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Analphabetismus im Kosovo auf dem Vormarsch

7. April 2004

– Schulpflicht wird nur unzureichend durchgesetzt

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Pristina, 5.4.2004, KOSOVA LIVE, engl.

Das Bildungszentrum Kosovas (Qendra Arsimore e Kosovës, QAK – MD) hat bekannt gegeben, dass etwa 20 Prozent der Kosovaren Analphabeten seien. Der Vorsitzende des Zentrums, Halim Hyseni, erklärte gegenüber KosovaLive, es gebe keine genauen Daten über das Analphabetentum, da in Kosova seit 1981 keine Volkszählung mehr stattgefunden habe. Hyseni wies die jüngsten Daten des Instituts Riinvest zurück, denen zufolge die Analphabetenquote in Kosova bei etwa 7 bis 8 Prozent liegt.

"Es gibt keine genauen Daten über das Analphabetentum in Kosova, weil neue Zählungsdaten fehlen. Die Riinvest-Daten sind ungenau", so Hyseni. Er hob hervor, dass im Jahre 1981 etwa 17 Prozent der Bevölkerung Kosovas Analphabeten gewesen seien. Dieses Problem sei nicht ernst genommen worden, daher habe die Analphabetenquote in Kosova zugenommen.

Hyseni betonte, die Analphabetenquote in den Niederlanden und Belgien liege bei sieben Prozent und Kosova könne nicht mit diesen beiden Staaten verglichen werden. "Wir müssen in Betracht ziehen, dass es viele Menschen gibt, die nur ihren Vor- und Nachnamen schreiben können und mehr nicht. Die müssen als Analphabeten angesehen werden", so Hyseni.

Die Riinvest-.Untersuchung deutete darauf hin, dass die Verbesserung der Bildungsstandards in Kosova einen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung leisten würde. Nach Angaben von Riinvest sind 7 bis 8 Prozent der über 14 Jahre alten Bevölkerung Analphabeten. 13 Prozent der Bevölkerung zwischen 25 und 64 haben einen Universitätsabschluss. (...)

Seit 1980 hat das QAK mehrere Untersuchungen über den Analphabetismus durchgeführt. Seine Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die Probleme im Bildungswesen Kosovas sich in den 90er Jahren verschlimmert haben. Obgleich die Grundschulbildung vorgeschrieben sei, erschienen 10 Prozent der Kinder nicht zum Unterricht und 15 Prozent der Jugendlichen besuchten nicht die weiterführende Schule. "Dies ist ein Versagen der Bildungsinstitutionen", so Hyseni.

Nach Ansicht des QAK gehen die Bildungsinstitutionen das Problem des Analphabetismus nicht ernsthaft an. Das Problem werde sich verschlimmern. Vertreter des Bildungsministeriums haben keine Daten zur Analphabetenquote in Kosova. Wie Fetah Kasumi vom Ministerium KosovaLive mitteilte, gibt es derzeit nur Daten zum Schulbesuch der Kinder. Laut den Statistiken des Bildungsministeriums sind 427 843 Schüler an den Schulen eingeschrieben, einschließlich der Vorschulkinder und der ethnischen Minderheiten. Die mangelnde Durchsetzung des Bildungsgesetzes und das Fehlen einer Zählung seien die Hauptursachen des Analphabetentums. "Das Gesetz über die Grundschulbildung wird nicht beachtet,. Das Ministerium kann keine Geldstrafen gegen diejenigen verhängen, die ihre Kinder nicht in den Schulen anmelden, denn die UNMIK erlaubt das nicht", so Kasumi. (MK)