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Keine Umschuldung Griechenlands

20. Januar 2011

Eine Umschuldung Griechenlands werde nicht vorbereitet, heißt es aus Athen, Berlin und Brüssel. Mit Dementis versucht die Politik, Gerüchte zu ersticken, die EU müsse Griechenland erneut retten.

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Foto: dpa Griechischer Finanzminister Giorgos Papakonstantinou (Foto: dpa)
Dementi aus Athen: Finanzminister PapakonstantinouBild: picture alliance/dpa

Deutsche Zeitungen hatten am Donnerstag (20.01.2011) berichtet, die europäischen Finanzminister bereiteten sich darauf vor, einen Teil der griechischen Staatsschulden zu strecken, private Gläubiger an eventuellen Verlusten zu beteiligen und frische Kredite für Griechenland aufzutreiben. Das Szenario einer Umschuldung oder eines Haircuts, also einer Neubewertung der Schulden, werde geprüft, schrieben "Süddeutsche Zeitung", die "Financial Times Deutschland" und "Die Zeit". Griechenland drohe trotz der Milliarden aus dem speziellen Griechenland-Rettungsfonds der EU die Staatspleite, weil die Wirtschaftsleistung zu gering sei und die staatlichen Einnahmen die Zinslasten nicht deckten.

Eine Demonstration (AP Photo/Thanassis Stavrakis)
Proteste gegen Sparpakete vor dem Parlament in Athen (Dez. 2010)Bild: AP

Der griechische Finanzminister Giorgos Papakonstantinou sagte in einem Fernsehinterview, es habe keine Gespräche über eine Umschuldung gegeben. Ein Sprecher der deutschen Bundeskanzlerin, Angela Merkel, sagte in Berlin, die Bundesregierung bereite eine Umschuldung nicht vor. Spekulationen über neue Stabilisierungsmaßnahmen würden den Euro nur unsicherer machen. Der Sprecher der EU-Kommission, Amadeu Altafaj, erklärte in Brüssel, die Meldungen der Zeitungen seien "Unfug".

Kredite strecken?

Der Sprecher der Kommission räumte aber ein, dass die Laufzeiten für die Kredite, die Griechenland bereits bei den restlichen Euro-Staaten aufgenommen hat, verlängert werden sollen. Ursprünglich sollten sie bis Mitte 2013 zurückgezahlt werden. Dann sollte sich Griechenland wieder aus eigener Kraft am privaten Markt versorgen können. Die deutschen Zeitungen hatten spekuliert, dass Griechenland seine eigene Staatsanleihen zurückkaufen könnte und ausländische Banken, die Staatsanleihen gekauft haben, eventuell Verluste erleiden könnten. Die größten Gläubiger Griechenlands sind private Banken aus Frankreich, den USA und Deutschland.

Symbolbild: Rettungsring mit Griechenlandfahne und Euromünze (Foto: dpa)
Wann ist die nächste Rettungsaktion fällig?Bild: DW/BilderBox/dpa-picturealliance

Griechenland muss weiter sparen

Der härteste Schritt wäre ein so genannter "Haircut" (engl. Haarschnitt). Dabei würde ein Teil der griechischen Schulden einfach gestrichen. Die Gläubiger würden auf ihren Forderungen sitzen bleiben. Dieses Vorgehen ist vergleichbar mit der Insolvenz einer Firma oder eines Privatmanns.

Der griechische Entwicklungsminister Mihalis Chrysohoidis sagte in Athen, die Wirtschaft seines Landes werde wohl vom Sommer an wieder wachsen. Im letzten Jahr war das griechische Bruttoinlandsprodukt um vier Prozent geschrumpft. Die griechische Regierung hat einen drastischen Sparkurs eingeleitet. Nach Meinung von Experten hat Griechenland aber erst einen Teil der Rosskur hinter sich. 70 Prozent der Einsparungen liegen noch vor den Griechen, so Katinka Barysch vom Zentrum für Europäische Reform, einer Denkfabrik in London.

Autor: Bernd Riegert
Redaktion: Fabian Schmidt