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Atomenergie-Behörde vollzieht Kehrtwende

5. April 2011

Bisher hatte die Internationale Atomenergie-Behörde IAEA den Kräften der Natur die Schuld an der Reaktor-Katastrophe im japanischen Fukushima gegeben. Nun die Kehrtwende: IAEA-Chef Amano kritisiert den AKW-Betreiber.

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Yukiya Amano (Foto: AP)
Japaner rügt japanisches Unternehmen: Yukiya AmanoBild: AP

Hätte das Atomunglück von Fukushima verhindert werden können? Yukiya Amano, der Chef der Internationalen Atomenergie-Behörde in Wien, hat mittlerweile eine neue Antwort auf diese Frage gefunden. Der Japaner ist nun davon überzeugt: Der AKW-Betreiber Tepco hat nicht genug Vorsorge betrieben.

Enorme Folgen

"Rückblickend betrachtet waren die Maßnahmen des Betreibers nicht ausreichend, um diesen Unfall zu verhindern", erklärte Amano. Damit änderte der Generaldirektor der IAEA, deren Aufgabe die Förderung der friedlichen Nutzung von Atomenergie ist, seine ursprüngliche Haltung. Bisher hatte Amano kaum kontrollierbare Naturkräfte für den Unfall in Fukushima verantwortlich gemacht - und nicht etwa menschliches Versagen oder falsche Bauweise. Das Kraftwerk war am 11. März durch das verheerende Erdbeben der Stärke 9,0 und den darauffolgenden Tsunami schwer beschädigt worden.

Nach Amanos Einschätzung wird die Atomkatastrophe in Japan enorme Folgen für die Nutzung der Kernenergie haben. Die Weltgemeinschaft könne nicht wie bisher weitermachen. "Es ist offensichtlich, dass mehr für die Sicherheit von Atomkraftwerken getan werden muss, um das Risiko eines künftigen Unfalls signifikant zu reduzieren", betonte Amano. Die Sorgen von Millionen Menschen weltweit müssten ernst genommen werden.

Suche nach Lecks

AKW Fukushima (Foto: AP)
Die Unglücksreaktoren an der japanischen Nordost-KüsteBild: AP/dapd/Ministry of Land, Infrastructure, Transport/Kyodo News

Tepco ließ unterdessen Millionen Liter kontaminiertes Wasser aus dem AKW Fukushima ins Meer pumpen. Es sei nur leicht verstrahlt, versicherte das Unternehmen. Die dadurch freigewordenen Stau-Becken sollen nun noch stärker kontaminiertes Wasser aus den Reaktorgebäuden aufnehmen. Die Einsatzkräfte stehen vor einem Dilemma: Sie leiten immer mehr Wasser zum Kühlen der Reaktoren ein, wissen dann aber nicht, wohin damit.

Mithilfe eines milchig-weißen Farbstoffs sollen Lecks gefunden werden, durch die radioaktiv kontaminiertes Wasser unkontrolliert ins Meer fließt. Die verwendeten Salze werden normalerweise dafür benutzt, Badewasser eine milchig-blaue Farbe zu verleihen, wie Tepco mitteilte. Am vergangenen Wochenende war bereits ein rund 20 Zentimeter langer Riss in einem Wartungsschacht entdeckt worden. Alle Versuche, den Riss mit Beton und Kunstharz zu verschließen, schlugen bisher fehl.

Klimaziele in Gefahr

Wegen der ungelösten Atomkrise in Fukushima zweifelt die japanische Regierung inzwischen daran, dass sie ihre eigenen Klimaschutzziele erreichen wird. Es könne sein, dass das Ziel einer Reduzierung der CO2-Emissionen um 25 Prozent im Vergleich zum Stand von 1990 überdacht werden müsse, räumte Regierungssprecher Yukio Edano ein. Atomenergie ist weitgehend CO2-frei.

Autor: Christian Walz (dpa, dapd)
Redaktion: Walter Lausch