"Wer will am Morgen noch die Neuigkeiten von gestern?" | Über die DW | DW | 04.06.2009
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"Wer will am Morgen noch die Neuigkeiten von gestern?"

Verändertes Medienverhalten, unterschiedliche Verfügbarkeit der Neuen Medien, Mediennutzung auf unterschiedlichen Märkten – diese Aspekte wurden am Eröffnungstag des Deutsche Welle Global Media Forum in Bonn diskutiert.

Howard Rheingold

Howard Rheingold

„Die Rolle der Journalisten ist im Zuge der tiefgreifenden Veränderungen der vergangenen zehn Jahre gleichermaßen wichtig geblieben, ja sie ist heute wichtiger denn je. Nur, heute gibt es Millionen oder sogar Milliarden von Reportern“. So skizzierte Howard Rheingold, Professor an der Stanford University in Kalifornien, USA, das neue Umfeld für einen sich wandelnden Journalismus. Der renommierte Autor, der sich seit über 20 Jahren mit den Avantgarde-Themen rund um Internet und Computernutzung vor allem der jungen Generation beschäftigt, hatte mit seinem Vortrag das Deutsche Welle Global Media Forum am Mittwoch eröffnet.

Um die Mediennutzung der Jugend ging es auch in einem Panel, bei dem Susan Gigli von InterMedia angesichts der dominierenden Rolle des Internets warnte: „Die junge Generation braucht auch Hintergrund, sonst bleibt alles nur eine Überschrift.“ Der große Vorteil des Internets sei die Interaktivität, auch die Wahlmöglichkeit. Gigli: „Wenn man etwas im Fernsehen verpasst hat, dann kam man es im Internet nachschauen.“

Guido Baumhauer

Guido Baumhauer, Direktor Distribution und Marketing der Deutschen Welle.

Ob Blogosphäre oder Internetnutzung insgesamt – hier stelle sich jeder Medienmarkt anders dar, sagte Guido Baumhauer, Direktor Distribution und Marketing der Deutschen Welle. „Der chinesische Markt funktioniert anders als der iranische. Um auf dem multimedialen Märkten wahrgenommen zu werden, braucht man Glaubwürdigkeit. Man muss Experten haben, man muss interagieren mit den Nutzern, man muss Fragen beantworten. Die Zeiten, in denen man Inhalte gesendet und damit seine Arbeit eingestellt hat, sind vorbei.“ Und Baumhauer stellte die provokante Frage: „Ist es wirklich so schlimm, wenn Zeitungen sterben? Wer ist noch daran interessiert, am Morgen die Neuigkeiten von gestern zu lesen, wenn man es auch frisch und in einen dynamischen Stil im Internet haben kann?“

Für die Argentinierin Claudia Acuna, Gründerin von Lavaca.org, geht es um die Frage: „Was ist noch ein richtiges Kommunikationsmedium, wenn die klassischen Medien sich in Marketingabteilungen verwandeln und wichtigere Geschäfte haben als die Verbreitung von Nachrichten?“ Sie beklagte im Workshop zum Thema Medien und Menschenrechte in Lateinamerika vor allem die wachsende Kommerzialisierung in ihrem Land. Das Internet sei zwar sehr wichtig, reiche aber nicht aus, um Informationen insbesondere über die Menschenrechte zu verbreiten, so Gloria Ortega von „Medios para la Paz, Kolumbien. In ihrer Heimat beispielsweise habe nur eine verschwindend geringe Minderheit Zugang zum Internet. „Ich bin nicht so optimistisch und denke, dass noch viel Zeit vergehen wird, bis die Neuen Medien tatsächlich etwas bewirken können.“

Andernorts zeigen etwa mobile Kommunikationsmöglichkeiten sehr wohl beeindruckende Wirkung: So verwies der pakistanische Medienexperte Tajdar Alim auf die Bedeutung von Handy-Kurzmitteilungen. Den SMS gehöre in Pakistan die Zukunft, sagte er angesichts von derzeit 90 Millionen Mobil-Nutzern.

Wie immer die weitere technische Entwicklung der Medien und Kommunikationswege auf den unterschiedlichen Märkten auch aussehen mag: Die journalistischen Standards und nicht zuletzt die Anpassung im Bereich journalistische Ausbildung müssten damit Schritt halten – das unterstrichen viele der Teilnehmer am ersten Tag des Deutsche Welle Global Media Forum.

  • Datum 04.06.2009
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  • Permalink https://p.dw.com/p/I3Fe
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