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Verhaltener Optimismus in Aceh

Alexandra Frick15. August 2005

Am Montag (15.8.) wurde der Friedensvertrag für die indonesische Region Banda Aceh unterzeichnet. Ausländische Beobachter und Geld sollen nach zwei Fehlversuchen helfen. Die Hoffnung der Menschen auf Frieden ist groß.

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Soldaten der Rebellenbewegung in AcehBild: AP

"Wir haben hier die Verpflichtung auf eine friedliche Einigung unterschrieben und wollen nun die alte Trennung zwischen 'denen' und 'uns' überwinden", sagte der indonesische Justizminister Hamid Awaluddin am Montag (15.8.2005) nach der Unterzeichung des Friedensabkommens zwischen der indonesischen Regierung und der Rebellenbewegung "Freies Aceh" (GAM) in Helsinki. Malik Mahmud, Anführer der GAM bekräftigte: "Die dunklen Tage liegen jetzt hinter uns."

Fast 30 Jahre Bürgerkrieg

Seit Mitte der 1970er-Jahre tobte in der indonesischen Region Banda Aceh ein blutiger Bürgerkrieg, der nahezu 15.000 Menschen das Leben kostete. Die Region ist reich an Erdöl und Erdgas und liefert zudem Holz, Kautschuk, Kaffee und Palmöl. Die wirtschaftliche Benachteiligung der Region durch die Regierung in Jakarta und die Brutalität des Militärs führten zu jahrzehntelangen schweren Auseinandersetzungen.

In fünf Verhandlungsrunden haben sich die indonesische Regierung und die GAM nun unter Vermittlung des ehemaligen finnischen Präsidenten Martti Ahtisaari auf ein Friedensabkommen geeinigt. Bereits 2001 und 2002 waren Friedensverträge geschlossen worden, aber die Kämpfe jedes Mal wieder aufgeflammt. Nun besteht neue Hoffnung. Nach den verheerenden Auswirkungen des Tsunami vom 26. Dezember 2004, bei dem in Aceh 170.000 Menschen starben, kamen die beiden Konfliktparteien im Januar am Verhandlungstisch zusammen. Die Rebellen rückten schließlich von ihren Unabhängigkeitsforderungen ab, während die Regierung in Jakarta der Provinz Aceh eine Teilautonomie zugestand.

Ausländische Hilfe als Anreiz

Susanne Schröter, Professorin für Südostasienkunde an der Universität Passau, führt zurzeit ein Post-Tsunami-Monitoring in Indonesien durch. Die langfristige Studie soll zeigen, wie sich die indonesische Gesellschaft nach dem Tsunami, durch den Einfluss ausländischer Helfer und ausländischen Kapitals verändert. Sie unterstreicht die Wichtigkeit des ausländischen "Tsunami-Kuchens" für die Durchführung des Friedensabkommens: "Jeder weiß hier, wenn man nicht politisch ein bisschen Fortschritte zeigt, dann wird das Geld, oder werden große Teile des Geldes, zurückgehalten", sagt Schröter. Unbewaffnete Beobachter aus EU-Ländern und den südostasiatischen ASEAN-Staaten sollen die Durchführung des Abkommens am Dienstag (16.8.) kontrollieren.

Das Friedensabkommen bestimmt, dass die Provinz Aceh Anspruch auf 70 Prozent aller Einnahmen aus Öl- und Erdgasförderung hat. Außerdem tritt innerhalb von zwei Wochen eine Amnestie für die verurteilten Mitglieder der Rebellenbewegung in Kraft. Gleichzeitig sollen die Separatisten ihre Waffen abgeben und die fast 30.000 Soldaten der Regierung abgezogen werden. Die soziale und politische Integration der Rebellen ist angestrebt. Doch Schröter sagt, dass es nicht einfach sein wird, den Rückzug der Truppen oder die tatsächliche Entwaffnung der Rebellen zu kontrollieren. "Da muss man darauf vertrauen, dass es genügend Druck im Land von der Bevölkerung gibt, dass die Kämpfer tatsächlich gezwungen werden, sich an das Friedensabkommen zu halten", betont sie.

Ein wichtiger Punkt des Friedensabkommens ist die Ausnahmegenehmigung für die Provinz Aceh, eine lokale Partei zu gründen. "Das ist nach dem indonesischen Recht nicht möglich und daher gab es große Debatten im Parlament", erklärt Schröter. Normalerweise müssen Parteien in mindestens der Hälfte der indonesischen Provinzen vertreten sein, so sollen Unabhängigkeitsbestrebungen unterbunden werden.

Trommeln erklingen wieder

Das Abkommen wird von Teilen der Armee und den Nationalisten abgelehnt. Auch für den im Oktober 2004 gewählten indonesischen Präsidenten Susilo Bambang Yudhoyono ist die Durchführung des Friedensabkommens deshalb eine Bewährungsprobe. Der kommende Monat wird für den weiteren Prozess von zentraler Bedeutung sein.

Hoffnung macht, dass die große Mehrheit der Bevölkerung von Banda Aceh hinter dem Friedensabkommen steht. "Im Moment sieht es tatsächlich so aus, als sei das eine Wende, alle sind zumindest verhalten optimistisch", meint Schröter. "Die Leute sind total aufgeregt und freuen sich wahnsinnig. Alle haben das Gefühl, dass es dieses Mal tatsächlich etwas wird." Symbolische Bedeutung hat auch das Erklingen der Rapai Pase, traditioneller indonesischer Trommeln, die seit vielen Jahren nicht mehr zu hören waren. In den letzten Tagen zogen die Trommler durch die Provinz Aceh und stimmten so die Menschen auf den Frieden ein.