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Ein Rollstuhl für den Hund

Rafael Heiling8. Februar 2005

Sie sind in eine Falle geraten, angefahren oder einfach damit geboren worden: Auch Tiere können ein Handicap haben. Und wie beim Menschen können für sie Prothesen und Hilfsmittel ein Schritt zu mehr Normalität sein.

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... oder auch fürs KaninchenBild: doggon wheels

Ein Hund mit drei Beinen oder eine querschnittsgelähmte Katze, die sich rutschend fortbewegt – das sieht für Außenstehende vielleicht befremdlich aus, ist aber nicht immer ein Grund zum Bedauern und erst recht nicht automatisch ein Fall für die letzte Spritze. Viele Tiere leben glücklich mit ihrer Behinderung: Ob Blindheit, Taubheit oder fehlende Gliedmaßen – "unsere Erfahrung ist, dass Tiere das meistens sehr gut kompensieren", berichtet Dr. Elke Deininger, Fachreferentin bei der Tierschutzakademie des Deutschen Tierschutzbundes.

Mehr Beweglichkeit aus Montana

Falls es aber nötig ist, gibt es für Vierbeiner – wie für Menschen – orthopädische Hilfsmittel. "Bei Lähmungserscheinungen, zum Beispiel Dackellähme, kann man einen Rollwagen individuell anpassen lassen", erklärt Deininger. Meistens ruhen die Hinterbeine auf einer gepolsterten Rolle, die ein leichtes Fahrgestell mit zwei luftbereiften Rädern hat. "Das Tier wird hinten eingeschnallt und läuft vorne mit den gesunden Beinen und zieht sich vorwärts", sagt Deininger.

Die Firma "Doggon' Wheels" aus Montana (USA) baut solche Roll-"stühle", die eher Wagen sind. Exportiert wird unter anderem nach Deutschland, Frankreich und Singapur. Und das Unternehmen hat nach eigenen Angaben auch schon Kaninchen und Katzen zu mehr Beweglichkeit verholfen.

Prothesen für Katzen und Hunde

Auch das "Vierbeiner-Rehazentrum" in Bad Wildungen hilft Tieren wieder auf die Beine. Mit Schienen, wenn eine Extremität gelähmt ist. In manchen Fällen aber auch mit Prothesen, nicht nur für Hunde. "Für eine Katze haben wir das mal versucht", erzählt der leitende Tierarzt Dr. Andreas Zohmann. "Das war ein bisschen schwierig, aber mit einer Hülse ging es dann."

Bei der Anfertigung sind Experten am Werk, die auch Hilfsmittel für Menschen bauen: "Wir sind dankbar, mit der Orthopädietechnik für Menschen zusammenarbeiten zu können", sagt Zohmann.

Nur Einzelanfertigungen

Wichtig sei, dass die Prothese individuell angepasst werde und dass Tierärzte die Besitzer umfassend beraten. Denn für Bein und Pfote künstlichen Ersatz zu finden, sei nicht immer möglich: "Ein ganzes Bein kann nicht ersetzt werden. Wenn die Extremität noch bis zum Ellenbogen vorhanden ist, geht es." Für große Tiere wie Pferde, sagt Deiniger, sei es leider unmöglich, Prothesen und andere Hilfsmittel zu konstruieren.

Wie die Tiere sich mit der Prothese fühlen, können sie natürlich dem Arzt nicht direkt erzählen. Deininger sieht "das Problem, dass sich ein Hund mit Rollwagen an die neue Lebenssituation gewöhnen muss". Zohmann erlebt das aber selten als Hindernis. "Wir hatten einen Hund, der ist mit einer verkrüppelten Extremtitä zur Welt gekommen. Der ist nie auf vier Beinen gestanden."

Aussehen ist zweitrangig


Im Vierbeiner-Rehazentrum ist der Einsatz einer Prothese auch immer das letzte Mittel, wenn Physiotherapie nicht mehr hilft. Letztlich zähle das Wohlbefinden des tierischen Patienten, betont Zohmann: "Wir machen das ja nicht aus ästhetischen Gründen, sondern um dem Tier die Schmerzen durch eine Überlastung des Bewegungsapparates zu nehmen."