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Woher die Wirbelwinde kommen

Rafael Heiling10. September 2004

Ivan, Charley, Francis: Die Hurrikanes stürmen auf Amerika ein. Auch China wird heimgesucht. Experten sagen aber: Es gibt nicht ungewöhnlich viele Stürme im Jahr 2004 - vorher waren es eher besonders wenige.

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'Ivan' ist normal: Hurrikanes häufen sich nicht mehr als gewöhnlichBild: AP

Hurrikan "Ivan" riss in der Karibik mindestens 20 Menschen in den Tod. Dabei hatten dort wenige Wochen zuvor noch "Frances" und "Charley" gewütet und Millionenschäden hinterlassen. "Die Zahl der Hurrikanes variiert von Jahr zu Jahr", erklärt Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach. "Aber es ist alles im Rahmen." Auch Erich Roeckner, Klimaforscher am Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie, sagt: "Ich habe den Eindruck, dass das alles normal ist."

Kaltes Wasser - kein Sturm

Also weht der Wind derzeit nicht härter als gewöhnlich. "Es war in den letzten Jahren sogar so, dass es im Atlantik, in der Karibik weniger Wirbelstürme gab als zuvor", sagt Friedrich. Das liege an der Klima-Störung namens "El Nino", die ziemlich regelmäßig wiederkommt, aber auch Pausen einlegt. "Jetzt hat El Nino wieder ausgesetzt", erklärt der DWD-Experte, "und die Stürme kommen wieder öfter."

Um das zu verstehen, muss man wissen, wie ein Wirbelsturm entsteht. Man braucht relativ hohe Wassertemperaturen von 26, 27 Grad – Friedrich nennt das "die Kochplatte für tropische Wirbelstürme". Und Roeckner fügt hinzu: "Je höher die Temperatur, desto höher ist die Verdunstung und umso mehr Wasserdampf ist in der Atmosphäre." Wenn die feuchte Luft aufsteige, kondensiere das Wasser, es entstünden Wolken, "die Wetterlage wird instabil". Und irgendwann ist der Sturm da.

Die US-Westküste ist Windgebiet

"Ein bevorzugtes Gebiet für Wirbelstürme ist die Westküste der USA", sagt der Klimaforscher Roeckner. "Da ist das Wasser sehr warm. Über dem Rest der USA liegt kältere Luft – und wenn die aufs Wasser kommt…" Solche Temperatur-Unterschiede in der Luft würden den Sturm verstärken. Sie könnten aber allein schon für extra kräftige Winde sorgen, "auch in unseren Breiten, in Europa, wenn kalte Luft aus Polargebieten auf subtropische Luft trifft. Das passiert im Winter eher als im Sommer."

US-Regionen wie Florida sind aber nicht die einzigen wirbelstürmischen Gebiete. "Es gibt im Pazifik die Taifune", zählt Roeckner auf, "dann gibt's auch im Indischen Ozean noch solche Gebiete, bei Australien, bei Madagaskar und Mexiko." Eben überall, wo warmes Wasser ist.

Und beim Warmwasser kommen wir wieder zu El Nino: "Die Wassertemperaturen sind in den El-Nino-Phasen niedriger, weil im Ozean mehr kaltes Wasser nach oben kommt", sagt Friedrich. Also gibt es dann weniger Stürme. "Aber der Effekt hat dieses Jahr ausgesetzt."

Die Stürme sind unbremsbar

Das Problem mit den Wirbelstürmen ist: Man kann nichts dagegen tun. Eine Zeitlang habe man es mit Trockeneis versucht. Oder mit dem Trick, Wolken zu "impfen", damit sie früher abregnen und dem Wirbelsturm das Wasser ausgeht: "Aber da stünde man auf verlorenem Posten", sagt Friedrich. "Was nützt es bei einem Riesensturm, wenn man nur eine Wolke impft?" Immerhin könnten Meteorologen die Route des Sturms für zwei bis drei Tage voraussagen – "wenn er nicht Haken schlägt wie Charley", meint der DWD-Experte. Ansonsten: "Man kann da nicht viel machen, außer Bretter vor die Fenster nageln."