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G20 einigen sich auf Indikatoren

19. Februar 2011

Es war ein harter Kampf, doch nun haben die 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer bei ihrem Treffen in Paris eine Reihe von Indikatoren für die Messung von Wirtschaftsungleichgewichten festgelegt - ein Anfang.

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G20-Finanzministertreffen (Foto: AP)
Der Club der Mächtigen ist sich trotz vieler Interessen dieses Mal einigBild: AP

Es sind nur fünf Indikatoren, doch sie sollen künftig gefährliche Ungleichgewichte in der Weltwirtschaft "frühzeitig und präzise" erkennen. Die G20-Finanzminister haben sich am Samstag (19.02.2011) auf ihrem Treffen der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer auf eine Liste mit fünf Wirtschaftsdaten geeinigt, wie die Nachrichtenagentur AP berichtete. Mithilfe der Indikatoren wollen die Staaten rechtzeitig das Entstehen von Wirtschaftskrisen erkennen und gegensteuern.

EZB-Chef Jean-Claude Trichet und Chinas Zentralbank-Chef Zhou Xiaochuan (Foto: AP)
Auch die Chinesen gaben schließlich nachBild: AP

Künftig sollen die realen Wechselkurse, die öffentlichen und privaten Schulden, Währungsreserven sowie die Leistungsbilanzen der Länder untersucht werden. Besonders gegen den letzten Indikator hatte sich China vehement gewehrt. Die Finanzminister und -experten haben nun einen Kompromiss gefunden: Die Leistungsbilanz werde zwar künftig gemessen. Doch die Einnahmen aus den Zinsen, die die Staaten für ihre Währungsreserven bekommen, würden nicht miteingerechnet, hieß es aus Kreisen. Gerade für China war das besonders wichtig, da das Land auf den weltgrößten Währungsreserven sitzt.

Die einen profitieren, die anderen haben das Nachsehen

Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble hatte besonders hart an der Überzeugung der Chinesen gearbeitet. Obwohl auch die Deutschen Nachteile aus der Messung von Ungleichgewichten in der Weltwirtschaft fürchteten. Deutschland und China sind Export-Welt- und -Vizemeister. Beide Länder profitieren enorm vom internationalen Waren- und Dienstleistungshandel. Doch in der Weltwirtschaft hängt alles zusammen: Die hohen Überschüsse in der Handels- und Leistungsbilanz verdanken beide Länder Defiziten in anderen Ländern. Deutschland befürchtete nun Vorgaben, um den Exportüberschuss abzubauen.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble auf dem G20-Treffen in Paris (Foto: AP)
Das Gesamtpaket für die Weltwirtschaft ist ihm wichtig: Wolfgang SchäubleBild: AP

Dennoch setzte sich Schäuble für das Gesamtpaket an Indikatoren ein, da nur mit dem "breiten Bündel" mögliche künftige Krisen erkannt werden könnten. "Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis", sagte die französische Finanzministerin Christine Lagarde. Trotzdem bedeute der Kompromiss für die französische G20-Präsidentschaft nur einen Etappensieg. Denn die Fehlentwicklungen in der Weltwirtschaft erkennen, sei eine Sache, doch diese zu bekämpfen und zu verhindern, eine andere. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy warnte bereits zum Auftakt des Treffens: "Die Versuchung ist groß, den nationalen Interessen Vorrang zu geben. Aber das wäre der Tod der G20." In einem nächsten Schritt müssten auch Konsequenzen aus der Analyse gezogen werden. Das weitere Vorgehen solle bis zum nächsten G20-Finanzministertreffen im April beschlossen werden, sagte Schäuble in Paris.

Weltwirtschaft und das Weltklima retten

Neben dem Kampf gegen Ungleichgewichte in der Weltwirtschaft berieten die G20-Finanzminister auch darüber, wie man die explodierenden Rohstoff- und Lebensmittelpreise regulieren könnte. Sarkozy machte darauf aufmerksam, dass diese zu Inflation und neuen Hungerskatastrophen führen könnten.

Ein weiterer wichtiger Punkt auf der G20-Tagesordnung war die Finanzierung des Klimaschutzes. Noch auf dem Klimagipfel in Kopenhagen hatten die G20 feste Zusagen gemacht, 100 Milliarden Dollar bis 2020 an die Entwicklungsländer zu zahlen. Damit sollen sie die Folgen den Klimawandels bewältigen. Doch nach Finanz- und Weltwirtschaftskrise sind die Kassen der meisten Staatshaushalte leer. Nun soll der Microsoft-Mitgründer Bill Gates Vorschläge erarbeiten. Sarkozy erteilte ihm dazu den Auftrag. Diese sollen dann im November beim G20-Abschlussgipfel präsentiert werden.

Paris und Berlin wollen noch immer eine globale Finanztransaktionssteuer einführen, die auch ein Instrument für die Finanzierung des Klimaschutzes darstellen könnte. Nicolas Sarkozy warb bereits zum Auftakt des Gipfels nochmals dafür. Allerdings waren beide Länder bereits im vergangenen Jahr mit einem ähnlichen Vorschlag in der G20-Runde gescheitert.

Autor: Nicole Scherschun (dapd, dpa, rtr)
Redaktion: Thomas Grimmer