern in den feuchteren Jahreszeiten sinnvoll sein, um so die zu große Menge von brennbarem Material zu reduzieren. Der FAO- Forstabteilungsleiter Rojas will hier an alte Traditionen anknüpfen: „Was die Indianer in den USA, die Aboriginis, die Ureinwohner Australiens oder auch die Bevölkerung am Mittelmeer traditionell gemacht haben - das kontrollierte Abbrennen - das war sinnvoll und muss wieder kultiviert werden. In vielen Ländern hat man so etwas verboten. Man denkt: „Wie kann man so was machen, ein Feuer mit Feuer bekämpfen?" Ja aber das ist das billigste, das ist auch das ökologischste, und es ist die einzige Möglichkeit, Waldbestände wesentlich resistenter gegenüber Waldbränden zu machen."

FAO hilft beim Umdenken

Inzwischen hat in der Weltgemeinschaft aber auch ein Umdenken begonnen. Während vor 20 Jahren vor allem in die technische Aufrüstung für die Feuerbekämpfung investiert wurde, setzen Fachleute jetzt zunehmend auf Prävention, auf ein vorsorgliches Wald- und Landschaftsmanagement.

Zu tun gibt es hier aber noch einiges. Während sich Experten für Wälder und Feuerbekämpfung bei den erforderlichen Vorsorgemaßnahmen weitgehend einig sind, handeln viele Politiker beim Ausbruch von Großfeuern, oft kontraproduktiv – vor allem, wenn sie unter öffentlichem Druck stehen.

Um ihre Tatkraft unter Beweis zu stellen, bewilligen sie dann nur allzu schnell neue Löschflugzeuge und Hubschrauber für die Brandbekämpfung. Dass Vorsorge und richtige Planung sinnvoller, preiswerter und effektiver sind, wird dabei oft übersehen.

Waldbrandschaeden: Ein ausgebranntes Auto steht vor einem vollstaendig niedergebrannten Haus im Dorf Mokhovoe, nahe der Stadt Lukhovitsy etwa 135 km suedoestlich von Moskau (Foto: AP/Dmitry Chistoprudov)
Dorf Mokhovoe bei MoskauBild: dapd

Von Westaustralien und Florida lernen

Vorbildlich handeln nach FAO-Angaben inzwischen Westaustralien und Florida. Die Bundesstaaten investieren in die Vorsorge und reduzieren so die Risiken von Großfeuern. Mit Hilfe von internationalen Konferenzen und Beratungen von Regierungsvertreter will die FAO auch andere Länder überzeugen, mehr und entschiedener in die vorsorgliche Risikominimierung zu tun.

Autor: Gero Rueter
Redaktion: Gudrun Heise