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Märklin-Gläubiger stellen Signale auf Grün

21. Dezember 2010

Knapp zwei Jahre, nachdem der Modelleisenbahn-Hersteller Märklin Pleite ging, haben die Gläubiger dem Insolvenzplan zugestimmt. Jetzt muss sich das Traditionsunternehmen ohne neuen Eigentümer behaupten.

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Firmenschild vor dem Unternehmenssitz in Göppingen (Foto: dpa)
Raus aus der InsolvenzBild: picture alliance/dpa

Es war das 150. Jubiläumsjahr von Märklin, als das Unternehmen immer tiefer in die roten Zahlen rutschte. Im März 2009 musste die Göppinger Firma einräumen, dass es mit rund 90 Millionen Euro in der Kreide steht und zahlungsunfähig ist. Das Ruder übernahm Insolvenzverwalter Michael Pluta. Am Dienstag (21.12.2010) stellte er den Gläubigern seinen Plan vor, wie es mit Märklin weitergehen soll: Zum Jahreswechsel raus aus der Insolvenz und Neuaufstellung in den nächsten drei bis vier Jahren. Die Gläubiger stimmten mit 99,8 Prozent zu. Im Januar oder Februar 2011 soll noch das Finanzamt Göppingen den Plan absegnen.

Gläubiger zu Gesellschaftern

Der Insolvenzverwalter von Märklin, Michael Pluta, steht vor einem Firmenplakat von Märklin (Foto: dpa)
Insolvenzverwalter Pluta konnte keinen Käufer für Märklin findenBild: picture alliance/dpa

Einen Käufer konnte Pluta für das Unternehmen nicht finden, obwohl zu Beginn der Insolvenz angeblich rund 100 Investoren vor der Tür standen. Immerhin bis zu 12 von ihnen bezeichnete Pluta damals als realistische Interessenten. Der Kaufpreis von 60 Millionen Euro – soviel ist das mittelständische Unternehmen laut einem Gutachten wert - war dann aber offenbar doch zu hoch.

Jetzt sollen die rund 1350 Gläubiger Eigentümer bleiben und rund ein Drittel ihrer Schulden zurückbekommen. Den größten Anteil davon erhalten drei Banken - nämlich 27 Millionen Euro. Die restlichen Gläubiger, unter ihnen viele Mitarbeiter der Firma, beziehen rund 10 Prozent ihrer Forderungen, die sich insgesamt auf 24,8 Millionen Euro belaufen. Weitere 3,3 Millionen Euro fließen den Angaben nach in den Sozialplan für Mitarbeiter, die in den vergangenen zwei Jahren ausgeschieden sind. Am Ende des Prozesses soll aber dann doch der Verkauf von Märklin stehen, damit die Restforderungen erfüllt werden können.

Werksschließung und Stellenabbau

Um den Traditions-Mittelständler zu sanieren, hatte Pluta harte Schnitte vorgenommen – nach eigenen Angaben eine "Rosskur". Insgesamt 400 Stellen von einstmals rund 1400 in Deutschland und Ungarn fielen weg. Ein Werk in Nürnberg wurde komplett geschlossen. Der Rotstift wurde in nahezu allen Abteilungen angesetzt. Immerhin gelang es so, das Konzernergebnis innerhalb von 12 Monaten vom Minus ins Plus zu drehen. Vor Steuern und Zinsen stand im ersten Halbjahr 2010 ein Gewinn von 1,8 Millionen Euro. Im Vorjahr machte Märklin noch einen Verlust von 1,5 Millionen Euro.

Kindergesicht hinter der historischen Modell-Lokomotive "Adler" (Foto: dpa)
Kinder sollen wieder Spaß an der Modelleisenbahn findenBild: picture-alliance/dpa

Hoffen auf Weihnachten

Zum Ende der Insolvenz setzen die Modelleisenbahn-Bauer auf ein gutes Weihnachtsgeschäft. Der Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandels geht über das Jahr von einem Umsatzplus von drei Prozent aus. Einen Großteil davon, nämlich etwa 30 Prozent der Umsätze, macht die Branche dabei im Dezember.

An der Klientel muss Märklin allerdings noch etwas arbeiten. Denn die kleinen Lokomotiven und Züge sind längst nicht mehr in jedem Kinderzimmer zu finden, sondern eher im Hobby-Raum der Väter. Der Anteil der Kinder an der Märklin-Kundschaft liegt gerade mal bei 15 Prozent. Auch die Vertriebsstruktur, die bislang den überwiegenden Verkauf über kleine Fachhändler vorsieht, soll optimiert werden.

Lange Tradition

1859 hatte Theodor Friedrich Wilhelm Märklin das Unternehmen gegründet. Im Laufe der Jahrzehnte wurde es zum Musterbeispiel für deutsche Qualitätsarbeit. Der Name Märklin ist genauso bekannt wie der der großen deutschen Autohersteller. Doch Anfang dieses Jahrtausends sahen die Bilanzen immer schlechter aus, seit 2004 schrieben die Göppinger nur noch rote Zahlen bis sie 2006 schließlich von der Inverstorengruppe Kingsbridge Capital und Goldman Sachs für 12 Millionen Euro übernommen wurden.

Autorin: Sabine Faber (mit dpa, dapd)

Redaktion: Henrik Böhme