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Forschung "Made in Germany" mehr fördern

25. Februar 2011

Als Wirtschaftsstandort ist Deutschland längst etabliert - die Marke "Made in Germany" wird gefördert und steht für Qualität. Als Forschungsstandort muss Deutschland allerdings noch einiges dazu lernen.

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Forscher im Labor (Foto: picture-alliance/dpa)
In Deutschlands Laboren muss sich etwas ändernBild: picture-alliance/ dpa

Die Ideen und Innovationen seien da, sagt Professor Dietmar Harhoff, Vorsitzender der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) in Deutschland. Es hapere einzig und allein daran, wie Forschung in Deutschland gefördert werde. Die Bundesregierung setze noch immer zu sehr auf große etablierte Wirtschafts- und Forschungsunternehmen. "Wir müssen in Zukunft auf private Investoren setzen und zudem andere Rahmenbedingungen für die Förderung von kleineren Unternehmen schaffen - die Struktur der Forschungsförderung in Deutschland ist zu bürokratisch", meint Dietmar Harhoff.

Mit diesem Förderproblem beschäftigt sich auch das aktuelle EFI-Gutachten, das die unabhängige Kommission jedes Jahr veröffentlicht. Die sechs beteiligten Experten mahnen darin die Regierung erneut an, dass die Bundesregierung den Anteil der Steuereinnahmen, die für die Förderung von Forschung und Entwicklung verwendet werden, erhöhen muss. Die EU-Mitgliedsstaaten hatten vereinbart, bis 2010 die Förderung bis auf drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen. Die deutsche Förderung liegt noch weit unter dieser Marke. Großbritannien und die Benelux-Staaten beispielsweise halten sich bereits an die Regelung.

Hemmungslose Spinner und absurde Ideen

Diskussion zum Forschungsstandort Deutschland (Foto: DW)
Expertenrunde: "Der Forschungsstandort Deutschland hat einiges zu bieten"Bild: DW

Insgesamt bewerten die Experten die aktuelle Forschungssituation in Deutschland aber als positiv. "In den zehn Jahren nach 1989 waren viele europäische Länder an uns vorbeigezogen", so Harhoff. Jetzt sehe er "Licht am Horizont".

Um gute Ideen umzusetzen, brauche man viel Energie, bemängelt Professor Petra Schwille, Biophysikerin an der Technischen Universität Dresden. Das schrecke einige schon im Voraus davon ab, überhaupt den Versuch zu wagen, eine neue Innovation auf den Markt zu bringen. "Dabei brauchen wir mehr außergewöhnliche Ideen und vor allem die passenden Leute, mit dem Mut dazu, so etwas nach außen zu tragen", sagt sie. In den USA hätte man beispielsweise weitaus weniger Hemmungen, absurde Innovationen auszuprobieren.

Das liege daran, dass sich die USA durch eine ganz andere Risikobereitschaft auszeichnen, bestätigt auch Volker Rieke, Leiter der Abteilung für europäische und internationale Zusammenarbeit am Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). "Es gibt viele Stiftungen, die Interesse an neuen Ideen haben und Forschung gern unterstützen", meint Volker Rieke. Förderung liege in den USA nicht in öffentlicher Hand.

International konkurrenzfähig?

Auch Dr. Niels Fertig, Physiker und Geschäftsführer der Nanion Technologies GmbH, bemängelt Deutschlands Gründerkultur im Vergleich zu den USA. "Selbst etwas aufzubauen, rückt bei uns, neben Jobsuche und wissenschaftlicher Karriere, zu sehr in den Hintergrund."

Elektroauto an Ladestation (Foto: AP)
Deutschland soll vom Leitmarkt zum Leitanbieter für Elektroautos werdenBild: AP

Auch China sei in puncto neue Innovationen zur echten Konkurrenz geworden. "Das Klischee, dass in Fernost nur kopiert und verbessert wird, ist längst veraltet", sagt Niels Fertig. Er erklärt den Umschwung dadurch, dass chinesische Studenten mit ihrem Know-how aus Europa nach China zurückkehren. Dietmar Harhoff ist jedoch gegen die "Schreckensgespenster", dass Deutschland in der Forschung auf der Strecke bleiben könnte. "Dass China wächst, muss nicht schlecht sein. Es kommt darauf an, wie sich die Märkte aufteilen", erklärt er.

Innovativer Blick in die Zukunft

Die EFI-Experten blicken in ihrem Gutachten positiv in die Zukunft: Sie setzen auf die im Juli 2010 vorgelegte "Hightech-Strategie 2020" der Bundesregierung. Was man sich darin an Aufgaben vorgenommen habe, so die Gutachter, seien auch die Stärken des deutschen Innovationssystems: Klima und Energie, Gesundheit und Ernährung, Sicherheit, Kommunikation und Mobilität. Für diese Themen sollen Strategien entwickelt werden, um sie gezielter zu fördern.

Außerdem halten die Wissenschaftler den Fokus auf elektrische Motoren in der Automobilbranche für wichtig. Es solle weniger Wert darauf gelegt werden, möglichst viele Elektrofahrzeuge auf die deutschen Straßen zu bringen. Man müsse vielmehr den Weltmarkt damit versorgen. Deutschland als Leitmarkt solle auch als Leitanbieter durchstarten - dadurch würde sich, so die Experten, auch ein großer Teil der Forschung in Deutschland abspielen.

Autorin: Hannah Fuchs
Redaktion: Nicole Scherschun