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2010 über 15000 Tote in Mexikos Drogenkrieg

13. Januar 2011

Noch nie forderte der Drogenkrieg in Mexiko so hohen Blutzoll wie im vergangenen Jahr. Unklar bleibt, ob auch deutsche Waffen mitmorden. Dem Waffenhersteller Heckler & Koch wurde die Ausfuhr nach Mexiko untersagt.

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Blutlache und Handschuh an einem Tatort in Mexiko (Foto: AP)
Seit vier Jahren grassiert die Gewalt im mexikanischen DrogenkriegBild: AP

Es ist erneut ein trauriger Rekord im mexikanischen Drogenkrieg: 15.273 Menschen wurden nach offiziellen Angaben im Jahr 2010 bei Auseinandersetzungen zwischen Drogenkartellen untereinander und mit Sicherheitskräften getötet, so viele wie in keinem Jahr zuvor. Das blutigste Jahr war bis dato 2009 mit rund 9000 Toten gewesen. Wie der für Sicherheit zuständige Regierungssprecher Alejandro Poiré am Mittwoch (12.01.2011) mitteilte, war die Zahl der von Banden begangenen Morde vor allem in den ersten neun Monaten dramatisch gestiegen.

Über 34.000 Tote in vier Jahren

Die grassierende Gewalt beschränkt sich dabei auf bestimmte Landesteile. Allein die Hälfte der Gewalttaten habe sich in drei Staaten im Norden des Landes ereignet, sagte der Sprecher bei einer Sicherheitskonferenz mit Präsident Felipe Calderón. Dabei handelt es sich um Chihuahua mit den Grenzstädten Ciudad Juárez, Sinaloa und Tamaulipas. In 89 Prozent der Fälle seien Mitglieder rivalisierender Banden getötet worden. Andere Bundesstaaten wie Yucatán and Tlaxcala bleiben dagegen mit weniger als zehn Morden vom Drogenkrieg praktisch unberührt.

Heckler&Koch in Oberndorf Das Logo des Waffenherstellers Heckler & Koch ist am Mittwoch (22.12.2010) in Oberndorf (Landkreis Rottweil) zu sehen. Am Dienstag wurden durch die Staatsanwaltschaft Geschäftsräume von Heckler&Koch durchsucht. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Unternehmen Verstöße gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz vor (Foto: dpa)
Heckler & Koch zählt zu den weltweit fünftgrößten Herstellern von Pistolen und GewehrenBild: picture alliance / dpa

Wie die nun von der mexikanischen Regierung vorgestellten Zahlen offenbaren, starben damit allein im Jahr 2010 rund die Hälfte aller Opfer, die in der blutigen Auseinandersetzung seit Beginn einer Militäroffensive gegen die Drogenkartelle zu beklagen sind. Calderón hatte der Drogenmafia bei seinem Amtsantritt im Dezember 2006 den Krieg erklärt. Er rüstete die Bundespolizei auf und schickte mehrere zehntausend Soldaten in den Kampf. In den vier Jahren der Amtszeit Calderóns sind bis dato 34.612 Menschen getötet worden.

Heckler & Koch wegen Waffenexporten im Visier der Staatsanwaltschaft

Unterdessen wurde dem deutschen Waffenhersteller Heckler & Koch untersagt, Gewehre nach Mexiko zu liefern. Alle Anträge, die das Unternehmen für den Export dorthin gestellt habe, würden derzeit nicht bearbeitet, teilte das Bundeswirtschaftsministerium am Mittwoch auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag mit. Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Waffenschmiede aus Oberndorf (Kreis Rottweil) wegen angeblicher Verstöße gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz in Mexiko. Danach soll der Waffenhersteller seit Ende 2005 Kriegswaffen an die Polizeibehörden von vier mexikanischen Bundesstaaten ohne Ausfuhrgenehmigung geliefert haben. Heckler & Koch weist die Vorwürfe zurück und bestreitet in einer Presserklärung vom 21. Dezember 2010 jegliche Lieferungen an "irgendwelche mexikanischen Bundesstaaten".

Heckler & Koch wird beschuldigt, 2005 trotz eines ausdrücklichen Verbots Kriegswaffen an vier Bundesstaaten geliefert zu haben, in denen es Menschenrechtsverletzungen gab. Vor einem Monat hatte es deshalb eine Razzia in der Unternehmenszentrale gegeben. Die Bundesregierung verfolge die Ermittlungen aufmerksam, teilte das Wirtschaftsministerium mit. Ausfuhrgenehmigungen für andere Staaten werde Heckler & Koch nach einer entsprechenden Prüfung aber weiterhin bekommen. Zu den Hauptkunden des Waffenherstellers zählen die Bundeswehr, die deutsche Polizei sowie die Streitkräfte aus mehreren Nato-Staaten. Die Ermittlungen hatte ein Buchautor im Frühjahr mit einer Anzeige gegen das Unternehmen ins Rollen gebracht, das für seine Sturmgewehre und Pistolen weltbekannt ist.

Autor: Sven Töniges (dpa, ap, rtr)

Redaktion: Oliver Pieper