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WWW-Verwaltung

Vera Möller-Holtkamp30. Oktober 2006

Beim ersten UN Internet Governance Forum sollen die Probleme diskutiert werden, die alle Internetnutzer betreffen. Eine neue Welt-Internet-Ordnung soll entstehen.

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Internet Weltkarte

Es wird eine Mammutkonferenz. Das steht fest. Mehr als 1500 Teilnehmer haben sich angekündigt. Beim ersten Internet Governance Forum (IGF), das am 30.10.2006 beginnt, soll über eine neue Ordnung des World Wide Web diskutiert werden. Zunächst waren viele skeptisch gewesen, ob das neue Diskussionsforum auch angenommen wird. Aber das IFG scheint den Nerv der verschiedenen Stakeholder getroffen zu haben. Optimisten hatten zuvor lediglich mit 500 Teilnehmern gerechnet.

Vielfalt und Offenheit

ICANN Internetverwaltung Logo Grafik WSIS Weltinformationsgipfel
ICANN InternetverwaltungBild: AP

Allzu hohe Erwartungen solle man aber nicht haben, wehrt Internet-Forscherin Jeannette Hofmann, die das IGF mit vorbereitet hat, ab. Handfeste neue Regelungen könne man in Athen nicht produzieren. Aber das sei auch noch nicht das Ziel. "Es geht erst mal darum, dass alle kommen. Es geht um Vielfalt." Vertreter von Staaten, internationalen Organisationen, der Wirtschaft und der Zivilgesellschaften sollen in 30 Workshops zusammenkommen und über eine neue Ordnung nachdenken. Die Idee für das neue Forum entstand auf dem wenig erfolgreichen 2. Weltinformationsgipfel im November 2005 in Tunis.

Wer soll das WWW kontrollieren?

Die Probleme, die es zu lösen gilt, sind große Brocken. Viele sollen erstmal tiefer gehängt werden, um das Forum nicht zu polarisieren und von Anfang an zu gefährden. Darunter fällt besonders die Frage, wie und vor allem von wem das Internet in Zukunft geordnet und verwaltet werden soll. Bis jetzt hat ICANN (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers) die Oberaufsicht über das WWW. Die US-amerikanische Non-Profit-Organisation verwaltet den so genannten Namensraum des Internet. Alle Adressanhängsel, wie zum Beispiel '.de' oder '.com' werden dort vergeben und kontrolliert. Diese US-amerikanische Vorherrschaft ist vielen ein Dorn im Auge. Die EU und Mittelmächte wie China, Indien und Brasilien setzen sich für eine Ordnung ein, an der viele Partnern zusammenarbeiten.

Spaltet sich das Netz ?

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In China gehört das Internet zum Alltag.Bild: AP

Das Internet muss eine neue Ordnung finden, denn in fünf Jahren, so hieß es beim IGF-Vorbereitungstreffen in London, werde es mehr User in Asien als in der EU und den USA geben. Vor allem China will mehr Einfluss auf die digitale Parallelwelt gewinnen. Es setzt sich für internationale Domainnamen ein. Denn das Netz funktioniert mit lateinischen Schriftzeichen, die viele asiatische User von vorne herein aus der WWW-Gemeinde ausschließen. Deshalb wird die Diskussion um eine Spaltung des Internet immer lauter. Neue Netze könnten unabhängig voneinander existieren. Somit wäre das Sprachproblem gelöst und das Problem der Vorherrschaft der USA etwas entschärft. "Der Charme der weltweit freien Recherchewege ginge dadurch aber verloren", gibt Kommunikationswissenschaftler Rainer Kuhlen zu bedenken.

Persönlichkeitsrechte kontra Sicherheit

In Athen wird es aber vor allem um sehr alltägliche Probleme gehen, wie um die Bekämpfung von Spam-Mails und den Schutz von Urheberrechten. "Cybersecurity" ist das Zauberwort. Unternehmen wollen ihren Kunden mehr Sicherheit im Internet bieten. Das Netz soll transparenter werden, um dubiosen Geschäftemachern das Handwerk zu legen.

Kriminalität im Internet
Kriminalität im Internet

Aber das Thema Transparenz ist sehr umstritten. Rainer Kuhlen hält den aktuellen Trend zu mehr Sicherheit und Kontrolle für "fatal". "Es geht nur noch um ökonomische Schutzinteressen und um Ermittlungsstrategien der Staaten. Die bürgerlichen Persönlichkeitsrechte treten dabei immer mehr in den Hintergrund," empört sich Kuhlen. In Zeiten des globalen Terrors pochen viele Regierungen auf mehr Transparenz - zum Schutze der Bevölkerung. Bürgerrechtler sehen hierin aber viel Missbrauchspotential.

Das IFG in der Testphase

In den nächsten fünf Jahren soll das IGF jährlich stattfinden, so wollen es die UN. In diesem Zeitraum soll sich die neue Plattform etablieren und Ergebnisse liefern. "Wir streben keine rechtlich bindende Beschlussfassung an. Aber wir hoffen, dass wir eine indirekte Wirkung auf die Gesetzgeber haben werden," sagt Jeannette Hofmann, eine der Architekten einer neuen Welt-Internet-Ordnung in spe.