1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Was nach der Soforthilfe kommen muss

Karl Zawadzky5. Januar 2005

Die Bundesregierung stellt 500 Millionen Euro zur Bewältigung der Flutfolgen in Asien zur Verfügung. Inwieweit Hilfe über Geldzahlungen hinaus gehen soll und muss, erläutert Karl Zawadzky.

https://p.dw.com/p/6569
... und wie wird es in ein paar Monaten sein?Bild: AP

Bundeskanzler Gerhard Schröder zeigte sich glücklich und stolz über die Hilfsbereitschaft und die Anteilnahme der Deutschen mit den Opfern der größten Naturkatastrophe seit Menschengedenken.

Recht hat er: Die Flut war groß, die Hilfe ist es auch. Viele Bürger, viele Unternehmen spenden Geld, viele bieten Hilfsorganisationen ihre Mitarbeit an. Ärzten, Krankenschwestern, Katastrophenhelfer, Handwerker sind zum Einsatz bereit. Unternehmen stellen Geld und Sachleistungen zur Verfügung - von Arzneimitteln bis zu Transportkapazitäten. Und das alles schnell und unbürokratisch.

Wenn das Elend einem selbst nahe ist

Die schnelle Hilfe mag unter anderem daran liegen, dass nicht nur Einheimische ums Leben gekommen sind oder ihre wirtschaftliche Existenz verloren haben, sondern auch Europäer, die an Traumstränden ihren Weihnachtsurlaub verleben wollten. Dadurch wird das Ausmaß der Katastrophe auch im fernen Europa ganz direkt erfahren. Hinzu kommt die schnelle und umfassende Information über die Naturgewalt und das menschliche Leid: Die Welt ist in Trauer und Hilfsbereitschaft vereint.

Die große und großzügige Hilfe von deutschen Privatleuten und Unternehmen ist ein ermutigendes Zeichen. Ebenso verdient Anerkennung, mit welcher Selbstverständlichkeit die Bundesregierung erst die Soforthilfe angekurbelt hat und nun die Hilfe für den Wiederaufbau in den von der Katastrophe betroffenen Regionen einleitet. Deutschland ist zur Stelle, wenn die Not groß und mit eigenen Mitteln nicht beherrschbar ist.

Langfristige Verteilung und Kontrolle

Bundesaußenminister Joschka Fischer reist am 7. Januar nach Thailand, Sri Lanka und Indonesien, um mit den dortigen Regierungen die Rahmenbedingungen für die deutsche Wiederaufbauhilfe zu besprechen. Dabei wird es nicht nur um die Bewältigung der Flutkatastrophe im Indischen Ozean gehen, sondern auch um Vorsorge, also um den Aufbau eines Forschungs- und Informationssystems, wie es im Pazifik und in seinen Anrainerstaaten vorhanden ist.

Dabei haben die Spender und Steuerzahler in Deutschland ein Anrecht darauf, dass ihr Geld auch bei den wirklich bedürftigen Menschen ankommt und nicht ein Opfer der Korruption wird. Klar ist: Bei der Soforthilfe kann nicht mit dem spitzen Stift gerechnet werden. Streuverluste sind unvermeidbar, wenn Lebensmittel über unwegsame Gebiete aus Hubschraubern und Flugzeugen abgeworfen werden.

Das gilt jedoch nicht für den sorgsam zu planenden Wiederaufbau. Da werden gemeinsam mit den lokalen Behörden und der betroffenen Bevölkerung Projekte im Bereich der Verkehrsinfrastruktur, von Schulen, Krankenhäusern, Unterkünften und der wirtschaftlichen Entwicklung geplant und ausgeführt. Da geht es auch um Kalkulation und Abrechnung - anders kann und darf es nicht sein.

Nur gemeinsam sind sie stark

Die Ärmsten sind in besonderem Maße auf Hilfe angewiesen. Das gilt für die Menschen wie für die Länder. Und das bedeutet: Indien und Thailand werden nicht im Zentrum der deutschen Wiederaufbauhilfe stehen, sondern die Hilfe wird sich auf Sri Lanka und Indonesien konzentrieren. Dabei geht es nicht nur um die Finanzierung und Ausführung von Hilfsprojekten durch deutsche Organisationen, sondern auch darum, durch Erleichterung beim Schuldendienst die Selbsthilfemöglichkeiten dieser Länder zu stärken. Deutschland ist dazu bereit.

Erleichtert würde das Engagement nicht nur der deutschen, sondern aller Hilfskräfte und natürlich auch der Überlebenden der Flutkatastrophe, wenn es in diesen Ländern über den Gräbern der Opfer zu einer nationalen Versöhnung käme. Schließlich darf auch eines nicht vergessen werden: Die tagtägliche Katastrophe in den ärmsten Ländern der Welt, vor allem in Afrika, wo jedes Jahr sehr viel mehr Menschen an Malaria, Aids und Hunger sterben als die Flut im Indischen Ozean an Opfern gefordert hat.