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Gaddafi kämpft weiter

4. März 2011

Libyens Staatschef Gaddafi wehrt sich mit allen Mitteln gegen seinen Sturz. Im Osten ließ er Stellungen der Aufständischen mit Kampfjets angreifen. Auch in der Hauptstadt verbreiten seine Anhänger Angst und Schrecken.

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Aufständische Kämpfer bei Al-Brega mit Waffen (Foto: AP/dapd)
Wer Al-Brega beherrscht, kontrolliert einen Großteil der libyschen Erdöl-ExporteBild: dapd
Aufständische Kämpfer bei Al-Brega mit Panzern (Foto: AP)
Bei Al-Brega wurden wieder Stellungen der Aufständischen angegriffenBild: dapd

In der Umgebung der Ölstadt Al-Brega flogen am Freitag (04.03.2011) libysche Kampfjets Luftangriffe gegen Aufständische. Ein Arzt berichtete, in Al-Brega hätten die Truppen Gaddafis auch Panzer und Hubschrauber eingesetzt.

In der benachbarten Stadt Adschdabija hätten sie aus der Luft ein Munitionsdepot und einen Versammlungsort von Aufständischen bombardiert. Dabei habe es auch mehrere Tote gegeben. Das wurde allerdings bisher nicht offiziell bestätigt. Nach Angaben eines Augenzeugen kontrollieren die Rebellen Al-Brega weiter.

Proteste in Tripolis

Ölraffinerien in Al-Sawija (Foto: AP/dapd)
Kämpfe gab es auch rund um Al-SawijaBild: dapd

Auch rund um die von der Protestbewegung gehaltene Stadt Al-Sawija im Westen lieferten sich Aufständische und Gaddafi-Treue heftige Kämpfe. Allein dort sollen nach einem Augenzeugenbericht 30 Menschen getötet worden sein. Die rund 50 Kilometer westlich von Tripolis gelegene Stadt war in den vergangenen Tagen immer wieder Ziel von Angriffen Gaddafis gewesen.

In der Hauptstadt Tripolis hat das Regime die Präsenz von Sicherheitskräften deutlich erhöht. Überall patrouillieren nach Augenzeugenberichten die Milizen von Gaddafi, um jegliche Proteste sofort niederschlagen zu können. Berichte über Festnahmen, getötete Demonstranten und nächtliche Razzien gegen Regierungsgegner haben viele Bewohner in Angst und Schrecken versetzt. Dennoch versammelten sich nach dem Freitagsgebet erneut Hunderte Libyer auf den Straßen zu Protesten. Dabei kam es wieder zu Zusammenstößen mit den Anhängern von Gaddafi.

"Nicht länger warten"

Tripolis ist die einzig verbliebene Trutzburg von Machthaber Gaddafi. Dem Oberst ist seit dem Beginn der Proteste am 15. Februar die Kontrolle über den gesamten Osten Libyens und sogar einige Städte westlich von Tripolis entglitten. Vor diesem Hintergrund hoffen viele Regierungsgegner in Tripolis im Kampf gegen Gaddafi auf Hilfe aus dem von Aufständischen kontrollierten Osten, sagte ein 21-jähriger Bewohner in Sauijat al Dahman. Ein 70-jähriger Schriftsteller erklärte, er sei zwar generell gegen eine Einmischung aus dem Ausland, er habe jedoch nichts gegen einen "gewaltigen Militärschlag" auf Gaddafis Hauptquartier, um weiteres Blutvergießen zu vermeiden. "Es muss so schnell wie möglich etwas geschehen", sagte er. "Die Zeit läuft ab, die Libyer können nicht länger warten."

Aus Angst vor einer weiteren Zuspitzung der Lage versuchen immer mehr Menschen, ins benachbarte Ausland zu fliehen. Das gelingt nach UN-Angaben aber immer seltener. Schwerbewaffnete Truppen des Regimes hätten die Grenze zu Tunesien abgeriegelt und hinderten die Menschen an der Ausreise. Am Donnerstag seien in Tunesien nur noch 2000 Flüchtlinge aus Libyen angekommen. Bis Mitte der Woche hätten noch bis zu 15.000 Flüchtlinge täglich die libysch-tunesische Grenze überquert.

Autorin: Pia Gram (dpa, dapd, afp, rtr)
Redaktion: Ursula Kissel