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Oman: Oase des Friedens

31. Januar 2011

Sultan Qabus ist einer der dienstältesten Herrscher der arabischen Welt: Seit mehr als 40 Jahren regiert der Monarch das Sultanat Oman. Von Revolten ist das östlichste Land der arabischen Halbinsel aber weit entfernt.

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Schuljungen auf Exkursion - Auf Bildung wird im Sultanat viel wert gelegt (Foto: DW/Anne Allmeling)
Schuljungen auf Exkursion - Auf Bildung wird im Sultanat viel wert gelegtBild: Anne Allmeling

"Unruhen in Tunesien", "Demonstrationen in Ägypten", "Proteste im Jemen" - seit Tagen berichten die Zeitungen im Sultanat Oman von den jüngsten Entwicklungen in der arabischen Welt. Auch Radio und Fernsehen versorgen die Menschen in Maskat mit aktuellen Nachrichten aus den Nachbarländern. Die Diskussionen in den Büros und Cafés der omanischen Hauptstadt werden vor allem von einem Wunsch begleitet: dass Allah der Bevölkerung in den drei arabischen Republiken beisteht.

Beliebter Sultan - Das Konterfei von Qabus bin Said ziert viele Autos in Oman (Foto: DW/Anne Allmeling)
Beliebter Sultan - Das Konterfei von Qabus bin Said ziert viele Autos in OmanBild: Anne Allmeling

Angst, dass es auch im Sultanat zu Protesten und Revolten kommen könnte, hat kaum einer in Oman. Schließlich unterscheidet sich das östlichste Land der arabischen Welt gravierend von Tunesien und Ägypten, aber auch vom Nachbarland Jemen. Und es hat mit Sultan Qabus bin Said einen Herrscher, der trotz seiner langen Amtszeit ausgesprochen beliebt ist.

Rasante Entwicklung

"Solange der Sultan so gut wie alles richtig macht, wird es keine Proteste geben", sagt Mansoor, der ungefähr 42 Jahre alt ist. Sein genaues Alter kennt er nicht, denn als er auf die Welt kam, war Oman das am wenigsten entwickelte Land der arabischen Welt. Geburtsurkunden waren damals noch nicht wichtig. Heute ist Oman der Staat, der laut dem jüngsten Weltentwicklungsbericht der Vereinten Nationen in den vergangenen vier Jahrzehnten die meisten Fortschritte gemacht hat.

Während es vor 40 Jahren allein in der Hauptstadt Maskat einige wenige Kilometer asphaltierter Straße gab, verfügt das Sultanat heute über ein Netz aus Straßen, das bis in den letzten Winkel reicht. Auch in Sachen Bildung wurde enorm investiert: Gab es 1970 gerade einmal drei Schulen, stehen den Omanern heute zahlreiche öffentliche und private Schulen sowie mehr als 20 Universitäten offen.

Fischerdorf bei Salalah - Tradition spielt im Sultanat eine wichtige Rolle (Foto: DW/Anne Allmeling)
Fischerdorf bei Salalah - Tradition spielt im Sultanat eine wichtige RolleBild: Anne Allmeling

Die rasante Entwicklung basiert vor allem auf der Erdölförderung, mit der in den 1960er Jahren begonnen wurde. Doch weil die Ölreserven des Landes gerade im Vergleich zu den benachbarten Vereinigten Arabischen Emiraten sehr begrenzt sind, setzt Sultan Qabus auf alternative Einkommensquellen. Dabei spielt der Tourismus eine wichtige Rolle – und die so genannte Omanisierung, deren Ziel es ist, die Omaner stärker als bisher für die Arbeitswelt zu qualifizieren und in die Wirtschaft zu integrieren. Denn die Bevölkerung wächst schnell, und in vielen Bereichen der omanischen Wirtschaft sind überproportional viele Nichtomaner beschäftigt. Sie machen ungefähr ein Drittel der Gesamtbevölkerung von etwa 3,5 Millionen Menschen aus.

Gleichberechtigung und Toleranz

Armut und Arbeitslosigkeit spielen in Oman – gerade im Vergleich zu Tunesien, Ägypten und Jemen – eine untergeordnete Rolle. "Die Omaner sind nur unzufrieden, wenn sie in Richtung Qatar und Kuwait schauen", meint die 35-jährige Hind. "Aber das ist ein unglücklicher Vergleich, denn die beiden Golf-Staaten haben viel größere Ölreserven." Dafür wird in Oman Bildung, religiöse Toleranz und die Gleichberechtigung von Männern und Frauen groß geschrieben. Das hebt das Sultanat vor allem von seinen Nachbarländern Jemen, Saudi-Arabien und Iran ab.

Besucher willkommen - Religiöse Toleranz wird im Oman gross geschrieben (Foto: DW/Anne Allmeling)
Besucher willkommen - Religiöse Toleranz wird im Oman gross geschriebenBild: Anne Allmeling

Sultan Qabus hat mit westlicher Hilfe zu Beginn der 1970er Jahre im südlichen Oman einen vom damals kommunistischen Südjemen unterstützten Aufstand niederschlagen können. Zur Stabilität des Landes hat auch beigetragen, dass er immer darauf geachtet hat, bei der Reform- und Modernisierungspolitik die Traditionen des Landes zu wahren. Dabei zeigt sich der Alleinherrscher volksnah: Zwar ist der Oman der Verfassung nach eine absolute Monarchie, aber jedes Jahr reist Sultan Qabus durch das Land, um direkt mit den Menschen zu sprechen. Ab dem Alter von 21 Jahren dürfen alle Omaner die Mitglieder des Unterhauses wählen, das den Sultan und seine Regierung berät.

Beliebter Alleinherrscher

Eine politische Opposition gegen den Sultan ist in Oman so gut wie nicht vorhanden. Auch deswegen unterblieb im Oman jene brutale Repression, die in Ägypten oder Tunesien so viel zur Entfremdung zwischen Regime und Bevölkerung beigetragen hat. Zwar gab es in den vergangen zwei Wochen auch im Sultanat kleine Demonstrationen. Doch sie richteten sich nicht gegen den Monarchen als Person oder das Herrschaftssystem, sondern gegen konkrete Missstände – zum Beispiel gegen die Korruption im Land, die sich Transparency International zufolge immerhin im Rahmen hält. "Wir lieben unseren Sultan", sagt die 21-jährige Noora. "Er hat das Land aus dem Nichts in den jetzigen Zustand katapultiert. Die Proteste richten sich allenfalls gegen die Leute, die den Sultan umgeben."

Zwar sind die Omaner auch mit dem, was der Sultan entscheidet, nicht immer einverstanden. Aber sie wissen, was sie an ihm haben. "Kein Mensch ist perfekt", sagt Mansoor. "Aber das, was er an Gutem getan hat, überwiegt bei weitem das nicht so Gute." Eine Haltung, die durch die chaotischen Bilder aus Kairo noch bestärkt wird.

Autorin: Anne Allmeling

Redaktion: Thomas Latschan