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Beethovenfest blickt "Ins Offene"

7. September 2010

Barock oder Rock: Was rockt mehr? Beim Beethovenfest geht es nicht nur um Klassik, auch zeitgenössische Musik spielt eine wichtige Rolle. Für Vielfalt sorgen auch die Musiker, sie kommen aus allen Teilen der Welt.

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Ilona Schmiel und Peter Ruzicka (Foto: DW)
Ilona Schmiel und Peter RuzickaBild: DW

Es gab Zeiten, da war Bonn als Synonym deutscher Politik international bekannt; doch das ist längst Geschichte. Heute wird die Stadt vor allem mit dem Komponisten Ludwig van Beethoven in Verbindung gebracht - so die Erfahrung von Ilona Schmiel, der Intendantin des Beethovenfestes. Es sei das "tatsächliche und einzige Alleinstellungsmerkmal der so genannten Bundesstadt". Die Tatsache, dass Bonn einmal die deutsche Bundeshauptstadt gewesen ist, interessiere die junge Generation der Welt kaum, weder in Brasilien, noch in Venezuela, Georgien oder Vietnam.

Herausforderungen der Zukunft

Public Viewing Beethovenfest (Foto: Sonja Werner)
Public ViewingBild: Sonja Werner

Ein Grund zum gemütlichen Zurücklehnen sei das allerdings nicht, meint die Intendantin; vielmehr müsse man sich immer wieder neu mit Beethovens Werk auseinandersetzen und es in Verbindung mit zeitgenössischer Musik und anderen aktuellen Kunstformen bringen. Gleichzeitig bleibt die Erschließung neuer Zuhörer für das Beethovenfest ein wichtiger Punkt: "Ein Festival dieser Größenordnung muss sich damit beschäftigen, wie findet es neues Publikum", sagt Ilona Schmiel, "ein Beispiel ist das "Public Viewing", wir gehen auf den Münsterplatz in Bonn und dort werden Tausende von Menschen an mehreren Abenden Filme und Konzertübertragungen sehen können, die zusammen mit der Deutschen Welle entstanden sind. Das ist ein Weg, in die Öffentlichkeit zu gehen, ein anderer ist, Künstler zu finden, die sich diesen Fragen stellen, wie sie mit einem zukünftigen, einem zusätzlichen Publikum altersunabhängig umgehen wollen."

Internationale Vernetzungen

Das Simon Bolivar Orchestra (Foto: AP)
Das Simon Bolivar OrchestraBild: AP

Unter dem Motto "Ins Offene" gibt es wieder ein gewohnt vielfältiges und facettenreiches Programm mit über 150 Konzerten und Veranstaltungen und zahlreichen hochkarätigen Interpreten, Dirigenten und Orchestern. Zur Tradition des Beethovenfestes gehört auch das Campuskonzert, bei dem in diesem Jahr die Sinfônica Heliópolis aus Sao Paolo zu Gast sein wird. Nach wie vor, freut sich Ilona Schmiel, besteht der Kontakt zu den anderen ausländischen Hochschulorchestern und die Verbindungen werden weiter ausgebaut. Überhaupt wird beim Bonner Beethovenfest großer Wert auf internationale Kontakte gelegt: So gibt es beispielsweise gute Verbindungen zu den Beethovenfesten in Warschau oder Caracas. Und für 2013 ist im Rahmen einer umfassenden deutschen Präsentation in Brasilien auch ein Beethovenfest in Sao Paolo geplant.

Beethoven als Lehrmeister

Gustavo Dudamel (Foto: AP)
Gustavo DudamelBild: AP

Mit von der Partie ist in diesem Jahr auch das Teresa Carreno Youth Orchestra, das wie das beliebte Simón Bolívar Youth Orchestra aus Venezuela stammt. Genauso global wird Beethovens Musik geschätzt, sagt Ilona Schmiel, denn vor allem in der Ausbildung junger Musiker habe es sich gezeigt, dass die Sinfonien Ludwig van Beethovens extrem gut geeignet sind, junge Orchester zu fördern, und dass es darüber hinaus möglich ist, alle Ansprüche in diesen Sinfonien zu finden. "Das Tolle, was man in Venezuela zum Beispiel lernt, ist, dass dort ganz viele Kinder und Jugendliche mitspielen, die noch gar nicht ihr Instrument vollkommen beherrschen, das heißt, sie spielen in einer Sinfonie nur die Töne, die sie schon können oder die Lagen, die sie schon beherrschen. Schon im Alter von fünf, sechs oder sieben Jahren kommen sie in diese geniale Situation, dass sie schon mal Beethovens Fünfte vom Pult aus über die Ohren gelernt haben, auch wenn sie technisch noch nicht alles beherrschen. Genau diese Prinzipien gibt es in Asien und anderen Ländern auch, die gehen sogar bis in den Kongo nach Kinshasa. Also ich würde sagen, Beethoven spielt überall eine große Rolle."

Autor: Klaus Gehrke

Redaktion: Gudrun Stegen