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Libyens Rebellen immer stärker unter Druck

11. März 2011

Die Rebellen in Libyen kommen immer mehr in Bedrängnis. Auch in Bengasi, der Hochburg der Aufständischen, befürchten die Menschen, dass Gaddafis Soldaten und Milizen bald bis zu ihnen vorrücken könnten.

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Libysche Rebellen auf einem Panzer in der Nähe von Brega (Foto:ap)
Libysche Rebellen auf einem Panzer in der Nähe von BregaBild: dapd

Den ganzen Donnerstag (10.03.2011) über wurden die Städte Ras Lanuf, Bin Jawwad und Brega an der Mittelmeerküste von Regierungstruppen beschossen. Nach Augenzeugenberichten sollen dabei auch Kanonenboote der Marine zum Einsatz gekommen sein. Am Nachmittag musste das Krankenhaus von Ras Lanuf evakuiert werden, nachdem es mit Raketen beschossen worden war. Unterdessen werden die Rufe nach einem Eingreifen des Westens immer lauter.

Flugverbotszone ja, innere Einmischung nein

Rekrutentraining der Aufständischen in Bengasi (Foto:ap)
Rekrutentraining der libyschen Aufständischen in BengasiBild: dapd

Auch in Bengasi, dem Sitz des Übergangsnationalrats, der sich vor einer knappen Woche gebildet hat, um die oppositionellen Kräfte zu koordinieren. Ali Tarhouni, Sprecher des Gremiums, erklärte, die Libyer seien sich völlig einig: "Kein Libyer ist bereit, eine Einmischung des Auslands zu akzeptieren. Gleichzeitig aber sind die Libyer klug genug, um zu verstehen, dass sie kein Militär haben, das sie befreien kann. Es gibt Hunderttausende von Jugendlichen, die ihr Leben für die Freiheit opfern. Ihr dringendster Wunsch an die Welt ist es, dass sie ein Luftembargo gegen Libyen verhängt."

An der Spitze des Übergangsnationalrats steht der frühere Justizminister Mustafa Abdel Jalil. Er war erst vor wenigen Wochen von Gaddafi abgerückt und hatte sich auf die Seite der Aufständischen geschlagen. Nicht alle in der libyschen Opposition wollen jedoch seine Autorität akzeptieren. Sprecher Tarhouni wies den Vorwurf zurück, das Gremium sei nicht demokratisch legitimiert. Schließlich sei es gar nicht möglich gewesen, Wahlen für den Nationalrat abzuhalten. In solchen Zeiten sei es natürlich, dass einige Gruppen die politische Führung übernähmen. "Der Übergangsnationalrat ist derzeit die einzige legale Organisation und er sollte unterstützt werden", so Tarhouni.

Französischer Alleingang und Ägyptens unklare Rolle

Ägyptische Flüchtlinge an der libysch-tunesischen Grenze (Foto:ap)
Ägyptische Flüchtlinge an der libysch-tunesischen GrenzeBild: dapd

Inzwischen hat Frankreich als erstes Land den Übergangsnationalrat anerkannt und angekündigt, einen Botschafter nach Benghazi zu entsenden. Die Rebellen werden also international langsam hoffähig. Aber auch Gaddafi hat das diplomatische Parkett noch nicht geräumt. Gestern entsandte er mehrere Unterhändler nach Europa. In Ägypten traf ein hochrangiger General ein, der in Kairo Gespräche mit dem Militärrat und dem Ministerpräsidenten aufnahm. Nach Einschätzung von Hassan Abu Taleb vom Ahram-Zentrum für politische und strategische Studien in Kairo hat der Gesandte Gaddafis einen doppelten Auftrag: Er solle einerseits versuchen, Ägypten neutral zu halten und so dafür zu sorgen, dass Kairo die Opposition nicht unterstütze. Zweitens werde er das ägyptische Militär wahrscheinlich um Waffen bitten. Das zeige die Schwäche der libyschen Führung, da sie so versuche, das internationale Waffenembargo zu unterlaufen.

In Ägypten, das sich neben Tunesien als Mutterland der arabischen Freiheitsbewegung versteht, fühlt man sich solidarisch mit den Menschen im Nachbarland. Doch Gaddafi hat ein Faustpfand in der Hand. Hunderttausende ägyptische Gastarbeiter sind noch immer in Libyen. Ihre Lage müsse man berücksichtigen, unterstreicht Abu Taleb. Er hoffe, so der ägyptische Experte, dass die Opposition in Libyen ihre Freiheit erreiche und das Joch des Unterdrückers abschütteln könne.

Autorin: Bettina Marx
Redaktion: Thomas Latschan