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Von der Leyen kritisiert Lage der Frauen

8. März 2011

Am Dienstag hat zum 100. Mal der Internationale Frauentag stattgefunden: Deutschland hinkt in Sachen Gleichberechtigung im EU-Vergleich hinterher. Bundeskanzlerin Angela Merkel fordert Männer zur Selbstreflexion auf.

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Ursula von der Leyen (Foto: dapd)
Ist unzufrieden mit der Situation der Frauen in Deutschland: Ursula von der LeyenBild: dapd

Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen hat anlässlich des internationalen Frauentags die Situation in Deutschland abermals kritisiert: Es sei blamabel, dass es in den deutschen Vorständen lediglich drei Prozent Frauen gäbe, sagte sie am Dienstag (08.03.2011). Damit würde Deutschland sogar hinter Ländern, wie China, Brasilien und Russland liegen. Von der Leyen ist deshalb nach wie vor für die Einführung einer Frauenquote für Posten in Konzernführungen.

Anders sieht das weiterhin Angela Merkel. Die Bundeskanzlerin wandte sich in einem Beitrag für die Ausgabe der Berliner "Tageszeitung" an die Bevölkerung. In diesem richtete sie sich an die Männer, die den Weltfrauentag besonders zum Nachdenken nutzen sollten. Im Gegensatz zu von der Leyen ist Merkel gegen die Einführung einer gesetzlichen Arbeitsquote. Stattdessen sollen familienfreundlichere Arbeitszeiten dem Ungleichgewicht entgegenwirken. Unterstützung erhält sie dabei von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder. Damit stoßen beide CDU-Politikerinnen bei vielen Frauen jedoch auf großen Widerstand: Das Nein von Angela Merkel raube Frauen viele Chancen, beklagten die Grünen-Chefin Claudia Roth und die Frauenpolitikerin Astrid Rothe-Beinlich.

Große Lohnunterschiede

Gewerkschaften kritisierten erneut die hohen Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen. Frauen verdienten im Schnitt 23 Prozent weniger als Männer, gab der zweite Vorsitzende der IG Metall, Detlef Wetzel zu Bedenken. Die Gewerkschaft Verdi gab an, dass 70 Prozent der geringfügigen Beschäftigung von Frauen ausgeübt würden. Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall sowie die IG Bau warben für mehr Frauen in der Bau-, Metall- und Elektroindustrie. Positives hatte hingegen der Industrieverband BDI zu verkünden: Seit 2002 habe sich der Frauenanteil in der ersten und zweiten Führungsebene verdoppelt.

Demonstrationen für die Einführung des Frauenwahlrechtes in Berlin (Foto: Ullstein Bild/Haeckel)
1911 fing alles an: Demonstrationen für die Einführung des Frauenwahlrechtes in Berlin

Besonders viele Mütter stehen jedoch weiterhin vor dem Problem, Kind und Beruf unter einen Hut zu bekommen: 72 Prozent der deutschen Mütter seien erwerbstätig, teilte das Statistische Bundesamt mit. Die Ergebnisse beziehen sich auf Mütter im Alter von 25 bis 49 Jahren mit mindestens einem im Haushalt lebenden Kind unter 25 Jahren. Im EU-Vergleich liegt Deutschland damit lediglich im Mittelfeld: Deutlich häufiger gingen Mütter in Slowenien (86 Prozent), Litauen (79 Prozent) und in den Niederlanden (79 Prozent) einer Arbeit nach. In Malta, Italien und Griechenland gingen die wenigsten Mütter arbeiten.

Ungleichberechtigung in Afrika und Asien

Weitaus größere Differenzen zwischen beiden Geschlechtern gibt es jedoch in anderen Ländern: Die CDU/CSU-Fraktion wies darauf hin, dass Frauen in vielen Teilen der Welt immer noch kein selbstbestimmtes und freies Leben führen könnten. Mädchen in Asien haben nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation schon im Kindsalter Nachteile gegenüber Jungen. Besonders schlecht geht es auch Frauen in Äthiopien: Angaben der Hilfsorganisation "Menschen für Menschen" zufolge sind dort die Frauen von der Armut weitaus stärker betroffen, als die Männer. Die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Cornelia Piper, wies darüber hinaus auf die Ungleichberechtigung im arabischen Raum hin.

Der Weltfrauentag wurde auf Initiative der deutschen Sozalistin Clara Zetkin auf der II. Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen 1910 beschlossen. Er fand erstmals am 19. März 1911 statt. Der DGB plant aus diesem Grund für den 19. März 2011 eine zentrale Veranstaltung zu 100 Jahren Frauentag in Berlin.

Autorin: Jill Wagner (mit rtr, epd, dpa, ap)
Redaktion: Martin Muno