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Gigantisches Ausmaß des Drogenhandels

Markus Grunwald23. August 2004

Europa und die USA sind die wichtigsten Märkte des internationalen Drogenhandels. Versorgt werden sie von Syndikaten, die über eine Infrastruktur verfügen, von der globale Wirtschaftsunternehmen nur träumen können.

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Drogenernte in Afghanistan: <br>Für die Bauern ein gutes GeschäftBild: AP

Die Vereinten Nationen schätzen, dass es weltweit 158 Millionen Drogenkonsumenten gibt. Sie sind die Kunden eines weltweiten Handelsnetzes, von dem vermutet wird, dass es jährlich 400 Milliarden Dollar erwirtschaftet und zehntausende von Arbeitsplätzen schafft. Das wichtigste Ziel des Drogenschmuggels sind die Vereinigten Staaten. Fast alle Drogen erreichen die USA über Mexiko oder Haiti.

Schmiergeld und massive Gewalt

Dort sorgen Syndikate für den reibungslosen Transport der Ware zu den Konsumenten in den Straßen der USA. In Mexiko übernimmt diese Aufgabe zum Beispiel der Schmugglerring der Brüder Ramon and Benjamin Arellano Felix. "Die Felix-Brüder haben Universitätsabschlüsse und führen ihren Ring wie ein internationales Unternehmen", sagt Lorenzo Garibay, ein Sprecher der mexikanischen Polizei.

Sie schmieren lokale Politiker und Behörden mit Millionen von Dollar und wenn das nicht den gewünschten Erfolg hat, wenden sie massive Gewalt an. Das Resultat ist eine reibungslos funktionierende Logistik, von der legale Wirtschaftsunternehmen nur träumen können. Der Schmugglerring der Felix-Brüder ist exemplarisch für die vielen Drogensyndikate auf dieser Welt. Meistens sind sie besser ausgerüstet und vernetzt als die offiziellen Behörden, die dem Treiben der Syndikate oft hilflos gegenüber stehen.

Wirtschaftliche Schwächen nutzen

Häufig nutzen Drogenhändler wirtschaftlich schwache Regionen als Umschlagplätze für ihre Drogen. Haiti ist ein gutes Beispiel hierfür. Es liegt in der Nähe von Kolumbien, wo viele Drogen hergestellt werden. Seit Jahren ist die Regierung des Karibikstaates fast handlungsunfähig und die Bevölkerung gehört zu der ärmsten der Welt.

Die schwache Regierung verfügt über keine Mittel, um gegen den Drogenhandel vorzugehen und aus der armen Bevölkerung können die Syndikate unendlich viele Kuriere rekrutieren. "Diese Schwäche ist es, die aus der Insel einen optimalen Platz zum Drogentransport in die USA macht", sagt Frank Figueroa von der Zollbehörde in Miami.

Für die Versorgung Europas, dem zweitwichtigsten Handelsplatz für Drogen, nutzen die Drogenhändler ebenfalls die Armut der Bevölkerung und die schwache Infrastruktur für ihren Handel. So motivieren sie Bauern in Afghanistan zum Anbau von Mohn, aus dem Heroin hergestellt wird. Damit verdienen die Bauern mehr als wenn sie beispielsweise Getreide anbauen würden. Von Afghanistan und Zentralasien aus werden die Drogen über Russland, den Balkan und die Türkei nach Westeuropa geschmuggelt. Interpol schätzt, dass 80 Prozent der Drogen in Westeuropa über die Türkei und den Balkan kommen.

Inakzeptables Ausmaß

Eine tragende Rolle bei dem Schmuggel sollen albanische Banden spielen, von denen Interpol behauptet, dass sie sich wie erfolgreiche internationale Unternehmen immer wieder den neuen Bedingungen des Schmuggels anpassen. Mit ähnlichen Mitteln wie die Felix-Brüder in Mexiko sorgen die Banden für eine flächendeckende Versorgung des europäischen Marktes mit Drogen.

Trotz verstärkter Bemühungen der internationalen Gemeinschaft, ist es nicht gelungen, den weltweiten Drogenhandel maßgeblich zu unterbinden. In ihrem Weltdrogenbericht 2004 verzeichnen die Vereinten Nationen einige Erfolge im Kampf gegen den Drogenmissbrauch. Dennoch "ist das gegenwärtige Ausmaß an illegalem Drogenkonsum und die damit verbunden kriminellen Handlungen inakzeptabel", sagt Antonio Maria Costa, Exekutivdirektor des Drogenkontrollprogramms der Vereinten Nationen.