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Neues Bündnis für stabile Lebensmittelpreise

23. Januar 2011

50 Staaten haben sich bei einem Gipfeltreffen in Berlin das Ziel gesetzt, Spekulationsexzesse auf den Agrarmärkten einzudämmen. Sie sehen darin eine Bedrohung für die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung.

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Teilnehmer des Agrargipfels in Berlin (Foto: dpa)
Agrarminister aus aller Welt versammelten sich in BerlinBild: picture-alliance/dpa

Die Regierungen zahlreicher Staaten wollen energisch gegen die starke Schwankung von Lebensmittelpreisen vorgehen. Die Preisvolatilität könnte eine Bedrohung für die Sicherung der Ernährung darstellen, heißt es in einem am Samstagabend (22.01.2011) veröffentlichten Abschlusskommunique der Landwirtschaftsminister aus 50 Ländern, die sich anlässlich der internationalen Landwirtschaftsmesse "Grüne Woche" in Berlin trafen. Eine "freie und transparente" Preisbildung sei unabdingbar. In dem Papier bekennen sich die Minister auch zum Ziel, die Nahrungsmittelproduktion zu steigern und zu verbessern. Vorrang müsse zudem die nachhaltige und regionale Erzeugung von Lebensmitteln haben.

Drohen Hungerrevolten?

Ilse Aigner (Foto: dapd)
In Deutschland für die Ernährung zuständig: Bundesministerin Ilse AignerBild: dapd

Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner warnte vor Hungerrevolten in ärmeren Ländern. Es sei wichtig, dass die Welternährung auf der internationalen Bühne eine wichtigere Rolle spiele. Das Treffen in Berlin sei dabei nicht der "Schlusspunkt, sondern Auftakt für eine weitere Diskussion in den internationalen Gremien" gewesen. Aigner und ihre Kollegen und Kolleginnen unterstützten den Vorschlag des französischen Ressortchefs Bruno Le Maire, das Thema auf die Agenda der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) zu setzen. "Ich hoffe, dass wir bis Ende dieses Jahres konkrete Lösungen finden", sagte Le Maire.

Bezahlbar oder unbezahlbar?

Marktstand (Foto: DW)
Spekulationen können zu massiven Preiserhöhungen bei Lebensmitteln führenBild: DW

Bei dem Gipfel ging es im Kern um die Frage, wie weltweit genug Nahrungsmittel zu bezahlbaren Preisen verfügbar gemacht werden können. Steigende Preise hatten in den vergangenen Wochen die Ängste vor einer neuen Nahrungsmittelkrise wachsen lassen. In einigen Staaten war die Verteuerung der Lebensmittel zuletzt ein Grund für soziale Proteste, die in Tunesien sogar zum Sturz von Staatspräsident Zine El Abidine Ben Ali führten. Ein großes Problem könnte auch die wachsende Weltbevölkerung darstellen. Nach offiziellen Schätzungen wird sie von derzeit 6,9 Milliarden Menschen bis 2050 auf 9,1 Milliarden zunehmen.

"Wir haben es satt!"

Demonstration in Berlin (Foto: dapd)
Zeigen Flagge: Demonstranten in der deutschen HauptstadtBild: dapd

Während des Gipfels demonstrierten in Berlin Tausende Menschen für eine radikale Wende in der Agrarpolitik. Unter dem Motto "Wir haben es satt!" forderten die Demonstranten gentechnikfreie, gesunde und fair produzierte Lebensmittel, eine bäuerlich-ökologische Landwirtschaft in Europa und eine tiergerechte und klimaschonende Landwirtschaft auf der ganzen Welt. Die Veranstalter selbst sprachen von 22.000 Teilnehmern, andere Beobachter gingen von etwa der Hälfte aus.

Autor: Christian Walz (dpa, afp, dapd)
Redaktion: Susanne Eickenfonder