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Mit Wurst und Wind zum Wirtschaftswunder

27. Januar 2011

Deutschlands Wirtschaft boomt, die Arbeitslosenzahlen sinken. Wie drei mutige Jungunternehmer mit frischen Ideen vom Aufschwung profitieren wollen.

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Ein Wursttoaster in Aktion (Foto: DW/Felix Rennies)
Der Wursttoaster in AktionBild: Rennies

In den Krisenjahren 2008 und 2009 stieg die Zahl der Existenzgründungen in Deutschland von rund 399.000 auf 412.000. Im Jahr des Wirtschaftsbooms 2010 gab es sogar mehr als 425.000 Existenzgründungen. Das sei ziemlich ungewöhnlich, findet Björn Ipsen von der Industrie und Handelskammer in Kiel, der Landeshauptstadt von Schleswig-Holstein. Aus seiner langjährigen Erfahrung kenne er eigentlich eine andere Entwicklung: "Üblicherweise ist es in den vergangenen Jahren immer so gewesen, dass es, je besser die Konjunktur lief, umso weniger Gründungen gab." Das sei nur auf den ersten Blick erstaunlich, denn wenn man genauer hingucke, dann würden vier von zehn Personen aus der Not heraus gründen - wegen drohender Arbeitslosigkeit oder Perspektivlosigkeit im Job. "Deswegen sind wir überrascht, dass dieser Trend auf Bundesebene erstmalig gebrochen wurde."

Die Jungunternehmer Felix Rennies und Marco Bruns (Foto: DW/Felix Rennies)
Die Jungunternehmer Felix Rennies und Marco BrunsBild: Rennies

Vom Wirtschaftswunderland Deutschland wollen auch Diplom-Ingenieur Felix Rennies und Betriebswirt Marco Bruns aus Bremen profitieren. Mit ihrem "Wursttoaster" planen die beiden, die Gastronomie aufzumischen. Die Idee entstand auf einer Reise durch England. Dort gab es zwar vielerorts Bratwürste zu kaufen, allerdings waren "die Bratergebnisse einfach katastrophal", erinnert sich Felix Rennies mit einem leichten Schütteln an die Geburtsstunde des Wursttoasters.

Ein Jahr lang bastelten die beiden an der Edelstahlbox, mit den zwei Einsatzkörben für die Würste und der Heizwendel. Mehr als 100 Testwürste wurden verbraten, bis der Wursttoaster richtig funktionierte. Das Gerät kam dann gleich so gut an, dass es vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie in Berlin die Auszeichnung "Kultur und Kreativpiloten 2010" gab.

Bratwürste haben Hochkonjunktur

Als Zielgruppe haben die Wursttoaster vor allem Besitzer von Kiosken, Kneipen und Tankstellen im Blick, die zwar keinen Platz für einen Großgrill haben, aber dennoch gern Bratwurst verkaufen wollen. Bei denen lohne sich die Investition von knapp 500 Euro für das Gerät, so die Jungunternehmer, weil nach ein bis zwei Monaten das Geld wieder drin sei. Etwas mulmig wird den beiden allerdings bei dem Gedanken an die bevorstehende Abnahme beim TÜV und Gesundheitsamt, obwohl die vorgeschriebenen Normen eingehalten wurden.

Auf die Frage, ob die beiden Jungunternehmer Bedenken bei der Existenzgründung hatten, antwortet Felix Rennies ohne zu zögern: "Nein! Mir hat, ehrlich gesagt, die Krise ein bisschen geholfen. Die lokalansässigen Firmen, die mich unterstützen, haben die Krise genutzt, um sich neu zu orientieren." Und jetzt profitiere er vom wirtschaftlichen Aufschwung. Denn auch von vielen Wurstherstellern habe er sich sagen lassen, dass noch nie so viel Bratwurst verkauft wurde wie derzeit, das stimme schon sehr optimistisch.

Volle Kraft voraus

"BreezeBreaker" in Aktion - die mobile Windkraftanlage von Fritz Unger (Foto: FuSystems)
"BreezeBreaker" in Aktion - die mobile Windkraftanlage von Fritz UngerBild: FuSystems

Während die meisten Existenzgründer aus den Bereichen Dienstleistung und Einzelhandel kommen, gründen nur sechs Prozent der Selbstständigen in Hightech-Branchen: zum Beispiel der 19-jährige Abiturient Fritz Unger aus Langenhagen bei Hannover. Während seine Schulfreunde mit 14 Jahren ihre Freizeit auf dem Fußballplatz oder im Kino verbrachten, tüftelte Fritz Unger in seinem Zimmer an kleinen Windkraftanlagen und Strömungsmodellen. Schon früh sei für ihn klar gewesen, dass die Zukunft in der Luft beziehungsweise in der Windkraft liege.

Nach fünf Jahren Arbeit war er fertig - der "BreezeBreaker", eine mobile Kleinwindanlage, knapp drei Meter groß, 9,5 Kilogramm schwer und mit einer Leistung von 600 bis 1400 Kilowattstunden pro Jahr. Überzeugt hat das Produkt jedenfalls schon einmal die Juroren der "Jugend-forscht-Stiftung" sowie der "Stratmann-Stiftung", bei denen Fritz Unger und sein Team mit Sonderpreisen ausgezeichnet wurden.

Manchmal wünscht sich der Jungunternehmer, seine Tage hätten nicht 24, sondern 30 bis 40 Stunden, so viel gibt es zurzeit zu tun. Schließlich geht Fritz Unger noch zur Schule, muss sich auf die Abiturprüfung vorbereiten, engagiert sich im Musikverein und sitzt fast täglich bis spät in die Nacht mit seinem Team zusammen, um Händlerkontakte zu knüpfen, Messetermine zu organisieren und den Verkaufsstart im Sommer vorzubereiten.

Dann soll der "BreezeBreaker" vor allem als mobiler Stromerzeuger im Caravan- und Yachtbereich, bei Gartenhausbesitzern und als zusätzliche Energiequelle für Hausbesitzer mit Solarstromanlagen genutzt werden. Der Markt sei groß und die Nachfrage auch, sagt der 19-Jährige zufrieden: "Wir haben sehr viele Anfragen zum Beispiel von Siemens und von diversen Solarinstallateuren. Es gibt Anfragen aus Peru, Südamerika, Afrika und der gesamten EU."

Autor: Torsten Creutzburg

Redaktion: Kay-Alexander Scholz