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Schlappe für Biosprit

3. März 2011

Nach massiven Absatzproblemen bei dem neuen Biosprit hat die Mineralölindustrie die weitere Einführung vorläufig gestoppt. Doch die Sorte E10 ist ein wichtiger Baustein bei der Umsetzung einer EU-Verordnung.

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Zapfhahn, aus dem nur ein Tropfen Benzin kommt (Foto: dpa)
Bei den Autofahrern (noch) nicht beliebt: Biosprit E10Bild: picture alliance/dpa

Rund die Hälfte der 15.000 Tankstellen in Deutschland hat den neuen Biosprit E10 in ihren Tanks. Doch die Autofahrer meiden die Zapfsäulen offenbar – und tanken dafür lieber das wesentlich teurere Super-Benzin. Dieses Verhalten führe zu Versorgungsengpässen bei den herkömmlichen Spritsorten, beklagt der Hauptgeschäftsführer des Mineralölwirtschaftsverbandes, Klaus Picard. Die Konsequenz, die er am Donnerstag (03.03.2011) zog: Die bundesweite Einführung des Biosprits E10 wird vorläufig gestoppt. "Das System platzt sonst", so Picard. E10 bleibe an den Tankstellen, die diese Sorte bereits verkaufen, weiter erhältlich, werde aber vorerst nicht in weiteren Regionen eingeführt.

Klaus Picard, Chef des Mineralölwirtschaftverbandes (Foto: Cinnamon Nippard)
Klaus Picard sorgt sich um die Akzeptanz von E10Bild: Cinnamon Nippard

Mit einem eindringlichen Appell an die Autofahrer hatte die Mineralölwirtschaft am Mittwoch zum Umstieg auf den neuen Biosprit aufgerufen. Jetzt soll nach Angaben Picards erstmal abgewartet werden, ob die Verbraucher den Sprit in den kommenden Tagen annehmen. Die Raffinerien säßen derzeit auf ihren vollen E10-Tanks, während es massive Versorgungsprobleme bei den anderen Spritsorten, wie Super Plus, gebe.

Ist der deutsche Autofahrer zu stur?

Unklar ist, warum die deutschen Autofahrer so zurückhaltend beim Kauf von Biosprit sind. Wissen die Autofahrer zu wenig über das neue Produkt? Fürchten sie einen Motorschaden, bezweifeln sie - wie der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland - die ökologischen Vorteile des Sprits? Oder sind sie schlicht zu unbeweglich, um den neuen Sprit anzunehmen? Fest steht: lediglich sieben Prozent der angemeldeten Fahrzeuge dürfen das Benzin, dem ein Zehnprozentiger Anteil aus nachwachsenden Rohstoffen beigemischt ist, nicht tanken.

Die Einführung des Biosprits E10 zum Anfang des Jahres ist die Umsetzung einer Verordnung der EU, um den CO2-Ausstoß zu verringern. Die Europäische Union plant, bis 2020 einen Anteil von zehn Prozent am Gesamtkraftstoffverbrauch über Biokraftstoffe zu decken. Das Ziel der Bundesregierung ist mit 20 Prozent ambitionierter. Derzeit liegt die gesetzliche Vorgabe in Deutschland noch bei 6,25 Prozent. Erfüllt die Kraftstoffbranche diesen Anteil nicht, droht ihr eine Strafzahlung von zwei Cent pro Liter.

Röttgen beklagt Verunsicherung der Verbraucher

Norbert Röttgen und Rainer Brüderle (Foto: dpa)
Umwelt- und Wirtschaftsminister (re.) sind sich einig: der Autofahrer ist verunsichert!Bild: picture-alliance/dpa

Offensive Werbung für E10 ist offenbar die neue Devise. Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) scheint diese Strategie nicht zu überzeugen. Lobte er den Aufklärungswillen der Mineralölbranche noch in der Donnerstagsausgabe der Zeitung "Die Welt", kritisierte er jetzt den vorläufigen Stopp bei der E10-Einführung: "Das Durcheinander, das die Mineralölwirtschaft hier veranstaltet, ist nicht akzeptabel", sagte Röttgen in Berlin. Es führe zu einer vollständigen Verunsicherung der Verbraucher. Dies sieht sein Kabinettskollege Rainer Brüderle (FDP) ähnlich. Er kündigte an, alle Beteiligten zu einem "Benzin-Gipfel" einzuladen.

Autorin: Sabine Faber (dpa, dapd)
Redaktion: Hajo Felten