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Zaghafte Fortschritte bei Kosovo-Verhandlungen

24. Mai 2006

Während und nach dem Kosovokrieg sind zahlreiche Kirchen und Klöster sowie Moschen verbrannt und zerstört worden. In Zukunft soll das Kulturgut besser geschützt werden, beschloss man in der fünften Verhandlungsrunde.

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Krieg und Unruhen machten auch vor Gotteshäusern nicht HaltBild: AP

Die Atmosphäre war positiv, die Gespräche waren konstruktiv, es gab viele kleine Schritte vorwärts, jedoch keine definitive Einigung über das Kulturerbe im Kosovo. Der UN-Vermittler bei den Verhandlungen zwischen Prishtina und Belgrad, Albert Rohan, erklärte dazu gegenüber der Deutschen Welle: "In den praktischen, konkreten Angelegenheiten des Schutzes der religiösen Einrichtungen gibt es mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede. Die Unterschiede sind mehr im konzeptionellen Bereich. Die aber die berühren nicht die Tatsachen, dass die Kirchen Schutzzonen, Steuer- und andere Erleichterungen brauchen".

Wiederaufbau geplant

Beide Seiten waren sich einig, dass die serbisch-orthodoxen Kirchen und Klöster im Kosovo physisch geschützt werden müssen. Es soll eine spezielle Schutzzone um die 40 wichtigsten Kirchen und Klöster herum geben. Der Kirche wird jede Art der Unterstützung und Hilfe von allen Geldgebern gewährleistet. Alle während und nach dem Kosovokrieg zerstörten Kirchen und Klöster sollen wiederaufgebaut werden. Für die Implementierung dieser Vereinbarungen soll eine spezielle Kommission gegründet werden. Die Delegation aus Belgrad hat auch versprochen, sich um die Rückgabe des während des Krieges geraubten Kulturerbes zu kümmern.

Es ist jedoch eine große Frage, ob diese Vereinbarungen umgesetzt werden können, weil es bisher keine grundsätzliche Einigung über die Zukunft des Kosovo gibt. Und für eine Einigung gibt es derzeit keinen echten politischen Willen, weil die albanische Seite ein unabhängiges Kosovo anstrebt, während Belgrad dies ablehnt. UN-Vermittler Rohan meint: "Die kosovarische Position war durchaus positiv. Aber keine der Seiten ist von ihrer Positionen abgewichen. Wenn man eine Einigung anstrebt - und wir wollen eine Einigung - muss man von der eigenen Position wegrücken in die Richtung der anderen. Das ist weder geschehen auf der einen, noch auf der anderen Seite."

Montenegro-Referendum ohne Einfluss

Der Schatten des Referendums in Montenegro war auch in Wien zu spüren, obwohl beide Seiten der Meinung waren, dass das mit dem Kosovostatus nichts zu tun habe. Der Leiter der serbischen Delegation, Leon Kojen, antwortete auf die Frage, ob das montenegrinische Referendum die Verhandlungen über das Kosovo beeinflussen wird, kurz und klar: "Nein, ich denke nicht".

Der Stellvertreter des kosovarischen Ministerpräsidenten, Lutfi Haziri, gab eine etwas längere Erklärung ab: "Wir unterstützen den Willen Montenegros und glauben, dass Montenegro heute ein unabhängiger Staat ist. Morgen wird es seinen eigenen Weg gehen, weil das Volk von Montenegro es so wollte. Das Kosovo aber ist natürlich ein spezifischer Fall. Wir kooperieren ganz und voll mit dem UN-Vertreter für das Kosovo, Marti Ahtisaari, und glauben, dass wir die Status-Frage nach der Erfüllung der so genannten technischen Bedinungen klären werden."

Bahri Cani, zurzeit Wien
DW-RADIO/Albanisch, 24.5.2006, Fokus Ost-Südost