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Wirtschaft wächst weiter

14. Dezember 2010

Der Motor der deutschen Wirtschaft hat sich längst wieder warm gelaufen und die Experten frohlocken über das derzeitige Wirtschaftswachstum. Und sie korrigieren ihre Prognosen für das kommende Jahr.

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Menschen in Einkaufszentrum (Foto: dpa)
Die Konjunktur brummt und die Deutschen kaufen kräftig einBild: picture alliance / dpa

Der Aufschwung in Deutschland wird auch im kommenden Jahr weitergehen, wenn auch schwächer als bisher, daran glauben die Experten des Rheinisch-Westfälischen Instituts

für Wirtschaftsforschung (RWI) und korrigierten ihre bisherige Konjunkturprognose nach oben. Um 2,5 Prozent werde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wachsen und die Zahl der Arbeitslosen gehe weiter zurück, sagte RWI-Präsident Christoph Schmidt bei der Vorstellung des neuen Konjunkturberichts in Düsseldorf. Auch für das laufende Jahr hoben die Forscher ihre Prognose des BIP-Wachstums an: von 3,4 auf 3,7 Prozent im Bundesdurchschnitt.

Etwas weniger optimistisch ist da die Bundesbank. Sie rechnet damit, das der Export und der anziehende Binnenkonsum Deutschland ein Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukt von 3,6 Prozent in diesem Jahr beschert. 2011 sagt sie ein Plus von 2,0 Prozent voraus.

Frohe Botschaften von der Chemie

Chemielaborantin mit Reagenzglas (Foto: AP)
Chemiebranche präsentiert hervorragende ZahlenBild: AP

Auch von der deutschen Chemieindustrie, dem viertgrößten Industriezweig des Landes, werden kurz vor Weihnachten frohe Botschaften verkündet: In diesem Jahr wuchs die Produktion der Branche um satte elf Prozent gegenüber dem Vorjahr und verzeichnet damit das größte Plus seit 34 Jahren. Nach dieser rasanten Aufholjagd rechnet sie jetzt zwar mit ruhigerem Wachstum, aber eben weiterhin mit Wachstum. 2011 werde die Produktion um 2,5 Prozent und der Umsatz um 4 Prozent ansteigen, teilte der Verband der Chemischen Industrie (VCI) am Dienstag (14.12.2010) in Frankfurt mit.

Damit hat die Branche im laufenden Jahr die von der Finanz- und Wirtschaftskrise verursachten Einbrüche in nahezu allen Kennzahlen wieder aufgeholt. Der Umsatz wird 2010 auf über 170 Milliarden Euro geschätzt, das entspricht einem Zuwachs von 17,5 Prozent. Glänzend lief vor allem das direkte Geschäft mit Kunden im Ausland. Es erreichte mit über 99 Milliarden Euro einen bislang nicht gekannten Rekordwert. Allerdings bremste der Präsident des VCI, Klaus Engel, die Euphorie: "Das rasche Comeback der Weltwirtschaft, das uns in den zurückliegenden zwölf Monaten getragen hat, ist auch auf eine expansive Geld- und Fiskalpolitik zurückzuführen. Von einem selbsttragenden Aufschwung der Weltwirtschaft kann deshalb nicht die Rede sein".

Produktionssteigerung = Lohnsteigerung?

Chemiker im Labor (Foto: Fotolia)
Gefordert werden wohl bis zu 7 Prozent mehr Lohn in der Chemiebranche

Dementsprechend wird es von Seiten der Arbeitnehmer wohl wieder heißen: "Chef, ich will mehr Geld!" In den anstehenden Tarifrunde plant die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) voraussichtlich 6 bis 7 Prozent mehr Gehalt zu fordern. Vor allem nachdem die Arbeitnehmer in der vergangenen Tarifrunde auf eine prozentuale Einkommenserhöhung verzichtetet hatten. Die Tarifrunde für 550.000 Beschäftigte beginnt im Februar.

Die Tarifrunden 2011 werden den Beschäftigten in Deutschland wahrscheinlich spürbar mehr Lohn und Gehalt bringen. Der Verteilungsspielraum liege bei 3,5 Prozent, sagte der Tarifexperte des gewerkschaftsnahen WSI-Instituts, Reinhard Bispinck. In einigen Branchen wie der Chemie könnten die Abschlüsse noch darüber liegen. Vor allem das im September vereinbarte Plus von 3,6 Prozent in der Stahlindustrie würde voraussichtlich als Orientierung für Verhandlungen im nächsten Jahr dienen.

Auch ifo-Institut glaubt an Wachstum

Wirtschaftsforscher Hans-Werner Sinn (Foto: AP)
ifo-Chef Hans-Werner SinnBild: AP

Gestützt werden die positiven Prognosen vom Münchner Ifo-Institut. Auch dort glaubt man zwar, der Wirtschaftsaufschwung werde im kommenden Jahr an Fahrt verlieren, bleibe aber immer noch im Plus. Nach einem Wachstum von voraussichtlich 3,7 Prozent in diesem Jahr wird es 2011 bei 2,4 Prozent liegen, prognostizierte Ifo-Chef Hans-Werner Sinn. Deutliche Verbesserungen erwartet Sinn auf dem Arbeitsmarkt. "Die Arbeitslosigkeit dürfte im Jahresdurchschnitt um 300.000 Personen sinken." Nachdem die Firmen in diesem Jahr vor allem Zeitarbeiter eingestellt hätten, sei 2011 auch mit Zuwächsen bei den Stammbelegschaften zu rechnen.

Zum Hauptpfeiler des deutschen Aufschwungs dürfte sich 2011 die Binnenwirtschaft mausern. Die Inlandsnachfrage dürfte fast 90 Prozent zu diesem Wachstum beisteuern, erklärte das Ifo-Institut. Die Binnenkonjunktur sei bereits in diesem Jahr mit Abstand größter Wachstumstreiber gewesen und man rechne damit, dass die Bürger im kommenden Jahr ihre Ausgaben noch um 1,4 Prozent steigern.

Autor: Insa Wrede (dpa, afp)

Redaktion: Klaus Ulrich