1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Professur für Ai Weiwei

20. April 2011

Der verschwundene chinesische Künstler erhält eine Professur an der Universität der Künste in Berlin. Wann er sie antreten kann, ist völlig unklar.

https://p.dw.com/p/10zpc
Berline protestieren gegen die Festnahme Ai Weiweis
Mahnwache für Ai WeiweiBild: picture alliance / dpa

Ein wenig windet sich Martin Rennert. Natürlich, sagt er, wolle man die Berufung Ai Weiweis als Gastprofessor der Universität der Künste als Geste der Unterstützung für den Künstler sehen, der seit Anfang April von den chinesischen Behörden festgehalten wird. "Es wäre ja nicht möglich, Ai Weiwei jetzt losgelöst von der aktuellen Situation zu betrachten", sagt der Präsident der Universität der Künste (UdK) am Mittwoch (20.04.2011) in Berlin. Dennoch scheint ihm die politische Dimension dieser Berufung eher unangenehm. "Es ist mir wirklich wichtig, deutlich zu machen, dass dieser Prozess schon vier Monate läuft und nicht erst zweieinhalb Wochen", sagt er. "Wir berufen hier explizit keinen Dissidenten sondern einen herausragenden Künstler."

Pressekonferenz mit Martin Rennert, Olafur Eliasson und Jürgen Zöllner (Bild: dpa)
Martin Rennert, Olafur Eliasson und Jürgen Zöllner verkünden die Berufung Ai WeiweisBild: picture-alliance/dpa

"Bekenntnis zu einer überragenden Persönlichkeit"

Ai Weiwei, der in China in den letzten Jahren mit unverblümter Kritik an den politischen Verhältnissen aufgefallen ist, ist der bekannteste chinesische Künstler in Deutschland. Nach Berlin hat Ai Weiwei bereits seit längerem gute Kontakte. Bevor er am 3. April in Peking verhaftet wurde, plante er, mehrere Hallen in Berlin als Atelier anzumieten – was in der Berliner Künstlerszene freudig als Aufwertung des Kunst-Standorts Berlin aufgefasst wurde. Ähnlich möchte die Stadt auch die Berufung Ai Weiweis verstanden wissen. "Das ist ein Bekenntnis zu einer überragenden künstlerischen Persönlichkeit, die auch für den Standort Berlin von zentraler Bedeutung ist", sagt Jürgen Zöllner, Bildungssenator der Stadt. Die Professur wird von der städtischen Einstein-Stiftung finanziert, deren Vorsitzender Zöllner auch ist.

Ai Weiwei wurde bekannt durch Aktions- und Installationskunst. Die zerspringende chinesische Vase ist eines seiner bekanntesten Werke (Bild: AP)
Ai Weiwei wurde bekannt durch Aktions- und Installationskunst. Die zerspringende chinesische Vase ist eines seiner bekanntesten WerkeBild: AP

Die UdK möchte Ai Weiwei an der Graduiertenschule unterrichten lassen. Geplant ist, dass er mit dem isländischen Installationskünstler Olafur Eliasson zusammenarbeitet, der selbst seit 2008 Professor an der UdK ist. Er leitet das Institut für Raumexperimente. "Es wäre wichtig, Ai Weiwei hier zu haben, weil seine Art von kritischer Umsetzung von Kunst eine Bereicherung für uns wäre, sagt Eliasson. Beide Künstler kennen sich seit einiger Zeit. "Ai Weiwei ist nicht nur gegenüber China, sondern kritisch insgesamt. Es war persönlich für mich sehr inspirierend, dass er mir gezeigt hat, wie ich alles durch meine eigenen sehr eurozentrischen Augen sehe."

"Diese Position wartet auf ihn"

In der UdK heißt es, es habe aus früheren Kontakten positive Signale gegeben, dass Ai Weiwei eine solche Professur auch annehmen würde. Über sein Büro in Hongkong habe man versucht, seiner Ehefrau das Berufungsschreiben zuzustellen und hofft, dass so auch der Künstler selbst bald von seiner Berufung erfährt. Rennert habe mit den Assistenten Ai Weiweis gesprochen, aber auch in seinem Büro habe man keinen Kontakt zum Künstler. Ob Ai Weiwei die Nachricht erhalten habe, wisse er nicht.

Berline protestieren gegen die Festnahme Ai Weiweis
Mahnwache für Ai WeiweiBild: picture alliance / dpa

Wo Ai Weiwei festgehalten wird, was genau die chinesischen Behörden vorwerfen und was genau ihm drohen könnte, sollte er vor Gericht gestellt werden, ist auch mehr als zwei Wochen nach seinem Verschwinden am Flughafen in Peking noch unklar. UdK-Präsident Martin Rennert hofft trotzdem, dass Ai seine Professur möglichst bald antreten können wird. "Diese Position offen ist und wartet auf ihn", sagt er. Die chinesischen Behörden seien über die Berufung Ai Weiweis informiert worden. Eine Reaktion habe es nicht gegeben.

Autor: Mathias Bölinger
Redaktion: Sabine Faber