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Tote bei Unruhen in Mosambik

2. September 2010

Bei Protesten gegen steigende Brotpreise sind in Mosambik am Mittwoch mindestens sieben Menschen getötet worden, darunter zwei Kinder. Die Polizei setzte nach eigenen Angaben Gummigeschosse gegen die Demonstranten ein.

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Entsetzen nach den Unruhen in Mosambik (Foto: AP)
Entsetzen nach den Unruhen in MosambikBild: AP

Tausende Menschen hatten am Mittwoch (01.09.2010) gegen steigende Preise protestiert, vor allem Lebensmittel, Energie und Fahrten in Minibussen sind deutlich teurer geworden. Jetzt plant die Regierung, die Preise für Brot um ein Drittel zu erhöhen. Das brachte das Fass zum Überlaufen: "Es gibt Dinge die teurer werden und die eigentlich nicht teurer werden dürften", sagte ein Demonstrant im Gespräch mit der Deutschen Welle. Und ein anderer schloss sich an: "Es ist traurig zu sehen, wie die Preise nach oben gehen für Wasser und Strom."

Mit scharfer Munition in die Menge gefeuert?

Eine Frau trägt einen Sack mit Lebensmitteln auf ihrem Kopf (Foto: DW-TV)
Preise für Lebensmittel steigen ständig

Die Proteste eskalierten, als die Polizei eine Demonstration mit Straßenblockaden stoppen wollte. Demonstranten warfen Steine, zündeten Autoreifen an. Dann schoss die Polizei, zunächst mit Gummigeschossen. Als diese Munition ausging, offenbar auch mit scharfer Munition. Der mosambikanische Umweltaktivist und Jurist, Carlos Serra Júnior, war einer der Augenzeugen der Demonstration: "Einer dieser Schüsse hat dann wohl einen Demonstranten getötet. Dann ist die Lage völlig außer Kontrolle geraten. Die Demonstranten haben daraufhin alles zerstört, was sie gefunden haben. Vor allem Symbole des Reichtums, den sie selbst nicht haben, wurden verwüstet."

Viertletzter auf dem UN-Entwicklungsindex

Frauen auf einem Markt (Foto: DW-TV)
Nur mühsam erholt sich das Land vom Bürgerkrieg (1977-1992)

Das südafrikanische Land gehört zu den ärmsten Staaten der Welt. Etwa 70 Prozent der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze, das jährliche Pro-Kopf-Einkommen liegt bei 800 US-Dollar. Im Nachbarland Südafrika sind es 9700 US-Dollar.
Der Inneminister Mosambiks, José Pacheco, rief im staatlichen Fernsehen dazu auf, Ruhe zu bewahren. Nur so könne der Kampf gegen die Armut geführt werden.

Die Bevölkerung klagt seit Jahren über steigende Preise für Benzin und andere Güter des täglichen Bedarfs. Wirtschaftsexperten werfen der Regierung eine verfehlte Steuerpolitik vor. Der mosambikanische Volkswirt Nuno Castel Branco erklärte gegenüber der Deutschen Welle, dass ausländische Firmen hohe Steuerermäßigungen bekommen, wenn sie in den Bergbausektor investieren oder Ländereien aufkaufen: "Stattdessen gibt die Regierung die Kosten der Krise komplett an die armen Schichten ab."

Steigende Preise, Verfall der Währung

Die Regierung hatte zudem in der Vergangenheit Subventionen für Brot, Wasser und Energie drastisch zurückgefahren, was die Inflation – zusammen mit der Abwertung der nationalen Währung Metical - noch beschleunigte. 2008 war es zu ähnlichen Ausschreitungen gekommen, bei denen mindestens sechs Menschen getötet worden waren. Nach den Unruhen hatte die Regierung angekündigte Preiserhöhungen für Benzin wieder abgesagt.

Autor: Dirk Bathe (rtr, apn)
Redaktion: Katrin Ogunsade